
Beobachtungen regelmässig erzielen zu können. Dies Avar um so
dringender geboten,, als es mir lange Zeit nicht gelingen Avollte, die
rothen Bacterien bei der Objectträgercultur dauernd in gutem Zustande
zu erhalten. ZAvar- blieben sie, nachdem ich schon H^S-lialtiges
Wasser als Cultiiriliissigkeit zu gebrauchen aiifing, 2 bis 3 Wochen
voUkommen gesund nnd Avnciisen g ut; dann aber gingen sie allmäh-
icb zu Grunde, ohne dass ich die Ursache anzugeben Avusste. Ueber-
haiipt war ihr ganzes Verhalten unter den b e k a n n te n Bedingungen
der mikroskopischen Cultur so launisch, dass eine regelmässige
Beobachtiing der EiitAvickelnng nach dem in dieser Untersuchung
üblichen Verfahren der andauernden coiitinuirlichen Beobachtung
einzelner Individuen zur Sache der Unmöglichkeit wurde Die Versuche
stellte ich mit mikroskopischen Culturen in derselben Weise an
AAue schon in meinem citirten Aufsatz beschrieben. Als Versuchs-’
Objecte haben _ mir hauptsächlich die Chromatiumarten gedient.
eider konnte ich diese Beobachtungen nicht soweit fortsetzen, dass
ich einen befriedigenden Einblick in die Ernährungsverhältnisse dieser
Oiganismen gewann. Gerade die interessanteste Frage, nämlich die
ubei die Bedeutung des Bacteriopurpurin für das Leben dieser Orga-
nmmen blieb vollständig rätliselhaft. Doch sind meine Ergebnisse
vmlleicht nicht ganz ohne Interesse, wenigstens für diejenigen, welche
diese so trage wachsenden und schwer cultivirbaren Organismen in
mikroskopischen Culturen beobachten Avollen.
Ich richtete besonders mein Augenmerk auf den Sauerstoff- und
Schwefelwasserstoffbedarf dieser Bacterien, auf ihre Ernährung mit
organischen Substanzen; weiter noch auf die Frage, ob die diePigment-
bildung so begünstigende Wirkung von F eS auch der EntAvickelun^
unserer Bacterien förderlich ist.
Was zunächst ihren S a u e r s to f f b e d a r f betrifft, so Avnrde schon
eiwahnt, dass sie in so gut wie sauerstofffreien Flüssigkeiten leben
kennen In dem Culturtropfen unter dem Deckglase ist ihr ganzes
eihalten dem der aiiaerobiotischen Bacterien sehr ähnlich. Sie
lalten sich stets im Centrum des Tropfens auf. Die beweglichen
orinen begeben sich nie oder äusserst selten in die Peripherie des
Iiopteiis. Selbst ausserordentlich liclitempfindliche Formen, wie die
Chromatien die sich bei einseitig einfallender Belenclitnng stets an
die helle Stelle bewegen und sich dort in dichten Massen ansammeln D
komen dodi nicht.einmal durch dieses Eeizmittel veranlasst werden,’
) Vgl. die Morphologie der Chromatien.
T
in die äusserstc Eandzone des Culturtropfens einzndringen; in einer
Entfernung von mehr als 1 mm vom Deckglasrande hört die Ansammlung
wie abgeschnitten auf. Auch in stark HaS-haltigem, also
0-freiem Wasser, suchen die rothen Bacterien nicht die äussersten
Eegionen des Tropfens auf. Ein solches Verhalten ist um so merkwürdiger,
als sie bei Sauerstoffmangel Aveder ihren Schwefel zu lösen,
noch zu wachsen im Stande sind. Sorgt man aber für genügende
Ventilation des Tropfens, indem man abwechselnd mit H^S-haltigem
und H2S-freiem, mit Luft geschütteltem Wasser auswäscht, so tritt nur
eine bedeutende Verschlimmerung im Zustande der Culturen auf. Der
geringste Ueberschuss von Sauerstoff wirkt unzweifelhaft schädigend.
Die Hauptschwierigkeit, welche den mikroskopischen Culturversuchen
im Wege stand, war demnach die Zuführung von Sauerstoff in der
richtigen Menge.
Es ist mir dann der Gedanke gekommen, die Bedingungen,
unter Avelchen diese Bacterien in Massenculturen gut gedeihen, nachzuahmen
und eine Menge Amn grünen Bacterien in die Culturtropfen
einziiführen. Diese Organismen sind so klein und wachsen in so
durchsichtigen gallertreichen Zoogloeen, dass sie die mikroskopische
Beobachtung gar nicht stören; sie wachsen auch im Tropfen gut und
Averden durch das Auswaschen in kleine Nester vertheilt, Avelche, da
sie am Glase gut haften, vom Wasserstrom nicht entfernt Averden.
Die Wirkung dieses Zusatzes war eine ausserordentlich günstige.
Die Chromatien sammelten sich nun bald um die grünen Zoogloeen
und betteten sich in dieselben ein, bald bewegten sie sich in die
zoogloeafreien Gebiete des Tropfens. Dieses Ansammeln in und um
die Häufchen von grünen Bacterien in dichter Berührung mit diesen
tra t manchmal ganz auffallend hervor. Besonders schön habe ich
es bei der Cultur einer kleinen Chromatinmform — C h rom a tium
v in o s nm (M onas v in o s a Cohn) beobachtet: waren die grünen Bacterien
in zahllosen kleinen Häufchen im Tropfen vertheilt, so sass manchmal
bei jedem ausnahmlos eine kleine Gruppe von Chromatien, während
die ZAvischenräume vollständig frei blieben. Thatsache ist, dass in
solchen Culturen mit Beimengung von grünen Bacterien, die rothen
Organismen vollkommen befriedigend gediehen, nnd dass die Cultur
von wenigen Exemplaren ausgehend, monatelang fortgesetzt werden
konnte. Dabei ging die Schwefeloxydation energisch in der diesen
Organismen eigenen Weise von Statten. Offenbar genügte ihnen die
kleine Menge A'on Sauerstoff, welche von den winzigen Zellchen bei
der Beleuchtung eines Wintertages (November-März) ausgeschieden wurde.