
Menge Schwefelwasserstoff gelöst enthalten. Ih r Hauptstandort sind
die Schwefelquellen. Eine H2 S-Ausscheidung kann auch in jedem
Sumpfe vor sich gehen, wo pflanzliche üeberreste faulen; das Wasser
braucht nui- Sulfate zu enthalten, welche bei der Celhüose-Gälirung
und anderen Eäulnissprocessen unter H^S-Entwickelung zersetzt
werden!). Auf diese Weise hängt die Vermehrung der Schwefelbacterien,
ausserhalb der Schwefelquellen, von der Thätigkeit anderer
Organismen ab, welche ihnen erst passende Lebensbedingungen
schaffen müssen. Das Vorhandensein reichlicher Mengen von Sulfaten
(Gyps) in natürlichen Gewässern erscheint somit als Hauptbedingung
einer bedeutenden Vermehrung dieser Organismen ausserhalb
der Schwefelquellen. Auf diese Weise erklärt sich auch die
massenhafte Entwickelung derselben im Meerwasser, in stillen Meerbusen
und Tümpeln, wo verschiedenartiger pflanzlicher (und thierisoher)
Detritus angehäuft wird, wie es W a rm in g für die dänische K ü ste 2)
und E n g l e r für die Kieler Bucht s) schildern. In Meerbuchten
längs der dänischen Küste, wo grosse Massen von faulenden Zosteren
angehäuft werden, erscheinen die betreffenden Bacterien, nach Warming,
so massenhaft, dass dadurch das Wasser auf weite Strecken
roth gefärbt wird; der Scliwefelwasserstoffgeruch soll in der ganzen
Umgebung dieser Standorte der Schwefelbacterien höchst lästig sein.
Sind in der Natur oder in einem Gefässe die Specialbedingungen
fü r das Leben der Schwefelbacterien geschaffen, so
erscheinen sie, und zwar gewöhnlich nicht eine vereinzelte Form,
sondern einige oder mehrere Formen zusammen. An einem Standorte,’
wo man vor dem Eintritt der Schwefelwasserstoffentwickelung keine
einzige von ihnen traf, hat man auf einmal eine ganze Eeihe von
mehr oder weniger älinliclien Formen in dichtem Gemenge vor sich.
Nach dem Gesagten besteht kein Zweifel mehr, dass das gesellige
Vorkommen dieser Organismen seinen Grund darin hat, dass ihnen
gleiche physiologische Eigenthümlichkeiten ziikommen, wenigstens im
Betreff der Eolle, welche Schwefelwasserstoff resp. Schwefel in ihren
Lebensprocessen spielen. Die vereinzelten Exemplare verschiedener
dieser Bacterien, welclie ziemlich verbreitet sind und vor dem Beginn
) Vergl. Hoppe-Seyler, Ueber die Giilinmg der Cellulose. Zeitschrift für
physiol. Chemie 1880.
1. C.
=') Ueber die Pilz-Vegetation des weisseu oder todten Grundes in der
Kieler Bucht.
— l í der
Hj S-Entwickelung ein kümmerliches Dasein fristeten oder im
Euhezustande sich befanden, gelangen mit der Hj S-Bildung im
Substrate sämmtlich zu bedeutender Vermehrung. Es ist klar, dass
aus diesem gleichzeitigen Erscheinen hier kein Schluss über einen
etwaigen genetischen Zusammenhang der verschiedenen Schwefelbacterien
Formen gezogen werden darf. Wir liaben hier n u r eine
bekannte sehr häufig unter den niederen Organismen beobachtete
Erscheinung vor uns, nämlich die gleichzeitige spontane Entwickelung
von mehreren Arten, welche im gegebenen Substrate einen gleich
günstigen Nährboden finden, wie z. B. Saccharomyces Mycoderma und
Bacterium aceti zusammen eine Kalnnliaiit auf gegohrenen Flüssigkeiten
bilden, oder viele Saccharomyces-Arten im Moste gesellig
wachsen u. s. w.
Ich gehe jetzt zu der C u l t u r dieser Organismen über. Was
zunächst die Gewinnung des nöthigen Materials betrifft, so sind diese
Bacterien, wie oben schon erwähnt, viel verbreiteter als man bisher
glaubte. Einige von ihnen sind in jedem Sumpfe oder Teiche vorhanden,
aber so spärlich, dass es nicht gelingt, dieselben bei director
mikroskopischer Untersuchung des W assers und Schlammes aufzufinden.
So sind sie, nach einer mündlichen Mittheilung des Herrn Prof. de Bary,
mit Ausnahme der gemeinsten farblosen Beggiatoa, in der nächsten
Umgebung Strassburgs nie beobachtet worden. Dennoch habe ich
das Vorhandensein von mehreren farblosen u nd rothen Arten im
Teiche des Botanischen Gartens, in kleinen künstlichen Bassins zur
Cultur von Wasserpflanzen u. s. w. constatirt, indem ich diese Organismen
in Gefässen mit aus den betreffenden Orten entnommenem
Wasser, Schlamm etc. spontan erscheinen Hess. Ich verfuhr gewöhnlich
auf die Weise, dass ich einige zerschnittene Stücke eines frisch
horausgenoinnienen Butomus-Ebizoms mit dem an demselben anhaftenden
Schlamm in ein tiefes, 3—5 Liter Wasser fassendes Gefäss
legte und ein paar Gramm Gyps zusetzte. Nach 5—Ttägigem Stehen
hei Zimmertemperatur beginnt die Hj S-En tw ick e lu n g , wodurch
zunächst der am Boden des Gefässes angesammelte Schlamm
geschwärzt wird; dann fängt die Flüssigkeit allmählicli an, von den unteren
zu den oberen Schichten fortschreitend, infolge der Ausscheidung
von Schwefel zu opalesciren, und endlich wird ein starker Gerucli
nach H, S bemerkbar; auf der Oberfläche bildet sich ein Häutchen,
welches aus Schwefel besteht. Nach 3—6 Wochen kann man schon
hei mikroskopischer Untersuchung ohne Mühe einige Foi-men von
Schwefelbacterien finden; weiterhin können sie sich unter Umständen