
wenn er einen Cladotlirixfaden aus einem ecliten, nachgewiesenermassen
un te r Beibehaltung seiner characteristischen Eigenschaften sich
theilenden Spirillum erzogen liätte. Das hat er aber nicht gethan.
Zu Cladothrix in naher Verwandtschaft steht eine fädige Bacterie,
welche unter dem Namen L e p to th r ix o c h r a c e a Kützing bekannt
ist. Zopf zieht auch diesen Organismus in den Entwicklungskreis
von C la d o th r ix d ic h o tom a , aber mit Unrecht. L e p to t h r ix
o c iir a c e a ist em selbständiger, cliaracteristischer Organismus, welcher
auf den ersten Blick von Cladothrix leiclit zu untersclieiden ist. Die
längere Beobaclitung der Entwickelung beider Organismen bei vollkommen
gleichen Bedingungen in einer Cultur, lässt keinen Zweifel
melir zu, dass beide Organismen in keinem genetischen Zusammenhänge
stehen. Sowohl morphologiscli wie physiologisch Q verhält sich
L e p to th r ix o c h r a c e a von Cladothrix verschieden und behält ihre
Merkmale bei langer Cultur unverändert. Die Entwickelung beider
Organismen ist sehr ähnlich; L e p to th r ix o c h r a c e a Aveist auch
dieselben Propagationserscheinungen wie Cladothrix auf. Die Ab-
gliederung von sehr lebhaft beweglichen Stäbchenschwärmern, welche
nach kurzer Schwarmzeit sich festsetzen und zu Eäden auswachsen,
tritt unter geAvissen Bedingungen massenhaft auf. Bei ungünstigen
Wachstlmmsbedingimgen sieht man die zu Eäden aneinandergereihten,
stäbclienförmigen Glieder in je vier bis fünf stärker lichtbrechende
Kügelclien sich verAvandeln, welche aus der gemeinsamen dicken
Scheide entleert werden. Ihre Keimung zu la d e n habe ich noch
nicht beobaelitet, halte sie aber fü r sehr Avahrscheinlich.
Ueber die Bedeutung dieser Zerfallsproducte der Stäbchen, dieser
„Coccen“, giebt die sorgfältige Arbeit von Kurth „Ueber Bacterium
Zopfii“ 2) genügende Aufklärung. Die langen, gewundenen Eäden dieser
Bacterie bestehen ebenfalls aus stäbchenförmigen Gliedern. Unter
Umständen trennen sich von den Fäden einzelne Glieder ab, welche
das ScliAvärmen antreten, Avie bei den beiden oben genannten Formen.
Der am häufigsten beobachtete Entwickelungsgang führt zur Trennung
der Stäbchen von einander und zum Zerfall derselben in Coccen. Diese
Coccen können sich, wie Kurth nachwies, nicht als solclie vermehren,
sondern Avachsen immer n u r zu Stäbchen und Eäden heran. Auf
diese Angabe ist besonderes Gewicht zu legen.' Des Weiteren zeichnen
sie sich, wie Kurth zeigte, durch grössere Widerstandsfähigkeit gegen
fl) Vergl. meinen Aufsatz „Ueber Eisenbacterien.“ Bot Z 1888
fl) Bot. Z. 1883.
schädliche Einwirkungen, wie Austrocknen und Hitze aus; ihnen kommt
demnach die Bedeutung von D a u e r s p o r e n zu. — Die Züchtungen
des B a c te r ium Z o p fii bei variirter Nahrung haben keine wesentlichen
Veränderungen in dem festgestellten Entwickelungsgange hervorgebracht.
F ü r diese drei artlirosporen Formen, welchen sich noch T h io th r ix
anschliesst, ist also im Wesentlichen der gleiche Entwickelungsgang
constatirt. Alle diese aus stäbchenförmigen Gliedern bestehenden
Fäden bilden S tä b c h e n g o n id ie n mit dem unwesentlichen Unterschied,
dass bei höher differenzirten Formen, welche einen Gegensatz
ZAvischen Basis und Spitze aufweisen, die Stäbchenabgliederung an
der Spitze beginnt und basipetal fortschreitet; während bei gleichförmig
gebauten dieser Process sich simultan im ganzen Verlaufe des
Fadens abspielen kann. Ausser den Stäbchengonidien, welche als
Propagationsorgane anzusehen sind, bilden diese Organismen (Thiothrix
ausgenommen) bei der Erschöpfung des Substrats oder sonstigen
ungünstigen Bedingungen C o c c o g o n id ie n , denen die Bedeutung von
Dauersporen ziigeschrieben werden muss. An diese vier genannten
Formen schliesst sich eine Reihe von morphologisch noch ungenügend
untersuchten Formen an, welche man gewöhnlich unter dem Gattungsnamen
L e p to th r ix zusammenfasst.
Einen absonderlichen, bis jetzt einzig dastehenden Fall stellt
C r e n o th r ix dar, welche, wie Cohn beschrieben, ihre Coccogonidien
durch Theilung der stäbchenförmigen Glieder nach drei Richtungen
des Raumes in besonderen Sporangien bildet. Ich habe unzweifelhafte
Crenothrixfäden noch nie vor Augen gehabt. Dagegen habe ich die
rothbraun gefärbten Zoogloeaformen, welche Zopf zu Crenothrix
rechnet'), längere Zeit cultivirt und constatiren können, dass sie mit
keiner fädigen Bacterie in morpliologischem Zusammenhänge stehen.
Ueber diese Organismen werde ich ein anderes Mal berichten. Hier
erwähne ich sie n u r deshalb, um anzudeiiten, dass Crenothrix zwar
Gonidien nach den von Zopf bestätigten Angaben von Colm bildet,
aber Avohl ebensowenig wie die oben erwähnten fädigen Bacterien die
mannigfaltige von Zopf ihr zugeschriebene Zoogloea-Bildung besitzt.
Es ergiebt sich aus diesen Betrachtungen, dass der sogenannte
„Zusammenhang der Spaltpilzformen“, Avelchen Zopf auf Grund seiner
Untersuchungen ü ber diese Bacterien endgiltig nachgewiesen zu haben
fl) Entwickelungsgeschichtliche Untersuchung über Crenothrix polyspora.
Berlin 1879.
■W in o g r a d s k y , Bacterien I. g