
bis Ende März 1888 cultivirt. In meinen Objectträgerculturen wnciis
er verliältnissmässig rascli und überfüllte manclimal den Tropfen mit
seinen grossen Zoogloeen.
Thioeapsa roseo-persieina nov. gen. und sp.
Dieser Organismus ist der Cliroococcacee A p h a n o c a p s a ausser-
ordentiicli ähnlich. Die Characteristik dieser von Nägeli Q: „Theilung
abwechselnd in allen Eichtungen des Raumes hei den successiven
Generationen; Zellen kugelig, mit dicken zusamnientliessenden Hüll-
membraiien, ivelclie ein meist striicturloses, gallertiges Lager bilden“,
ist aucii vollkommen auf Thiocapsa anwendbar. Von der phycoclirom-
haltigen Alge unterscheidet sich Thiocapsa durch Mangel an Pliycochrom,
ihre sehr intensive rosenrothe Färbung nnd ihren sehr reichen Gehalt
an ScliAvefelkörnchen. Diese sind bei geeigneten Bedingungen auffallend
gross, meistens zu e in em fast die ganze Zeile ausfüllenden
Tropfen verschmolzen. Die grossen Schwefelkörner mit der schönen
Färbung verleihen den Thiocapsa-Familien ein sehr characteristisches
Aussehen. Der Durchmesser der kugeligen Zellen betrug hei
dieser Art 2,8 fi. — Die WachsthumsAveise der Thiocapsa-Zoogloeen ist
in den Fig. 15a—d, Taf. IV dargestellt. (Vgl. Kguren-Erklärung). Die
kleine Gruppe a war am Anfang der Cultur mit einer deutlichen doppelt
contourirten Membran umgeben. Dann wurde diese Membran gesprengt
und die Zellen wie durch Aufquellen einer Zwischeiisubstanz weit
auseinandergeschohen (h). Bei weiterer Vermehrung bildeten sie eine
2- bis 3-schichtige, flache, der Unterlage fest angeheftete Zoogloea,
deren Ausbreitung n u r nach der Seite geschah, an welcher die Membran
anfangs gesprengt Avorden war (c, d). Ein dem obigen ähnliches locales,
anscheinend durch Aufquellen der Gallerte bewirktes Auseinander-
AA'eichen der Zellen Aviederholte sich bei weiterer Entwickelung von
Zeit zu Zeit, Avas eine Anhäufung der Zellen in dicker Schicht verhinderte
und eine schnelle Ausbreitung der Zoogloea in der Fläche
zur Folge hatte. In der That bleiben auch sehr grosse Zoogloeen
zAvei- bis dreischichtig, obgleich die Zellen sich ziemlich gleichmässig
nach allen Richtungen theilen. — Auf das Gesagte beschränkt sich die
Entwickelungsgeschiclite von Thiocapsa. Die Zoogloea der Fig. 15 habe
ich 6 Wochen lang beobachtet, Avohei sie mehrere Zehntel-Millimeter
fl) Einzellige Algen S. 52.
gross wurde, es sind aber weder ein AusscliAvärmen der Zellen, noch
sonstige neue Entwickelungsvorgänge eingetreten. Die Schwärm-
fähigkeit scheint wirklich den Thiocapsazellen zu fehlen, da sie auch
unter Bedingungen, wo ein massenhaftes Schwärmen der anderen
Eormen eintrat, vollkommen unbeweglich blieben.
T h i o p e d i a r o s e a n. sp.
So nenne ich eine selir kleine Schwefel-Merismopedia, welche
sich von der spangrünen Merismopedia durch Phycochrommangel,
Bacteriopurpurin- und Schwefelgehalt auszeichnet. Vielleicht ist diese
Species mit E r y th r o c o n i s l i t t o r a l i s Oersted und der kleinen
schwefelhaltigen Merismopedia, Aveiche Warming unter dem Namen
M e r ism o p e d ia l i t t o r a l i s Rah. beschreibt, identisch. Nach Warming
entwickelt sich diese längs der dänischen Küste stellenweise so massenhaft,
dass sie allein den Schlamm und das Wasser auf weite Strecken
roth färbt. In meinen Culturen trat im Frühling und Sommer 1887
dieser Organismus massenhaft auf. Es gelang mir vollkommen, reines
Material für meine mikroskopischen Culturen zu gewinnen und die kleine
Bacterie in denselben 2 Monate hindurch (2. Ju n i bis 1. August)
wachsen zu lassen. Sie wuchs verhältnissmässig rasch, und anfangs
in minimalen Mengen eingeführt, überzog sie nach einigen Wochen
Objectträger und Deckglas vollständig mit einer ununterbrochenen
rothen Haut.
Das Wachsthum der rundlichen i , l bis 2 ft im Durchmesser
haltenden Zellen besteht in einer sehr regelmässigen Streckung und
Theilung nach zwei Richtungen des Raumes, wodurch die bekannten
tafelförmigen Familien entstehen. Ein vom 26. bis 30. Ju n i con-
tinuirlicli beobachteter Fall ist in Fig. 18, Taf. I I I dargestellt. Die
Zellchen sind durcli Gallertsubstanz mit einander verbunden und
scheiden manchmal eine ziemlich dicke gemeinsame Gallertliülle aus.
In dieser anscheinend festen Hülle werden die Zellen bei fortschreitender
Vermehrung aneinandergepresst, so dass sie gegenseitig abgeplattet
und zwischen einander eingekeilt werden; daher bekommen sie manchmal
eine ganz unregeimässige Form (Fig. 18 h). Schliesslich wird die
characteristische Anordnung der Zellen undeutlich, die tafelförmige
Familie verwandelt sich in ein Häufchen von Zellen; diese zerstreuen
sich bald, indem die e in z e ln e n Z e lle n a u s s c h w ä rm e n . In meinen
mikroskopischen Culturen zerstreuten sich die F’amilien nach der