
Amoebobacter und Lamprocystis beobachtet, Avobei diese letzteren in
cliaractcristischer Weise solir üppig Avuohsen. Es kann demnach
keinem ZAvoifel unterliegen, dass Thiopolycoccus ein selbständiger
Organismus ist, A\"clciier von den envalmten durcli die constante
Lruppirung seiner Zollen zu soliden Körpern verschieden ist.
Thiodictyon gen. nov.
Ebenfalls in Familien lobende Organismen mit stäbchenförmigen,
oft sclilank spindelfönnigen Zellen. Meines Wissens bis jetzt n u r bei
Kay Lankester (1. c.) erAvälint, als eine Wuclisform von B a c te r ium
r u b e s c e n s — »reticular aggregations of plastids« — und abgebildet
in lig . 19 und 23. Die hieiiier gehörigen Formen findet man ziemlich
selten und in ganz unbedeutenden Mengen zAvisohon anderen rothen
SchAvefelbacterien. Reineres Material in grösseren Mengen sich zu
vei-sciiaffen ist liier ganz uiimöglicii.
Icli Aermag niclit anzugeben, ob diese Organismen denen von
A m o e b o b a c te r ähnliche Ruhezustände besitzen. Ich habe dieselben
nie getroffen. Die zarten, fast ungefärbten Tliiodictyonfamilien sind
am Aniaiige der Cultur in dem lebliaft gefärbten Gemische ver-
scliiedener rotlier Bacterien überliaupt sclnver aufznfinden. Nach
einigen Tagen findet man um das in die mikroskopische Cultur oin-
geführte Stückchen der rothen Haut einige, geAvöhnlicli n u r Avenige,
Tliiodictyonfamilien, Avelclie aus demselben ausgekroclien sind und schon
jeder gemeinsamen Hülle eiitbelireii. Eine eben zum Vorscliein gekommene
Familie stellt geAvöhnlich einen länglichen, unregelmässigen
Koiper vor, Avelcher aus ein bis drei Schicliten dicht und parallel aneinander
gelagerter Stäbclien besteht und flach auf dem Glase ausgebreitet
ist. (Flg. 16). Stellt man diese Familie ein und beobachtet sie einige
Tage, so bemerkt man, dass die Stäbclien sich langsam umlagern,
Avobei die Grösse und Gestalt der Familie von Tag zu Tag verändert
Avird. Und zAvar gellt diese Umlagerung immer annähernd in gleicher
Weise vor sich und fülirt zu einer sehr characteristisclien Gruppirung
der Zellen. Die Stäbclien Aveiclieii zuerst auseinander, so dass in der
dichten flaclien Stäbchenmasse allmälilicli mehrere eckige Lücken entstellen
(Flg. 13), oder bei kleinen Familien trennen sie sich auf einmal
von einander und nehmen eine lockere Lagerung an (Fig. 16, 17).
Die Umgruppirung, manchmal von nicht unbedeutenden Verscliiebimgen
begleitet, dauert fort, bis die Stäbchen sich mit ihren Enden zu einem
manchmal sehr regelmässigen, hydrodictyonähnlichen MaschenAverk
verbinden. (Fig. 14). In meinen Objectträger-Culturen erreichten
diese Netze eine Grösse von mehreren Zehntel-Millimetern; ihre Zartheit
und Eleganz sind scliAver durch eine Zeichnung Aviederzugeben.
Is t einmal die hydrodictyonartige Gruppirung zu Stande gekommen,
so Avächst die Familie meistens unboAveglich Aveiter. Sie kann
sich in ZAvei Familien theilen, Avas durch Trennung der Stäbchen-
endeii in einigen benachbarten Maschen, quer durcli die Familie, be-
Avirkt Avird. (Fig. 14.) Ausser dieser geAvöhnliclien Theilung gelang
es mir noch, die Abtrennung kleiner, etwa 5— 15 zelliger Verbände
von den grösseren Familien zu beobacliten, welche eine lebhaftere
BeAvegliclikeit zeigten und sich verhältnissmässig rasch von diesen
entfernten. Diese B ild u n g v o n b eAveglichen F am i li e n , Avelche
gewissermassen als ein Propagationsvorgang zu deuten ist, habe ich
im Ganzen n u r zAvei Mal beobachtet. Am 10. December Vormittags
fand icli in der nächsten Nähe der eingestellten, seit Wochen beobachteten
Familie eine unzAveifelhaft von derselben abstammende
kleine, aus etwa 15 Stäbchen bestehende Familie (Fig. 15), Avelche
sehr eigenartige Bewegungen ausfülirte. Sie Avar etAva mit einer
kleinen, nicht ganz regelmässigen Pyramide zu vergleichen, in der
die Lücken zwischen den Stäbchen die Flächen, die Stäbclien-
reihen die Kanten vorstellteii. Ich sali dieselbe sich auf eine Ecke
stellen, auf derselben sich umdrehen, dann sich umlegen und, auf
eine ihrer Kanten oder Flächen sicli stützend, hin und lier pendeln,
dann wieder sich umlegen u. s. w. Wenn sie sich immer nach derselben
Richtung umlegte, so kam eine, allerdings selir unbedeutende,
rollende Ortsbewegung zu Stande. Am Abend desselben Tages, etwa
nach 9 Stunden war sie ziemlich weit fortgekrocheii und noch beweglich,
auch nächsten Tag gegen Mittag dauerten die eigenthümlichen Bewegungen
noch fort. Ilir Aveiteres Schicksal ist mir unbekannt. Ein
zAveites Mal war es eine ganz kleine Gruppe von 5 Stäbchen, die
ungefähr 3 Stunden in BeAvegung beobachtet und dann aus den
Augen verloren wurde.
Es ist noch zu ei'Avähnen, dass unter ungünstigen Bedingungen
die Netze sich wieder in eine compacte Stäbchenmasse verAvandelii
können. Eine Encystirung gelang es mir indess niclit zu beobachten.
Ich habe einige Formen von Tliiodictyon in meinen Ohject-
trägercultureii beobachtet. Manche zeigten nu r unbedeutende Grössenunterschiede,
wie z. B. die Form der Fig. 16— 17 und die der
Fig. 13— 15, Avelclie ich in verschiedenen Culturen gezüchtet liabe.
Ich Aveiss nicht anzugehen, ob es distincte F’ormeii sind; jedenfalls
"W in o g r a d s k y , Bacterien I. q