
ganz gewaltig Tenneliren. Was die Arten, welche ich auf diese Weise
bekam anbetrifi't, so sind n u r einige der weissen Beggiatoen eine
ganz constante Erscheinung. Oft werden diese von einer anderen
fädigen Schwefelbacterie, welche ich T h io t h r ix nenne, begleitet. Ich
erhielt auch manchmal 3 - 4 Arten von rothen, beweglichen Eornien
welche zum Theil von Cohn als Monas O k e n ii und M o n a s v in o s a
beschrieben sind. Diese letzteren erscheinen aber seltener, als
Beggiatoa, welche entschieden die gemeinste Schwefelbacterie ist.
Dass man verhaltmssniiissig so lange warten muss, bis man eine
namhafte Vermehrung dieser Organismen in den Butomus-Culturen
bekommt, ist dem ihnen eigonthümliclien langsamen Waclisthum
zuzuschreiben, sowie der sehr spärlichen Menge derselben in dem
angewandten Material. Das Material, welches ich aus reichen Standorten
zugesandt erhielt, cultivirte ich ebenfalls in diesen Gefässen mit
Elnzomstuckeni) und Gyps und erhielt nach Aussaat von nicht zu
grossen Mengen schon nach 3 Wochen eine so reichliche Entwickelung,
dass die Gefässwände ganz mit einem roth - violetten Ueberzuge
bedeckt waren, welcher aus fast allen bekannten rothen Schwefelbacterien
bestand.
Die Massenculturen haben mir n u r zur Gewinnung des zu r Untersuchung
nöthigen Materials gedient. A lle m e in e E e s n l t a t e s in d
d u r c h c o n t i iin i r lic l ie B e o b a c h tu n g in n i ik r o s k o p i s c l ie r C u l tu r
g ew o n n e n . Ich cultivirte meine Bacterien in einem mit Deckglas bedeckten
Tropfen anfeinem gewöhnlichen Objectträger; einige in den Tropfen
gestreute Deckglassplitter dienten, um den Deckglasdruck bei einem
möglichen partiellen Austrocknen der Flüssigkeit zu verhindern Auch
ist eine gewisse Dicke derFlüssigkeitsschicht nothwendig, um denSauer-
stoffzntritt und das Durclisaugen von frischer Flüssigkeit zu erleichtern
Ein möglichst häufiger Ersatz der Nährflüssigkeit ist selbstverständlich
h Id i gebrauchte zu diesem Zwecke auch andere Ehizome von Sumpfpflanzen,
ausgekochtes Heu u. s. w., erhielt aber keine so guten Resultate
wie mit Butomus. Ich schreibe dies dem Umstande zu, dass die Buto-
miis -Stucke sich sehr langsam zersetzen, sie ■ bleiben monatelang lebensfähig,
so dass sie sogar nicht selten in stark nach H, S riechenden Flüssigkeiten
Sprosse treiben. Das mit Gyps versetzte Wasser, in dem sie liegen
^ tw ick elt gar keinen fauligen, sondern einen ziemlich reinen Geruch nach
H, s und enthalt Faulnissbacterien fast nur am Boden auf den Ehizom-
Stucken^ und manchmal auf der Oberfläche als dünnes Häutchen Anders
z. B mit ausgekochtem und ausgelaugtem Heu, wo sich bald eine Gährung
mit lebhafter Gasentwickeliing und fauligem Geruch einstellt.
die Hauptbedingung eines normalen und einigermaassen dauernden
Wachstliums in einer mikroskopischen Cultur. Dieses Durchsaugen
der Flüssigkeit unter dem Deckglase, das Auswaschen der Cultur
kann nun mit einiger Vorsicht sehr leicht so oft als nöthig wiederholt
werden, ohne das fixirte Object wegzuspülen oder seihst von der
Stelle zu rücken, wenn dieses nicht in der Flüssigkeit suspendirt ist,
sondern, wenn auch noch so schwach, am Glase oder verschiedenen
Gegenständen haftet; das letztere trifft für die Mehrzahl unserer
Bacterien zu. F ü h rt man also in eine solche Cultur ein Flöckchen
von F ä d e n , ein Zoogloeahäufchen u. s. w. ein, so kann man es
Wochen-, ja monatelang cultiviren, indem man die Flüssigkeit so
oft erneuert, als es sich für ein gutes Wachsthum der beobachteten
Organismen nothwendig erweist. Zwischen den Beobachtungszeiten
werden diese Culturen natürlich in einer feuchten Kammer aufbewahrt,
heim langen Beobachten wird das Austrocknen durch Zusatz von
Tröpfchen destillirten Wassers verhindert.
Die Verfolgung der Entwickelungsgeschichte kann mit Hülfe einer
so einfachen Vorrichtung so genau als n u r möglich durchgeführt
werden, indem man eine Gruppe von Fäden oder Coccen wochenlang
beobachten kann. Man kann ferner ein und dasselbe Exemplar oder
dessen nächste Nachkommenschaft in einer Cultur un ter verschiedenen
chemischen Bedingungen leben lassen, indem man die Nährflüssigkeit
durch eine andere ersetzt; auf diese Weise kann ein Organismus auch
in ernährungs- physiologischer Beziehung studirt werden, ebenso wie
seine etwa vorhandene Anpassungsfähigkeit an wechselnden äusseren
Bedingungen einer experimentellen Prüfung unterzogen werden kann.
Es wird allgemein besonderes Gewicht darauf gelegt, dass man
die zu untersuchenden Formen vor allem isoliren, E e in c u l tu r e n
sich heranzüchten muss. Nun bietet aber hier das Heranzüchten
eines vollkommen oder auch n u r annähernd reinen Materials manchmal
ganz unüberwindliche Schwierigkeiten. Sowohl an den na tü rlichen
Standorten, als in künstlichen Massenculturen trifft man meistens
ein Gemenge von verscliiedenen Formen an. Eine sichere Methode
dieselben zu isoliren giebt es nicht. Alle Kunstgriffe, welche sonst
in der Bactériologie sehr gute Dienste leisten, lassen hier vollkommen
im Stiche. Die Gelatinemethode ist unanwendbar, weil diese Bacterien
in Gelatine rasch absterben, die Verdünnungsmetbode ebenfalls, weil
sie unter Anderem sich nicht gleichmässig im Wasser vertheüen, sondern
in schleimigen Knäueln oder Klumpen Zusammenhängen. Zwar kommt
der Zufall manchmal zu Hülfe und giebt die Möglichkeit, eine Form