
Leptothrixzustaiicl verstellt. Eine roth gefärbte Beggiatoa habe ich,
obgleich ich seit zwei Jahren Schwefelbacterien cultivire, und sehr
reiches Material von verschiodenen Ortend untersucht habe, nie angetroffen.
Auch in der sehr vollständigen und sorgfältigen Warming-
schen Beschreibung der an der dänischen K ü s te , dem reichsten
Fundorte dieser Bacterien, vorkommonden Formen ist eine roth
gefärbte Beggiatoa nicht angeführt. Was Zopf unter B e g g ia to a
ro s e o - p e r s i c in a meint, ist, AA^enn ich nicht irre , ein den Chromatiumarten
voi’Avandter Organismus, auf welchen ich weiter unten
zu sprechen komme. Er tritt nicht in so mannigfaltigen EntAvickehings-
znständen auf, Avio es Zopf für seine B e g g ia to a r o s e o - p e r s i c in a
annimmt.
Die ScliAviorigkciten, Avolche sich dem Beobachter boi einer ont-
Avickelungsgeschichtlichen Uutersuelmng dieser Organismen entgegenstellen,
sind sehr erheblich. Wie schon früher gesagt, erscheinen
dieselben fiist immer gesellig, a v o die ihnen günstigen Bedingungen
gegeben sind. In Form einer zusammenhängenden Haut überziehen
sie in Gemeinschaft mit verschiedenen Chroococcaceen die
Lichtseite der Culturgefässe. Untersucht man ein Stückchen von
dieser rothen H au t, so findet man manchmal eine Avahrhaft sinnver-
Avirrende Mannigfaltigkeit der Formen: Coccen, Stäbchen, gekrümmte
Formen aller möglichen Gestalt und Grösse, zum Theil zu verschiedenartig
gestalteten Zoogloeen gmppirt, findet man neben und durcheinander
in einem so innigen Gemenge, wie es bei einem gemeinsamen
Ursprung aller dieser Zellchen nicht inniger sein könnte. Hier sieht
man eine grosse Zelle oder eine Gruppe solcher zAvischen ganz
AAunzigen eingeklemmt, dort runde IndiAudueii von schlanken spindelförmigen
Stäbchen umgeben u. s. w. Um die Zoogloeamassen sieht
man schAvärmende Zellchen von mannigfaltiger Grösse, von den
Avinzigsten, Avie ein SchAvefelkörnchen aussehenden Coccen, bis zu den
stattlichen Chromatium-Formen. Alles dies, zusammen mit dem Umstande,
dass sie alle ähnliche Farbennüancen haben und Körnchen
enthalten, legt die Vermutlmng ihrer Zusammengehörigkeit sehr nahe.
Hält man es für zulässig aus dem gemeinsamen Vorkommen, den
Lagerungsverhältnissen, dem Vorhandensein von „Uebergangsformen“
fl) Von Dr. Büsgen in Jena erhielt ich drei Mal prächtiges Material von
diesen Bacterien aus der Umgebung von Jena und ein Mal von Dr. Elfving
aus Kopenhagen durch Vermittelung von Prof. de Bary. Diesen Herren muss
ich meinen verbindlichsten Dank aussprechen.
und ähnlichem Schlüsse auf die genetischen Beziehungen verschiedener
Fomien zu ziehen, so Avird die Frage nach dem
genetischen Zusammenhang der betreffenden Bacterienformen sofort,
bei blosser Betrachtung eines Hautstückchens im positiven Sinne
entschieden. F ü r die Anhänger der pleomorphischen Anschauungen
sind die Culturen dieser Bacterien ein ausgesuchter Fall. — Wollte
man andererseits vom entgegengesetzten Standpunkte ausgehend,
Genera nnd Species nu r nach der F’orm und Grösse der Zellen unterscheiden,
so würde man, selbst Avenn diese langwierige, durch die
Existenz von vielen „Uebergangsformen“ sehr erscliAverte Arbeit sicli
vollständig ausführen Hesse, doch zu keiner richtigen Vorstellung über
die Verwandtschaftsheziehungen dieser Organismen gelangen können,
wie aus der weiteren Darstellung .erhellen wird.
Nur d ie lü c k e n lo s e V e r fo lg u n g d e r E n tA v ic k e lu n g sv o r-
g ä n g e in m ik ro s k o p i s c h e n C u ltu r e n kann hier (wie überhaupt boi
niederen Organismen) Licht in diese verwickelten Verhältnisse bringen.
Ich habe mir demnach zur Aufgabe gemacht, einige Formen möglichst
lange in mikroskopischen Culturen un te r meinen Augen wachsen zu
lassen und n u r d ie d i r e c t b e o b a c h te te n Entwickelungsvorgänge
als für eine bestimmte Form characteristisch anzunehmen. Einer
sauberen, langen Beobachtung von Einzelfonnen in mikroskopischen
Culturen scheinen von Anfang an unüberwindliche SchAvierigkeiteu
im Wege zu stehen, da fast inmier ein sehr gemischtes Material zu
Gebote steht, und die Isolirung von Einzelformen Sache der Unmöglichkeit
ist. E in e s o lc h e I s o l i r u n g i s t h ie r a b e r a u c h g a n z
u n n ö th ig . Es genügt vollkommen, Avenn es gelingt, sich ein weniger
gemischtes Material zu verschaffen. Eichtet man sich, wie oben schon
beschrieben, eine mikroskopische Cultur ein, so ist es vor allem
Hauptsache, sich genau in derselben orientiren zu können, was man
am besten durch Herstellung eines Diagrammes oder Planes eiTeicht.
Dann wählt man sich eine Anzahl von Exemplaren oder Gruppen,
welche besonders günstig, d. h. frei liegen zur continuirlichen
Beobachtung. Da diese Organismen verhältnissmässig sehr langsam
wachsen, auch keine störenden Verunreinigungen der Cultur durch
fremde Organismen stattfinden, so kann die Beobachtung Avn eingestellten
Exemplaren und deren Nachkommenschaft, weim nötliig, ungehindert
Monate lang fortdauern. Hat man einmal den ganzen E n twickelungskreis
an einem und demselben Individuum von Anfang
bis zu Ende verfolgt, so hat man ein sicheres Kriterium, um andere
mehr fragmentarische Beobachtungen zu beurtheilen; sie lassen sich