meisten niclit sofort entfernen, weil sie zu molirorcn mit einander
verklebt herausgetreten ivareii. Und nun dreiito sicli die ganze Masse
der mit einander durch unsichtbaren Schleim verklebten Familien
(Fig. 8a) lind zuckte lieftig stundenlang liin und lior, bis die einzelnen
Familien sicli loslösteii und schnell daAmii schwammen. So ging es
den 5. und 6. December fort, und erst am 7. December friili liabe icli
die Gailertcyste leer, nu r mit einer darin stecken gebliebenen kleinen
Familie vorgefunden. (Fig 8 b.) Die leere Cyste konnte ich noch
4 Tage lang, durcli kleine Baoterien und A'erschiedenen Detritus begrenzt,
doiitlicii selicii.
Die sclnvärmenden Tliiocystisfamilieii sind pliototactisch. Wirft
man einen Klumpen von rothen Zoogloeamassen in ein tiefes Gefäss,
wo er zu Boden sinkt, so findet m an , wenn die Flüssigkeit HaS
enthält, iiacii etiva 1 0 - 1 4 Tagen an der dem Liciite zugekehrton
Wand einen selir zarten rotlien Anflug ans ganz jungen Thiocystis-
zoogloeeii, Avelciie aus eben zur Euhe gekommenen scliAvärmendeii
Familien liervorgegaiigen sind. Ich bekam auf diese Weise manchmal,
Avenn icli zur rechten Zeit etwas davon entnalim, sehr reines, insbesondere
A"oii anderen rothen Zoogloeaformen ganz freies Thiocystis-
material, das fü r meine mikroskopischen Culturen Vei-Avendung fand;
andere rothe Zoogloeaformen kommen aucli in diesen rothen üeber-
zügen auf der Lichtseite der Gefässe vor, aber bedeutend später als
Tliiocystis, da sie träger bcAvegliclie Schwärmer bilden oder zum Tlieil
auf andere Weise sich verbreiten. Iu meinen mikroskopischen Culturen
sali ich ebenfalls die Tliiocystisfamilien, sobald sie beAveglich Avurden,
nacli der Lichtseite des Tropfens sich begeben, avo sie in einer bedeutenden
Entfernung vom Deckglasrande zur Eulie kamen und mehrere
Millimeter grosso Flächen so dicht besetzten, dass die ganze Ansammlung
Avie e in e sehr grosse Tliiocystiszoogloea aussah.
In Objectträgerculturen dauert das Scliwärmen blos kurze Zeit,
Avoraiif die Familien sicli auf dem Glase festsetzen und zu neuen
Zoogloeen auswaclisen. Fig. 6 a , Taf. I I stellt eine eben zu r Euhe
gekommene Familie d a r, welche aus acht Coccen bestand und am
7. Jaiiuar eingestellt wurde (a). Am 8. J a n u a r tlioilte sie sicli in
zwei Tetradeii; am 10. bestand die eine aus acht Coccen, während
die andere schon in zAvei Gruppen von Auer zerfallen Avar (b); am
11. Avareii schon vier Tetraden da (c). Mit der Tlieilung der Familien
und Coccen ging auch eine Gallertbildung vor sich, so dass das Ganze
schon eine characteristische junge Tliiocystiszoogloea darstellte, also
den Zustand, von Avelcliem Avir in unserer Schilderung ausgegangen
sind. — Es b leib t m ir n u r noch ü b rig zu erAvähnen, dass mati in
alten Culturen n ich t se lten einzelne grosse, durcli eine besonders dicke
u n d stä rk e r lichtbrechende Gallerthülle sicli auszoichnende F'amilien findet,
Avelche aus besonders dicht zusanunengepressten Coccen bestehen u n d
möglicherAveise Dau erzustände u n s e re r Pflanze vorstellen. (Fig. 7.)
Es sind mir zwei von einander gut abgogrenzte Tliiocystisarten
genauer bekannt. Sie unterscheiden sicli durch die Grösse der Coccen
und Familien und durch die verschieden dichte Lagerung der letzteren
in der gemeinsamen Gallertcyste. Bei der länger beobacliteten Art
habe ich besonders darauf geachtet, ob die Grösse der Coccen constant
bleibt, d. h. ob d ie g le ic h e n D im e n s io n e n p e r io d is c h Avieder-
k e h r e n , oder ob diese allmählich sich verändern. Mit aller Genauigkeit
liess sich indessen diese Fi'age nicht entscheiden, da genaue Messungen
nicht ausführbar sind: die Coccen liegen zu. dicht, sie strecken sich
nach allen Eichtungen des Eaumes, man sieht also verschiedene
Coccen im optischen Längssclinitt, Querschnitt oder schief, darum
können sie in einer Familie ilirer Grösse und Gestalt nach verschieden
ausselien. Weiter kann man bei der dichten Lagerung der Coccen
nicht Avissen, in Avelchem Zustande ein Coccus bei der Messung ist,
ob vor oder unmittelbar nach der Tlieilung u. s. w. In einer und
derselben Zoogloea trifft man zu verschiedenen Zeiten einmal durchschnittlich
erheblich grössere, das andere Mal kleinere Coccen. Doch
wäre der Schluss, dass die Dimensionen derselben variabel sind,
unberechtigt. Da alle Coccen einer Zoogloea in ihrem Wachsthum
ziemlich gleichen Schritt halten, so müssen die Dimensionen derselben
zwischen einer gewissen Grösse und der doppelten variiren:
unmittelbar vor der Tlieilung Averden sie fast doppelt so gross sein als
nach der Tlieilung. Ein Blick auf die mit der Camera iucida möglichst
genau entAvorfenen Abbildungen einer und derselben Zoogloea zu verschiedenen
Zeiten (Fig. Ib is5 ), zeigt auch, dass dieCoccen baldgrösser, bald
kleiner sind und dass dann Avieder die ursprüngliche Grösse zurückkehrt. —
Die zwei mir bekannten Arten characterisiren sich folgendermassen:
T h io e y s t is v io la c e a . (Kg. 1 bis 7.) Coccen 2,7 bis 5,2 fi
gross. Familien in einer gemeinsamen, ziemlich dicken Gallerte
locker eingelagert. Färbung liell rosa oder rötlilich-violett.
T h io e y s t i s r iif a . (Füg. 8.) Messungen Avaren n ich t genau ausführbar.
Coccen sehr klein, n ich t über 1 ¡i. Fam ilien in der gemeinsamen
Gallertcyste Auel dichter gelagert. F ä rb u n g in tensiver, violett,
ro th oder brau n -ro th . Bei grossem E e ich th um an winzigen Schwefelkörn
ch en ganz scliAvarz.
■ \V in ü g r a ( l s k y , Bacterien I. 5