
weniger mit anderen Schwefelbacterien vermengt, oder sogar ganz von
diesen isolirt zu bekommen. Dies gelingt verliältnissmässig oft mit
den weissen Beggiatoen und anderen farblosen fadigen Arten, welche
unten als Thiothrix-Arton besclirieben worden. Diese Organismen
sind auch in der Natur, zumal in einigen Schwefelquellen, in grösser
Koinheit zu finden. Viel schwieriger ist es mit den rothen Schwefel-
bacterienformen zu erreichen. Ein günstiger Zufall ist aber auch
hier nicht ausgeschlossen. Man bekommt manclimal ein fast gleich-
föimiges Material oder n u r 2— 3 Eormen zusammen in den oben
eriyähnten Massenculturen, wenn man die angewandten Stoffe (Biitomus-
Rhizom und Wasser) aus einem Orte entnimmt, wo die betreffenden
Organismen ausserordentlich spärlich, für die directe mikroskopische
Untersuchung so gut wie gar nicht vorhanden sind. Hier ist das
Material schon unter den natürlichen Verhältnissen so „verdünnt“,
dass man entweder gar nichts von rothen Organismen in dem Cnltur-
gefässe bekommt oder sehr wenige Eormen zusammen, manchmal
auch zufällig eine Reinciiltur i). Hiergegen bekommt man bei der
Cultur von Material aus reichen Standorten ein Cliaos von mannigfaltigen
Eormen.
Wäre es möglicli, jede Form, deren Pleomorpliismus in Frage
steht, zu isoliren, so würde sich die Beobachtung sehr einfach und
bequem gestalten. Man brauchte nu r eine Form in einer mikroskopischen
Cultur längere Zeit unter möglichst verscliiedenen Bedingungen
wachsen zu lassen, um zu ermitteln, ob und in welchem
Grade sie variationsfähig ist. In der Melirzahl der Fälle aber ist
man darauf angewiesen, in den mikroskopischen Culturen von unreinem
manchmal sehr gemischtem Materiale auszugehen, da man doch keine
sichere Methode hat, die g ew ü n s c h te Form rein zu bekommen. Die
Beobachtung in einer solchen gemischten Cultur ist viel schwieriger,
erfordert schärferes Auipassen und Vorsicht, ist aber auch dann ganz
sauber durchführbar. In gewisser Beziehung ist sogar eine Beobachtung
mehrerer Formen unter einem und demselben Deckglase, nebeneinander,
geeigneter, als die isolirte Cultur, um auf die Frage: stehen
diese Organismen in genetischem Zusammenhänge? eine unzweideutige
Antwort zu geben. Diese Meinung wird durch folgende
kleine Betrachtung gerechtfertigt. — „Es is t, mau kann sagen
’) Eine Remcultur natürlich in dem Sinne, dass keine anderen Schwefelbacterien
vorhanden sind. Die spärlich vorhandenen kleinen Fäulnissbacterien,
Oscillarien und Chroococcaceen .kommen nicht in Betracht.
seibstvorständlich“ , bemerkt de Bary in seinen Vorlesungen über
Bacterien, „dass in den Fällen von Variation und Vielgestaltigkeit
äussere Ursachen formbestimmend ein wirken, dass die Wuchsform
einer Anpassung an wechselnde äussere Agontien entsprechen kann.“
So stellen sich die Sache auch die Autoren vor, welche die uns
interessirondon Bacterien für Entwickelungsstadien von einigen wenigen
pleomorphen Arten halten. Zopf will beobachtet haben, dass bei gewissen
Erniihriuigsbedingungeii bald die eine, bald die andere Fterm vorherrschend
wird und verspricht „die genaueren chemischen Bedingungen
dieser Vorkommnisse in einer späteren Publication mitzutheilen“ i). Sind
also 2 Formen gegeben, sagen wir Coccen und Stäbchen, welche W nchs-
formen einer und derselben Art sind, so müssen gewisse Bedingungen der
Cultur, beispielsweise die ausschliessliche Entwickelung von Stäbchen
hervorrufon, wobei eine Umwandlung von Coccen in Stäbchen direct
zu beobachten wäre. Wenn aber diese Umwandlung nicht eintritt,
wenn beide Fhrnien in einer Cultur, nebeneinander, ihren geschlossenen
Entwickelungskreis durclmiachen, unter veränderten Bedingungen
und überhaupt unter allen Bedingungen, wo sie zum Wachsthum
zu bringen sind, dasselbe thun, — so ist mau vollkommen berechtigt,
dieselben für selbständige Arten zu halten. Beobachtet man hingegen
diese FVrmen getrennt in verscliiedenen Culturen, so ist noch der
Einwand möglich, dass diese Constanz gerade durch die in beiden
Culturen möglicherweise etwas verschiedenen, (hier z. B. Coccen, dort
Stäbchen begünstigenden), Bedingungen verursacht wird. Dieser Einwand
ist n un vollkommen ausgeschlossen, wenn man die in FVage
stehenden Eormen unter e in em Deckglase, neben einander, in e in em
Gesichtsfelde beobachtet.
Es kommt schliesslich n u r darauf an, ob entwickelungsgeschichtliche
Untersuchungen in solchen gemischten Culturen sauber ausführbar
sind, und ob es für den Beobachter nicht zu schwierig ist, die
verschiedenen FUrmeii dauernd im Auge zu behalten. Man braucht
nur einige Uebung darin zu haben, sich in einem mikroskopischen
Ih’äparate zu orientiren; sonst begegnet man keinen Schwierigkeiten,
um so weniger, als eine und dieselbe Objectträgercultur Wochen
und Monate lang benutzt und so oft durchmustert wird, dass schliesshch
der Beobachter alles darin vorhandene, die gegenseitige Lage der
Gruppen, Einzelexemplare u. s. w., sehr genau kennt. Die Aufgabe
wird noch dadurch ganz wesentlich erleichtert, dass der störende
h 1. C. S. 34.