Hirfeen&omes zusammen zogen : eines derselben steckte ich auf die Spitze einer
feil ien Nadel und näherte es ganz behutsam und leise einem der ausgebreiteten
Organe meiner Gorgonie : Sogleich krümmten sich alle Tentakeln desselben um
es zu ergreifen, und fest zu halten; kurze Zeit nachher sah ich, -wie es anfieng,
in den kolorirten Kanal, -den ich für die Speiseröhre gehalten, hinab zu treten,
und wegen der Durchsichtigkeit des Körpers der Gorgonie konnte ich ganz genau
bemerken, wie es ailmalig immer weiter hinabsank, Ungefahr 8 oder 10 Minuten
lang bewunderte ich diefs Phänomen, denn so lange dauerte es, bis der ergriffene
Körper ganz durch den, etwas mehr als J Linie langen Kanal hinabgetreten war;
dann zog sich das Organ selbst zurück, wickelte sich halb zusammen, und blieb
so. Diesen Versuch stellte ich auf dieselbe Weise und mit demselben Erfolge
zweymal an.
So viele, zur Annahme der Speisen bestimmte Oeffnungen an Einem Thiere,
scheinen dasselbe als sehr gefräfsig zu charakterisiren ; sowol der Sümpfpolyp,
als die ganze Klasse der Infusorien ist auch in der That, nach der bekannten
Herren Trembley, Spallanzäiii und Corti Beobachtungen , ungemein gefräfsig; ich
selbst habe diefs oftmals auch bemerkt; allein von den beschriebenen Organen
der Gorgonie scheint diefs doch nicht zu gelten: sie stehen unbeweglich, und
es scheint, als wenn sie sich besonders an der Berührung des Wassers ergötzten,
und schon darin einigen Unterhalt fänden. Nicht immer entspricht das Volum,
des Körpers der Gefräfsigkeit. Wir sehen Infusionsthiere, deren Körper nichts,
als eine Blase ist, sich mit so vielen Thieten derselben Klasse anfüllen, dafs sie
tausend Unebenheiten, und unregelmäfsige Gestalten annehm'en. Die Gesetze
der Verdauung bestätigen diese Facta.
Und in 4Vahrheit, wenn ich auch, nicht blos Einmal, sondern zu zwey verschiedenen
Zeiten, die Gorgonie sich auf diese Weise nähren sähe, so war doch
das angeführte Experiment nicht immer von dem erwarteten Erfolg, wie bey
einigen andern, sehr gefräfsigen Thieren derselben Klasse, bey den Polypen des
süfsen Wassers, und den Infusorien. Diefs führt ganz natürlich auf den Gedanken,
die Gorgonie müsse sich auch noch auf andre Weise ernähren, und zwar vielleicht
von dem Elemente selbst, worin sie lebt, dem Wasser, Reicht doch die
blofseLuft, durch die, in ihr schwimmenden, Dünste hin, die Lichenen auf den
trocknesten Felsklippen zu ernähren, und das Wasser ist ja ein viel consisten-
terer nahrhafterer Körper; so ziehen ja auch die Fuci, die im Meere mit einer
ausgebreiteten Basis an den Klippen angewachsen sind, die Feuchtigkeit mit der
ganzen, vom Wasser berührten Oberfläche ein, und ich werde weiter unten zeigen,
dafs nur auf diese.Weise verschiedene Mollusken sich ernähren, die bis zu einer
Schwere von mehreren Pfunden anzuwachsen pflegen, und die ich Rhomben
und M ed u sen nenne. In diesem Umstande also zeigt sich .offenbar eine Analogie
dieser Thiere mit den Pflanzen, zu deren Wachsthum und Entstehung,
nach des berühmten du Hamei Erfahrungen das blofse Wasser hinreicht. Diefs
Wasser verändert sich dann mittelst der heterogenen Theile, die eg enthält, auf
verschiedene Weise in feste Massen,.je nachdem die Pflanzen verschieden sind, die
es äufnahmen.
Obgleich die Fortpflanzungsart der Gorgonie ein sehr schwer auszumachender
Gegenstand schien, so.begünstigte die Natur meine Untersuchungen darüber doch
so dafs dièse Funktion mir ganz klar vor Augen gelegt wurde. Als ich am üiten
May 17B4, in der obbenannten Grotte des Lazareths eine Gorgonie aufgefunden,
und mit der gehörigen Vorsicht in ein Gefäfs* gebracht hatte, bemerkte ich einige
kleine fleischfarbene Kügelchen, die in dem Wasser des Gefäfses herumschwammen
; da ich aber nur diese Eine Gorgonie in demselben hatte, sogerieth ich
auf die Vermuthung, dafs diese Kügelchen ihr zugehören, und also Theile von
ihr seyn könnten. ; Ich brachte also eins davon auf einen ausgehölten Glasschieber
unter das Mikroskop, und indem ich es, mittelst einer Nadel nach dem Mittelpunkte
zu schob, fühlte, ich, dafs es ein weicher nachgiebiger Körper war, wie
eine halbvolle Blase. Unter der Linse Noi 64. ,r erschien es indessen als eine
wahre Kugel*), und als ich diese mittelst zweyer»Nadeln zerdrückte, und die
in ihr enthaltene Materie ins Wasser gequollen war, entdeckte ich ein Aggregat
von Eyern, die ich, unter der Linse No. 100. habe vorstellen lassen**). Dadurch
ward meine Vermuthung, dafs diese Körper gleichsam die Ovarien der Gorgonie
wären, nun noch wahrscheinlicher; aber wenn sie auch, unbezweifelter Weise,
zu ihr gehörten, so blieben doch noch die Fragen, wo sie sich gebildet hätten,
und aus welchem Theile des Körpers sie hervorgegangen wäre»? unerörtert; denn
dafs es die Eyer wären, war, ihrer Form, und analogen Verhältnifse bey den
übrigen Polypen wegen, nicht mehr zu bezweifeln.
Nachdem ich so diese Eyersäclte untersucht hatte, und mich nun auch zur
genauem Betrachtung der Gorgonie selbst wandte, die alle ihre polypenförmigen
Organe ausgestreckt hatte, bemerkte ich in der Röhre, oder dem Körper vieler
von ihnen eben solche fleischfarbene Kügelchen, die indessen, weil sie im Durchgänge
durch einen engen Kanal begriffen waren, eine längliche Form angenommen
hatten; unter andern sah ich aber Eins, das, an der obern Endfläche, durch
eine der Ritzen zwischen den Basen der Tentakeln, aus seinem Kanäle hervorkam,
weil vielleicht der Kanal mit einem muskulösen Ringe versehen war, eine schnabelförmige
Gestalt angenommen hatte, wie diefs in der Abbildung zu sehen ist***),
Wo ich die Tentakeln zurückgebogen vorgestellt habe-, um besser den Bau jenes
Uterus zu zeigen. Um sich dieser Eyerschläuche zu entledigen, braucht die
Gorgonie sehr lange Zeit,-und es hat mir nie glucken wollen, das Faktum selbst
zu sehen.- Wenn ich mit einer feinen Nadel die Spitze des hervorgekommenen
Uterus berührte, um vielleicht das Hervordringen derselben zu beschleunigen,
so zog sich das ganze polypenartige Organ, . ungeachtet dessen, dafs die Bärmutter
schon halb heraus war, sogleich wieder zurück.
Also nicht blos der Magen befindet sich in der Tiefe seiner Organe, sondern
auch die Eyerstöeke, in*denen sich die erwähnte». Fruchthalter bilden; zu dem