hatte Längen lassen. Es macht mir viele Freude, -dafs diese Thatsachen, mit den
Vermuthungen von Pallas1) über diesen' Gegenstand, und mit meinen letzten
Beobachtungen an der Gorgoniè übereinstimmen; und da ich sie so umständlich
beschrieben habe, dafs ein jeder sie nach mir untersuchen kann , so bin ich überzeugt,
dafs ich Glauben finden werde; um .so .mehr da sie ,aus den Meinungen
der berühmtesten Schriftsteller hervorgehen.
Von .der S er tulaf ia .MisenertsIs.
Ich habe mehrmals einer Grotte mit zwey Eingängen erwähnt, die, unter dem
Vorgebürge von Miseno gelegen, beständig von Fischerbarken durchschifft wird,
und schon als Fundort der Madrepora denudata .bekannt is t : hier allein, wächst,
nebst der S. racemosa, die, in ihren Aesten ungemein verwickelte Sertularie, von
der jetzt die Bede seyn soll, und deren, meines Wissens, kein Schriftsteller noch
erwähnt hat. Aus den, an den Wänden dieser Grotte, .eingeklammerten Wurzeln,
erhebt sich der Stamm, mit seinen vielen zarten, mach allen Richtungen verbreiteten
Aesten, die sich dann wieder spalten, zusammenwachsen, und so eine Art
dichter Rasen bilden*). Im Fiebrigen scheint diese Sertularie von der racemosa
nicht sehr verschieden, .ausser durch die ganz verschiedene Fruktifikationsmethode,
und durch die Organe, an denen der Bauch über den Tentakeln steht.- Im Monat
May erhebt sie sich wiederum aus den Resten der alten Stämme, die grofsenthéils
durch die Winterstürme zerstört waren; und in diesem Akt habe ich auf Tab.,
VII. Eine vorgestellt, an der die Spitzen des Stammes noch hätten hervorkeimen
müssen, oder, weil in ihnen der Körper des Polypen vernichtet war, diefs nicht
geschehen konnte. Ein jedes Aestchen von ihr schickt nun wechselsweise und
nach allen Seiten die kléinen Stiele für die polypenförmigen Organe aus, welche,
ganz durchsichtig, sich bald nach ihren Ursprung zusammenziehen, dann ver-
längern, ein Knöpfchen bilden, und so endlich in das Organ übergehen**). Letztere
sind denen der racemosa ziemlich ähnlich., unterscheiden sich jedoch durch
geringere Gröfse, und durch einen anders gestalteten Bauch: dieser ist nämlich
sehr kurz, und fliefst eigentlich mit dem Halse zusammen, denn wenn wir blos i)
i) Germina, seu ovula sertulariae, ubi corporibus submarinis adhaexescunt, poris suis, et
orfe, credibile e s t, nutnöisntum haurire, in tubulum polypifexum , calyculis denticulatum-
succrescere, polypis effloxescere, et demum secundum praescriptam sui speciei legem, ceu
Plantae , certa methodo in ramos spargi. Elench. Zoophyt, p, 107.
• den, unter.den Tentakeln gelegenen TheiT, den Bauch nennen wollen, so ist dieser
ge-wifs sehr kurz und enge. Jene Tentakeln, deren 20 sind, erscheinen eingeschnitten
und körnig, wie bey den andern Sertularien, und beugen sich so
zurück, dafs sie eine Art von Kamm um das Organ her bilden; bisweilen erheben
sie sich, wobey sie sich in der Mitte nach innen biegen, als wenn sie irgend
etwas zurückhalten , und dem Munde zum Verschlucken darbieten wollten; ich
habe deswegen 4 dieser Tentakeln in beyden beschriebenen Lagen vorgestellt,
die. andern aber weggelassen. Weiter konnte ich indessen , wegen der Dunkelheit
des zurückgezogenen Bauches nichts entdecken.
An dert änfsersten Enden ihrer Aeste ist diese Sertularie nur durchsichtig,
und zeigt daher den körnigen Bau ihres Körpers , in dessen Innern sich ein Kanal
zeigt, worin eine Flüssigkeit mit vielen kleinen Körnern umherströmt; dieser
Theil den, wir für.das Herz der Sertularie erkannt haben,, findet sich in allen
denen, deren Skelett auf gewisse Weise durchsichtig ist.
Es war gegen Ende des May, und unsre Sertularie mit Ovarien beladen, die
am Fufse der Stiele für die Organe, oder zwischen den Gabeln der Aeste entsprossen,
eine elliptische Eorm hatten, und von eigenen Stielen getragen wurden.
Mit der' einfachen Loupe: erblickte man in ihrem- Innern die Eyer als mehrere
Stückchen oder Lappen, und z'war nach dem jedesmaligen Grade der Reife, mehr
oder weniger deutlich, so- dafs die weniger reifen nur eine gestaltlose, nah mit
deux Balge des, O variums verwachsene Masse sehen liefsen. Bey andern -unterschied
man dagegen deutliche Eyer; noch andre hatten sich ihrer Eyer durch eine Oeff-
nung entledigt, und man sähe in den leeren Bälgen 2 Arten von Infusorien, nämlich
die, welche ich Läufer genannt, und die, welche ich als ganz klein und
punktförmig beschrieben habe, umherschlüpfen. Die reifen und noch am Aste
festsitzenden Ovarien *) öffnete icht auf dem Glasschieber des Mikroskops, und zog
daraus die, mit einem Schleime umgebenen Eyer d, hervor. Der Balg dieser
Ovarien ist zart und durchsichtig, undwird, wie man deutlich erkennt, durch
die dünner gewordene, hornige Hülle gebildet; die Eyer selbst geben übrigens,
aufgestochen, die gewöhnliche, halbflüfsige Materie von sich.
Bey Gelegenheit dieser Sertularie will ich übrigens noch des, von Basta
gezeichneten Ganter linearis Linne' erwähnen, den ich für einen furchtbaren Feind
aller Sertularien, besonders der unsrigen halte, auf der ich ihn oft lieerden weise
getroffen habe. Diese unendlich kleine;, und durchsichtige Krabbe ist seingeschwind
und beweglich, läuft auf den Aesten unsrer Polypen umher, und nagt,
indem sie sich' auf die Hinterfüfse stellt, und sich sehr fest mit ihnen anklam-
mert die Organe derselben ab, wobey sie beständig ihre Fühlhörner bewegt. Es
ist auffallend zu sehen, wie diese Organe sich zusammen wickeln, und wo sie
von Kelchen umgeben werden, sieh, in demselben Augenblicke, wo sie schon
einigemal von der Krabbe gebissen sind, in dieselben zurückziehen. Oft streiten
sich diese Krabben-auch miteinander, und schlagen sich, indem sie aufrecht gegen