unten cfurcli eine Art von schiefer Binde mit dem Stiele vereinigt, aus dieser
Binde entwickeln sich dann die Tentakeln, und aus dem, darüber gelegenem
1 heile der Hals. Während dieser Entwicklung hat der Schöfsling selbst noch
keine eigne Bewegung, und die Flüssigkeit des Herzens steigt bis an seinen Kopf
hinauf.
Im Anfänge des Sommers pflanzt sich diese Sertularie fort, und wird dann
in Biicksicht aller andern Lebensverrichtungen entkräftet, so dafs auch die Organe
in einen Übeln Zustand gerathen. An der Seite der Gabeln, aber nicht genau in
denselben sieht man zu dieser Zeit die länglichen, durch viele enthaltene Bläschen
entstellten Ovarien*) hervorkommen, die durch einen, am obem Ende geöffneten
Hals, den Eyern den Ausgang verstauen. Die Bälge dieser Ovarien lassen
wegen ihrer vollkommenen Durchsichtigkeit, die in ihnen aufgehäuften, nierenförmigen
und ganz körnigen Eyer deutlich erkennen, deren natürliches Hervorkommen
ich indessen, so lange ich sie auch durch das Mikroskop betrachtete,
nicht beobachten konnte ; ich drückte daher die Ovarien auf dem ebenen Glasschieber
mit der gestielten Nadel zusammen, worauf denn auch Eyer, durch
einen klebrigen Schleim verbunden hervordrangen ; wahrscheinlich ist es dieser
Schleim, der das Herausquellen der Eyer so lange verhindert, bis sie reif genug
sind, worauf er sich dann auflöfst, und die Eyer durch jene Oeffnung ungehindert
austreten können. Wie gesagt, sind die polypenförmigen Organe zu
dieser Zeit alle vernichtet, allein schon sieht man aus dem Boden der zerrissenen
und übel zugeriehteten Kelche Schöfslinge hervorkommen, die sich bald zu neuen
Organen entwickeln.
Wer findet nicht in der Fortpflanzungsart dieser Sertularie die gröfste Analogie
mit den Pflanzen ? Besonders glaubte ich immer in diesen Fruchthältern
die Perikarpien einiger Farrnkräuter, besonders des Polypodium vulgare zu erblicken.
So wie diese als kleine, von eignen Stielen getragene Hügel auf der Unterseite
der Blätter entstehen, so auch die Eyersäcke dieser Sertularie; so wie in
jenen die Saamen, so sind in diesen die Eyer zusammengeschichtet; so wie dort
die Perikarpien sich mittelst einer aus Prismen zusammengesetzten Leiste eröffnen,
so treten hier die Eyer durch eine Anstrengung der Muskeln in dem Balge
des Fruchthälters hervor. So wie fern« bey den Farmkräutern und andern Cry-
ptogamisten kein männlicher Saame wonnöthen ist, so bilden sich auch die Eyer
der Sertularien ohne vorhergegangene Begattung Und ohne Einflufs einer dritten
Potenz aus. So wie wir endlich bey der S. parasitica bemerkten , dafs der Körper
des Thieres sich in Eyer auflöfste, so sieht man bey den Marchantien, die Schöfslinge
sich in Form runder Blättchen in den Näpfchen und in der Substanz der
Pflanze selbst ausbilden. — So findet sich also in den äussersten Gränzen der bey«'
den hohem Naturreiche eine solche Analogie, dafs fast' dieselben Gesetze statt zu
linden scheinen; doch ist diefs'nicht- wirklich der Fall, denn, wenn wir die
zusammengesetzteren Erzeugnisse jener Reiche betrachten, so verschwindet die
Analogie und Uebereinstimmung, oder zeigt sich nur in dunkeln Spuren unsern
Blicken. , .
Durch diese fcyer vervielfältigt sich also unsre Sertularie. In Zeit eines
Monats erreicht sie ihre gänzliche Vollkommenheit in so fern, dafs sie sogar
wieder zur Fortpflanzung tauglich ist ; wie ich denn oben schon erzählt habe,
dafs ich auf den in der Grotte des Lazareths ausgesetzten Töpfen, diese Sertularie
nach einem Monate vollkommen entwickelt, und mit Ovarien versehen fand.
Noch mufs ich bemerken, dafs auf dieser Sertularie besonders gern eine kleine
Conferve vorkommt, von der mir noch keine Beschreibung bekannt ist*). Auf
einein ziemlich langen konischen und oben spitzen Stiele erhebt sich über einem
kurzen Cylinder, ein abgestumpfter Kegel, der das, den Conferven eigenthümliche
haarige Wesen trägt; doch bin ich nicht" im Stande etwas Genaueres über die Fru-
ctifikation dieses Pflänzchens zu sagen’ ).
Von der Ser tular ia geniculata.
M oxi diese?, d$r vorigen sehr ähnlichen Sertularie kann man behaupten, dafs an
ihr vor allen andern die thierischen Verhältnisse am besten und genauesten beobachtet
sind. iDer Schwede Loefiling entdeckte dieselbe auf einer Seereise an verschiedenen
Fucis, und beschrieb sie in einer eignen Abhandlung, die sich in den
Stockholmischen Verhandlungen vom Jahre 1752 befindet, 1 Ich bekam diese Abhandlung
zwar nur in einem, von Pallas gegebenen Auszuge zu Gesicht, freute
mich aber nicht wenig, da ich meine Beobachtungen mit den darin beschriebenen
übereinstimmend fand, und schmeichle mir auch, dafs meine, wenigstens
vollkommen naturgetreuen, Abbildungen dem nicht widersprechen vrerden2). In 1 2
*) Fig. 6. <3.
1) Sollte diefs wohl die Sertul. volubilis Linné (sp. 16} seyn ? Cf. •<— Esper. Sertul. Tab.
X X X . ‘ D . Uebers.
2) Egregius. L o e f f l i n g primus in hac SertuVariae specie, dum in marino irinere, ipsi in
fuco vesiculoso, serrato, siliquosoque, et in Tostera frequenter occurreret, medullara animalem,
calyculis polypos exserentem, observavit, eandemque fuse descripsit, et delineavit
egregie. Vitam habere torpidissimam polypos dicit, ut, acu tacti,. vix sensibilitatis dent
signa; aqua èxemta stirpe vero intra caîyculos retrahi, et lente denuo prodiré, in aquam
repo9ita. E x apice stirpis , seu e latere ultimi calyculi, velut' gemmam ovato öblongam
pullulare v id it, quae deinde aperitur in campanulàtum calyculuin , éfflorescente polypo.
Exsertum 'animal exhibet medio papillam, magis, minusve prominulam, orificio impresso