■ werden; und besonders ersähe ich aus dem Journal meiner Beobachtungen, dafs
zwischen jener, vom Dillemus beschriebenen grünen Uferconferve (conferva ma-
rina foeniculacea) sich viele Arten von ihnen herumtreiben, wie auch verschiedene
Würmer die an ihrem Orte noch beschrieben werden sollen.
Ausser jenen verschiedenen Thierchen giebt es indessen -in den Gewässern
des Meeres noch viele Arten von Mollusken und Testaceen, die wegen ihrer
Kleinheit sehr wohl zur Nahrung der Sertularien dienen könnten , aber sich oft
ganz ungestraft zwischen den Aesten und Organen derselben herumtreiben, wie
z, B. eine noch kürzlich voljinir bemerkte, ganz winzige Meduse, unter der oben
erwähnten Monoculus.
Im Frühlinge und den ganzen Sommer hindurch pflegt die Sertularie nur das
Fortpflanzungsgeschäft zu verrichten, wobey sich so mannichfache, und, einer
philosophischen Betrachtung so würdige Erscheinungen zeigen, wie man deren
fast noch bey keinem lebenden Wesen wahrgenommen hat. Im späten Frühjahre,
im May, und gegen Ende des Sommers, treten die nackten, und vom Uterus,
oder Fruchthälter entblöfsten Eyer hervor, und zwar am Fufse der polypenför-
migen Organe, wo der Stiel in den Bauch übergehet. Su: erscheinen aber unter
verschiedener Form, und nicht immer gleich so, wie sie in ihrer Vollkommenheit
seyn müssen. Ueberhaupt aber sind sie von doppelter Gestalt: Einige,
und zwar die meisten haben, wenn sie zur vollkommenen Ausbildung gekommen
sind, eine ovale Form, und sind durch kleine Stielchen an einen gröfsern Stenael
angeheftet, so dafs sie auf diese Art hochrothe Trauben*) bilden. Andre, die
selten mit diesen zusammen Vorkommen , sind von weisser Farbe,, stehen Eins
über dem andern, und werden auf diese Art von einem starken dunkeln Stengel •
durchbort, der sie verbindet. Mehrere solche Stengel kommen auf einen gemeinschaftlichen
Stiele zusammen, der dicht bey dem Ursprünge des Stieles des
Organes aufsitzt. So stehen denn diese Dolden um letztere herum, und bilden
auf diese Art ordentliche Büschel**). Ich glaubte erst, dafs diese doldenförmig
beysammenstehenden Eyer sich vielleicht späterhin, in die traubenförmi°-en verwandelten,
wenn ich gleich keinen deutlichen Begriff davon hatte, auf welche
Art diefs geschehen sollte. Bald überzeugte ich mich indessen ganz vom Ge^en-
theile, da ich den Verlauf der Entwicklung von beyden Arten beobachtete, und
da ich nie auf Einer Sertularie die rothen Trauben und die weissen Dolden
beysammen fand.
An der Basis der polypenförmigen Organe entspriefsen also bey de Arten
von Eyern, und pflegen jene bey ihrem Wachsthum übel zuzurichten, indem sie
ihnen die Nahrung entziehen. Es entstehen zuerst einige längliche Körper, die
30 wie sie dicker werden, von einem spiralförmig gewundenen Faden Gebildet
erscheinen, in deren Mitte man das kleine Ey als einen rothen Kern erblickt.
Jener Faden erleidet beträchtliche Veränderungen, und von seiner Abnahme hängt
*) Fig. i . d, d. Fig. 6, **; Fig. j. «, *. Fig, 14,,
die Vergröfserung des Eyes ab. Im Anfänge ist jener spiralförmige Faden ganz
vollständig umwunden*), dann wird er kürzer und umgiebt das Ey nur noch
zum Theil **) ; auch diefs Ueberbleibsel verschwindet endlich, und das blofse
ovale E y bleibt, mit einem kurzen Stiele, dem letzten Rudiment jenes Fadens
an den gemeinschaftlichen Stengel geheftet, übrig. Dieser Entwicklungsprozeß'
ist an einer' fruchttragenden Sertularie sehr leicht zu beobachten, und pflegt
immer genau auf dieselbe Weise zu erfolgen, und wenn gleich bisweilen auf
einem erst kürzlich entstandenen Ey, ein Theil des Fadens sitzen zu bleiben
schien, so macht eine solche geringe Ausnahme keinen Unterschied. Man könnte
sagen, dafs jener Faden auf eine gewisse Weise die Stelle eines Eyerstockes
ersetzte, und die Funktion habe, welche bey der Sertularia Pennatula von jener
Umgebenden Haut.verrichtet wurde ; er erscheint ganz körnig, und ist wahrscheinlich
eine Verlängerung der Oberhaut des Stieles, so wie das Ovarium bey
andern Sertularien durch eine Ausbreitung der so engen Hülle entsteht. So wie
aber die Eyer sich mehr und mehr entwickeln, so verlängert sich der Stiel an
den sie angewachsen sind, und wenn sie vorher alle in Ejner Höhe standen
So sitzen sie jetzt zerstreut, am verlängerten Stiele umher***).
Sowol vom spiralförmigen Faden umgeben, als dessen beraubt, erscheint das
Ey von ovaler Gestalt, nach dem Stiele hin etwas zusammengedrückt, anyefüllt
und geschwollen , und von wenig rother, sehr ins purpurrothe spielender Farbe.
Mit dem Mikroskop betrachtet, hat es eine weisse, äufserst feine Umgebung,
die von der Blase herrührt ; denn die rothe Farbe kommt eigenthümlich nur
der, in jener enthaltenen j Substanz zu. Auf der Oberfläche scheint es Einschnitte
zu haben, welche ich für Risse halte, die durch das Wachsthum des
Inhalts in der Blase entstanden sind. Ich legte eine solche Eyertraube auf den
Glasschieber unter dem Mikroskop, sonderte die Eyer davon ab, und zerdrückte
eins mit der gestielten Nadel, worauf dann eine rothe Materie herausquoll, die
im Wasser zu kleinen Tröpfchen gelieferte. Bisweilen kam eine Art von klebriger
Feuchtigkeit mit hervor, je nachdem das Ey mehr oder weniger reif war,
und so blieb denn endlich der Balg als eine zarte weisse und durchscheinende
Haut zurück, die durch Verdiinnung der hornigen, Hülle des Stieles entstanden
war. Mittelst dieser Weichheit und einer klebrigen Substanz, die wahrscheinlich
aus ihnen hervorschwitzt, können sich dann diese Eyer an veischiedenen Orten
anhängen und in Sertularien entwickeln.
Wenn ich sagte, dafs die Eyer, am. Fufse des Organs entstehend, jenem den
Untergang bringen, so habe ich dazu einen, wie es mir scheint, hinlänglichen
Grund angegeben : dafs nämlich die Nahrung, welche für das Organ bestimmt
war, nun dem Eye zufliefst. Ist letzteres aber schon zu seiner vollkommenen
Gi;öfse gelangt, so bedarf es keiner Ernährung mehr, und man sieht das Organ
von neuem sich auf dem Stiele entwickeln, und wachsen.
*) Fig. 4. *. **) Fig. 4. b .; Fig. 5. a. a. ***) Fig. 6.