Nachdem ich am a4.ten Junius mehrere Stücke des Ueberzuges einer Gorgonie
ahgestreift hatte, spannte ich sie auf einige runde Hölzchen, so dafs ihre äufser*
Seite inwendig an derselben anlag, und befestigte sie in dieser Lage durch einen
starken Zwirnsfaden; doch rnufs ich gestehen, dafs ich bey diesem Verfahren
nicht die gröfste Genauigkeit beobachten konnte, indem der Uebeyzug wegen
seiner Elastizität und Zerbrechlichkeit, sich hier zusammenzog, dort zerrifs, und
folglich nicht vollkommen umgewendet werden.konnte. Am 3oten dieses Monats,
als ich meine operirten Stücke wieder besuchte, fand ich sie* alle wieder umgekehrt,
und wo es der durch das Wasser erweichte Faden erlaubt hatte, mit den
Rändern wechselseitig verwachsen ; waren aber einige noch im überstrei ten
Zustande, so fand ich ihre Ränder allezeit verdickt, so wie auch die Längsfasern
und die ganze innere Oberfläche. An dem Theile, der das Hölzchen berührte,
fand sich nicht nur kein Zusammenhang, sondern die Mündungen der Wärzchen
waren auch verschlossen und gleichsam zugewachsen.
Indessen glaubte ich den Versuch noch weiter treiben zu müssen, und nahm
daher am aten Julius dieselbe Operation der Anwendung-nochmais vor, steckte
auch in mehrere solche Stückchen des Ueberzuges, kleine Stäbchen, gleichsam als
Mark hinein. Am 25ten d. Monats sah ich danach, und fand dafs die umgewendeten
Stücken ihre Ränder im ganzen Umfange vereinigt, sich zu Cylindern
geschlossen, und sich mannichfäch hier und da zusammengezogen hatten*). Das
Stück, worein ich das Stäbchen gesteckt hatLe, war an seinen zum Anhalten und
zur Vernarbung geneigten Rändern bedeutend verdickt, und wenn es auch mit
seiner innem Fläche noch an dem Holze anlag, so hatte es sich doch keineswegs
damit vereinigt **).
Unter den Exemplaren von Gorgonien, die ich eingesammelt hatte, befand
sich zufälligerweise eins, an dem 2 Aeste so mit einander verbunden waren,
dafs es schien, als wären sie in einem bedeutenden Theile ihrer Länge zusammen-
gelöthet; ich trennte den Ueberzug davon, und da ich fand, dafs die Skelette
von beyden, zu Einem verwachsen, von einer gemeinschaftlichen Haut umgeben
wurden so kam ich dadurch auf den Gedanken mit dem Ueberzuge und den
Aesten Einer Gorgonie, andre zu impfen.
Ich öffnete also an einem Aste den Ueberzug ein wenig, nahm zwey runde
Ausschnitte, und brachte diese auf den Stamm, dessen Ueberzug ich etwas aufgehoben
hatte, so dafs die innere Fläche des letztem an der äufsern des geimpften
Ueberzuges anlag, und dieser auf dem entblösten Stamme blieb. So befestigte ich
beyde Stücken Ueberzug mit einem Zwirnsfaden aneinander, und band den ganzen
Apparat im Meere fest; diefs war am-sryteit Junius. Am ftoten sähe ich wieder
danach, und fand, dafs der iin Wasser locker gewordene Faden, dem aufgesetzten
Ueberzuge erlaubt hatte, sich abzulösen, so dafs beyde weiter vegetiren konnten;
der aufgesetzte Ueberzug hatte sich mit dem auf dem Stamm wieder erzeugten,
oder zurückgebliebenen, darunter gelegenen verbunden, so dafs unter jenem
Rande die Anwachsung ganz unläugbar bemerkt wurde.
Einen ähnlichen Versuch stellte ich mit ganzen Aesten an : Nachdem ich
die Aeste zweyer Gorgonien zum Theil von dem Ueberzuge entblöfsir hatte, band
ich sie, mittelst starker gewichster Fäden so zusammen, dafs die entblöfsten
Stellen sich, berührten, und in genauer Verbindung mit einander blieben. An
den Stamm, wo jdie Ligatur sich befand B, B*) hatte sich zwar der Ueberzug
nicht wieder erzeugt, obgleich die Stämme mit einander verwachsen schienen.
Auch nachdem die Ligatur gelöst war, blieben sie fest verbunden, denn die beyden
Aeste waren an allen Orten A, A,-A, wo sie mit einander in Berührung standen,
durchaus miteinander verwachsen, und mit einem gemeinschaftlichen Ueberzuge
so verbunden, dafs sie gleichsam nur Einen darstellten : wahrscheinlich gehen
unter diesem Ueberzuge auch neue Blätter in hornige Masse über, und bilden
aus den zwey, an der Basis und Spitze getrennten Aesten, an der respektiven
Stelle vollkommen einen Einzigen. Mit eben dem Erfolge wiederholte ich diesen
Versuch auch an den Aesten einer und derselben Gorgonie.
Der letzte Versuch dem ich, eigentlich nur aus wunderlicher Neugierde die
Gorgonie unterwarf, bestand darin, dafs ich sie an der Luft sterben liefs, und
dann, nach Verlauf mehrerer Tage wieder im Meere befestigte, um zu sehen, ob
sie wohl wieder belebt werden würden, wie Loewenhoek und mehrere Italiener
nach ihm, diefs von verschiedenen Thieren bemerkten. Allein unsre Gorgonie
zeigte nichts von der Art. Nach wenigen Tagen, während welcher sie sich im
Meere befand, war sie schon an den Wärzchen in welchen die polypenförmigen
Organe sich befinden, in Verderbnifs übergegangen , und hätte ich sie länger
darinnen’ gelassen, so würde der ganze Ueberzug aufgelöst worden, und das
blofse Skelett übrig geblieben seyn.
Aus allem, was bisher über die Gorgonie gesagt ist, geht nun deutlich genug
hervor, wie wenig Linné von ihrer Natur unterrichtet seyn mufste, wenn er
behauptet, dafs das M a rk in ihr der lebende Theil. sey, aus dem die Organe her-
vorgiengen , während die äufsere Rinde als ein Analogon des Holzes bey den
Pflanzen, das Mark einschliefse, und dafs daher in der Gorgonie sich eine offenbare
Verwandlung Her Pflanze in das Thier darthue '). Möge mir also jener
Altvater der Naturgeschichte verzeihen, wenn ich im Gegentheil sage, dafs, wenn
jenes sich wirklich so verhielt, die Idee der V e rw a n d lu n g gerade am wenigsten
passen würde. Dieses Wort hat man zur Bezeichnung der verschiedenen
Zustände der Insekten gebraucht, wo Malpighi und Swammerdam gezeigt hatten, *1
*) Fig. 6.
1) Gorgoniae manifests metamorphosi e vftgetabili in animale mntantttr. Planta enirft raäicata,
mote fuci, excrescit in caulem ramcnuin, cortice indutum depohente librum, indurandum
in lignum, secundum annotinos annulos concentncos, intra quos medul l a aniniata,
quae prodit in animalcula flörida , spante s* claudentia, apenentia, möVenfia, senfieritia,
aliment um aflluens colligeutia per os ingurgitantia. Syst, IN at. T , I. F. II. p.