angebunden war, angeklajnmert, und zwischen ihre vom Wasser aufgelöfsten
Fäden hinein gedrängt hatte, dafs nichts darüber gieng.
Ich hatte nun das umgekehrte Problem zu lösen : diefs konnte mir dann
eist vollkommenes Licht in dieser Sache geben, denn wenn aus den Wurzeln
Stämme werden können, so folgt daraus noch nicht, dafs auch die Stämme in
Wurzeln übergehen. Im Monat Julius steckte ich also ein Bündel Sertularien
in einen der beschriebenen Töpfe, und warf so viele Tufsteine dazu, dafs dadurch
die Sertularien ganz an die innere Seite des Topfes angedrückt wurden ; so band
ich den Apparat dann unter der Grotte der Gajola unter dem Wasser an. Als
ipk.Ö Tage später darnach sähe, fand ich alle Aeste in Wurzeln Verwandelt, und
theils an den Topf, theils an die hineingeworfenen Steine so fest angeklammert,
dafs sie, als ich letztere herausnahm, zerbrachen. Bis zur Spitze hin schossen
vom ganzen Stamme die Wurzeln hervor; und was unten als beblümter Ast aus-
gieng, das verwandelte sich oben in eine zweygespaltene Wurzel; auch sähe man
an manchen Stellen, anstatt Eines Astes 3 Wurzeln von derselben Beschaffenheit
hervorkeimen. Wäre die Sertularie in diesem Zustande geblieben, so hätte sich
ein dichtes Gebüsch gebildet, indem jeder Ast wiederum zum Stamme geworden
wäre, während der mittlere Theil die Wurzel darstellt ; so biegt man die Aeste
eines Weinstocks, um ihn fortzupflanzen in die Erde, und macht auf diese
Weise aus Einem Stocke, einen Weinberg. Auch bey andern Versuchen, 'wo ich
die Sertularien frey, und ohne Druck in den Töpfen liefs , breiteten sich doch
von den Aesten, Wurzeln nach jedem Theile der innern Fläche aus.
Endlich mufs ich in Hinsicht der Reproduktionskraft dieses Polypen noch
bemerken, dafs einige kleine Stückchen seiner Aeste, dié, bey den Versuchen
zufällig in den Schnüren hängen geblieben waren, sich, trotz ihrer Kleinheit
auf der einen Seite in neue, mit Blüthen versehene Stämme ausdehnten, während
sie sich auf der andern, als Wurzeln'festhefteten.
Werfen wir nun einen Blick auf die Pflanzen, so finden wir an immer" deu t-
licher ausgesprochenen Zügen, eine, zwischen ihnen und den Polypen, besonders
nnsern Sertularien, statt findende Analogie. Der mit Aesten, Blättern und
Blüthen versehene Stamm der Pflanzen, ist nur die, von den Fesseln der Erde
befreyete, und nach oben strebende Wurzel; wie uns denn in der That die vielfachen
Versuche der Naturforscher belehrt haben, dafs, wenn man, die Pflanze
umkehrend, den Stamm die Funktionen der Wurzel zu verrichten zwingt, letztere
sich im Gegensatz mit Blättern und Blüthen bekleiden. Man konnte "indessen
nicht bewerkstelligen , dafs Wurzeln und Krone eines Baumes sich zugleich
belaubt hätten, weil der ernährende Saft der Pflanzen hauptsächlich von den
Erstem kommt, und diese daher nicht fehlen dürfen. Bey den Sertularien
konnten wir aber allerdings diese Erscheinung hervorbringen, da die Wurzeln
hier blofs zum Anhalten dienen, die Aeste aber Nahrungsmittel herbeyschaffen
und zubereiten.
Was wir bis jetzt über unsre Sertularie gesagt haben, wird, hoffe ich, zur
genauem Kenntnifs von ihr sowof, als von andern ihres Geschlechts hinreichend
seyn, an denen wir', theils wegen ihrer Kleinheit, theils wegen ihres seltneren
Vorkommens, diese Versuche nicht so gut vornehmen konnten. Es gereicht mir
Zur grofsen Freude über diesen Polypen ein mehreres Licht verbreitet zu haben,
der, seit Imperato ihn sähe, keinen Beschreiber wieder gefunden hat; und mein
Vergnügen ist um so gröfser,,„da er eine, der Küste unseres Meerbusens ganz
eigenthümliche und nur ihr zugehörende Art ausmacht. Ich will nun nur wenige
Bemerkungen hinzu fügen, die ich an gestorbenen Sertularien zu machen Gelegenheit
hatte.
Nachdem ich einige Stämme der Sertularie mehrere Tage lang in Salpetergeiste
hatte maceriren lassen, fand ich dafs sie zu weichen Böhren von durchscheinend
brauner Farbe geworden waren ; ich öffnete sie mit der Spitze der
Lanzette, und erblickte sogleich die Löcher, wo die Aeste sich in den Stamm
geöffnet hatten. Sehr bequem konnte ich durch diese eine Schweinsborste einführen
, und mit dieser durch den ganzen Ast hinauf fahren, ohne selbst bey den
Ringen auf ein Hindernifs zu stofsen; auch mit dem Mikroskop entdeckte sich
nichts von der Art, und es finden sich also weder Klappen, noch etwas dem
Aehnliches an diesen Stellen. Durch das Bearbeiten dieser Röhren mit den
gestielten Nadeln konnte ich indessen nicht so leicht Lamellen daraus darstellen,
Was auoh ihrer Entstehungsart vollkommen entspricht, indem sie nicht durch
das Anlegen von Blättern gebildet werden, sondern gleich in ihrer vollen Dicke
hervorschiefsen. Auch diefs trägt zur Bestätigung meiner Idee bey, dafs die
Sertularie nur der in eine hornige Hülle verschlossene Sumpfpolyp sey. Die
Natur hat ihr aber mit Vorbedacht diefs hörnerne Kleid gegeben, um dem Andrange
der Wogen zu widerstehen, dem freylich jene friedlichen Bewohner der
stehenden Gewässer nicht ausgesetzt sind; wir sehen ja deutlich genug, wie,
auch sogar während des Sommers, die weichen Theile dieser Polypen so leicht
beschädigt, und wie sie vollends im Winter ganz zerstört werden. Uebrigens
brennt das Skelett der Sertularie am Feuer, wobey es einen Geruch, wie angebranntes
Horn von sich giebt.
Von der Ser tular ia raeemosa.
Ich komme jetzt zur Beschreibung einer Sertularie, die, an Gröfse der vorigen
gleich, unserer Bay ebenfalls, eigenthümlich is t , und sich besonders dadurch
charakterisirt, dafs sie ihre Eyer in traubenförmigen Büscheln aneinander gerei-
het, zur Welt bringt. Bey den Autoren findet man sie nicht erwähnt, wenn
man nicht etwan die, von Herrn Ellis auf Tab. XVII. vorgestellte Tubularia
ramosa dazu rechnen will. In bedeutender Menge wächst diese Sertularie in den
K