konnte sagen, dafs jene Körner im Herzen erst auf eine gewisse Weise verändert,
und dadurch animalisirt würden, d. h. die Bildung des thierischen Körpers selbst
annahmen ; auf jeden Fall gelangen sie aber hieher aus den Mägen, die, auf dem
Grunde der Organe, jene von den Tentakeln ergriffenen Infusionstierchen zermalmen
und zubereiten.
Dieses Herz aber, das als eine lange muskulöse Röhre in der Axe des Thieres
liegt, wendet, nach dem jedesmaligen Bedürfnifs der thierischen Oekonomie, bald
mehr bald weniger Kraft an, wodurch denn die in ihm enthaltene Flüssigkeit bald
auf, bald absteigt. Es gehört hierzu ein Kraftaufwand, von Seiten des thierischen
Körpers selbst, ungeachtet dessen, dafs dieser mit dem hornigen Skelett zusammenhängt;
und man findet diefs ganz in der Regel, wenn man bedenkt, wie
überhaupt der Körper der Würmer die Fähigkeit besitzt, sich nach Willkühr
zusammenzuziehen und auszudehnen.
Zweifel finden übrigens in Hinsicht dieser Erscheinung gar nicht statt, da
ich sie bey allen Sertularien, deren Skelett einigermassen durchsichtig war, beständig
unter den beschriebenen Umständen beobachtet habe. Ich freue mich sehr,
dafs auch L o e f f l in g 1 ) hierin mit mir übereinkommt, dem es, nach Pallas Versicherung
schien, dafs das Mark der folgenden Sertularie, in beständig zitternder
Bewegung sey. Ellis , der auch ein Werk über die Sertularien schrieb, erwähnt
zwar dieser Erscheinung nie, allein aus dem natürlichen Grunde, weil er immer
nur todte und entstellte Exemplare dieser Polypen sähe.
Man werfe mir nicht ein , diefs, von mir sogenannte, Herz sey vielleicht
ein Darm, der die ganze Länge des Körpers einnehme; wie denn beym Sumpfpo-
lypen, nach Trembley's Beobachtungen, der ganze Körper nur einen Sack ausmacht.
worin die genossenen Speisen ümhergetrieben und’ verdaut werden ; der
Bau dieses Polypen ist durchaus von dem der Sertularien'verschieden, urid wenn
ich gesagt habe, dafs die Organe der letztem dem ganzen Körper des Suinpfpolye’
pen entsprechen, so habe ich darunter nur verstanden , dafs, wenn wir uns den
Bauch dieser Organe beträchtlich verlängert vorstelleü, wir das Bild des Sumpfpolypen
haben. Dieser scheint also gar kein Herz zu haben, und wenn H a lle r
von dem Herzen, als einem wesentlichen Eingeweide aller Thiere.; spricht, so
glaubt er doch, dafs dieser Polyp eine Ausnahme' daVon mache5).' Bey so bewand-
ten Umständen könnte man nUm'ällerdingS sagen, jene vollkommene Anajogie
zwischen dem Sumpfpolypen und der Sertularie, die ich sogar Identität genannt
habe, finde nicht statt. Dem mufs ich zuerst entgegensetzen , dafs H a lle r nicht
wohl that, dem Sumpfpolypen das Herz ganz abzusprachen, blos weil Trembley
es nicht gefunden hatte; man könnte ja sonst eben das von den Sertularien rnit
undurchsichtigem Skelett behaupten, die doch allerdings, wie man an den zartesten
Aesten sieht, ein solches Herz haben; auch ist der Körper jenes Polypen von * 2
r) Schwedische Abhandlung Jahr 1752. S. 12 1. Taf. 3 1. F. 5 ’__10.
2) Eiern. Physiol. L , IV. Sect. 2. § 1.
einem weit festeren Bau und undurchsichtiger, so dafs er eher ein solches Eingeweide
verbergen kann ; dafs aber derselbe, der sich ohnediefs in mancher Hinsicht
von den Sertularien unterscheidet, auch in Hinsicht des Sitzes und der Lage
des Herzens, welches wohl in den undurchsichtigen Häuten selbst sich befinden
könnte, nicht mit ihnen überein kommt, kann uns weiter nicht Wunder nehmen.
So verhält es sich also um den Innern Bau dieses Polypen. Seine Organe
treten nun, wie gesagt, aus der Mitte von durchsichtigen cylindrischen Kelchen
hervor, welche mit einigen Längsstreifen versehen, sich am obern Rande bisweilen
etwas zusammen zu ziehen scheinen, .und in die sich das Skelet verlängert
so wie bey den Thieren die Nägel aus ihren Wurzeln hervorwachsen. Aus deal
Boden dieses Kelches geht also ein zierliches polypenförmiges Organ hervor, das
auf einem mit dem Kelche gleich langen Fufse, eine Krone von 16, mit'den
gewöhnlichen körnigen Einschnitten versehenen, Fühlfäden trägt. Der Körper
dieses Organes ist anfangs ganz dünn, bildet dann einen Absatz, und wird je
höher desto dicker, bis er sieb endlich in die Tentakelnkrone verbreitet, in deren
Mitte man den ovalen, oft trichterförmig sich niederdrückenden Hals erblickt.
Im Innern dieses Körpers befindet sich.ein wahrer Magen, worin die Nahrungsmittel
verdaut und zerrieben werden, und in dem man zur Bestätfiuino-.meiner
oben angeführten Meinung, oft Heerden von Infusionsthierchen erblickt die
mit dem Wasser eingeschlürft wurden. Doch habe ich, wenn ich unsre Sertularie
mit dem Mikroskop betrachtete, dieses Einschlürfen selbst nicht beobachten
können; dagegen oft bemerkt, wie aus ihrem Halse ein Schleim hervordrang,
in dem verschiedene kleine Körperchen umherschwammen.
Einer hesondern Erwähnung verdient die Art, wie diese Organe sich in ihre
Kelche zurückz-iehen; der Körper oder Sdef verkürzt'sich, die Tentakeln leger!
sich in die Richtung desselben, verkürzen sich ebenfalls, und werden so ganz
Von» Kelche hedeckt*); mm wieder hervorzutreten verlängert sich der Körper^
und die Tentakeln verbreiten sich über den Rand des Kelches, so dafs die
ganze Kro,ne mit diesem in Einer Fläche liegt, wie man diese Erscheinungen
bequem an Einer in den holen Glasschieber des Mikroskops gelegte Sertularie
betrachten kann.
, Die Entwicklung dieser Organe mit ihren Kelchen geschieht auf folgende
Weise,: Es., tritt',,an idem Ende qjnss Astes ein Schöfsling a**) von köm^er
gefleckter Substanz hervor,, in dessen Innern man .wie gewöhnlich jene Flüssigkeit
auf und. absteigen sieht, und an dessertoUrsprunge man die, noch wen!*
erhabenen Ringe bemerkt. Dieser Schöfsling verlängert zuerst seine äufsre Bedeckung
» und so entsteht denn der beschriebene Kehlt, in.dessen Mitte ein
rundes Knö,pfchen b, .von Form einesiRpäusels, mit seit em Absatz in der Tiefe
sich bildet ; der Stiel desselben -verlängert sich, allmälig und erhebt es bis an
den Rand des Kelches, worauf, .er denn, eine kegelförmige Gestalt an mannt; das
Knöpfchen selbst verwandelt sich während dessen in eine Hai i.ugel, und wird