Fischerey von den .Einwohnern der am Hange des Vesuvs gelegenen Stadt Torre
del Greco betrieben wird : Sie pflegen die Einsammlung 5 bis 6 Miglien vom
Strande vorzunehmen, indem. sie besonders die Richtung vom Castello dell’
Novo “) nach der Klippe des Monte Lattario einzuschlagen pflegen, die bey. Vico
Equense ins Meer hervorspringt. Hier war ich selbst Zuschauer dieser Verrichtung,
und sah die lebendigen'Corallen, die man aus dem Meere brachte. Das
Instrument, dessen man sich hierzu bedient, besteht in zwey kreutzweis gelegten
3 Klafter langen Stangen, an deren Enden Netze,, und in deren Mitte ein grofser
Stein angebracht is t 3) ; diefs lassen die Fischer nun an einem langen Seile unter
die 1 Klippen, an denen die Corallen wachsen, hinab, oder ziehen es auf dem
schlammigen und sandigen Meeresgründe hin, um so die vorher abgestofsnen
Corallen aufzufischen.
Die rothe Coralle wächst an den Klippen und andern harten Körpern, die
sie im Meere trifft.*), sowol auf ihrer Oberfläche, als in ihren Schluchten und
Tiefen; wohin die Corallenfischer mit vieler Geschicklichkeit das beschriebene
Instrument, oder ein anderes das blos aus einem Balken besteht, und auch von
Marsilli beschrieben is t , zu bringen wissen. Dieser Naturforscher schlofs aus
einigen Exemplaren seines Kabinetts, daf$ die Coralle blos rinter den Felswänden,
mit der Spitze nach'der Erde hingerichtet, wachse, was indessen durch alle
Beobachtungen widerlegt wird. Der Zusammenhang der Coralle mit dem Körper,
auf dem sie aufsitzt, ist so fest, dafs er nicht stärker seyn könnte, wenn die
Coralle selbst nur eine Fortsetzung davon wäre, besonders.wenn es Conglöme-
rate van Musehein und Muschelkalke (serpuleti) sind; sie erstreckt dann ihre
Basis so in die Holen und Windungen dieser Masse, dafs es aussieht, als wenn
sie Wurzeln hätte, woher denn Einige sie-für eine wahre Pflanze gehalten
haben. So erhebt sich dann ein Stamm; dieser schickt Aeste aus, und diese
wieder kleinere, die aber nicht, wie bey der Gorgonie alle in Einer Fläche liegen,
und nach oben zu dünner werden, sondern nach allen Seiten sich ausbreiten,
und an den Enden sich verdicken und zurunden. Ohne Unterschied, wächst die
Coralle auf Klippen, Muschelgehäusen, Krebsschaalen, und auf Scherben und
Stücken Eisen, die zufällig ins Meer fielen1 2 3 * 5)', auf andern Polypen, besonders
den Sertulärien, und sogar auf andern ihres Geschlechts, so, dafs Eine Coralle
auf der andern steht. Trifft die Coralle in ihrem Wachsthum auf eine Klippe,
1 ) Cine kleine Insel nabe beym Ufer. Die Megalia des Statius.
2) Siehe Hist. Pbys. de la mer, par Marsilli. Table 22, 23. und 24«
* ) Taf. II . Fig. 1.
3) Die Corallenfischer Michele und Mattia d’ Orso aus Torrezdel Greco, auf deren Barke
ich meine Beobachtungen anstellte, versicherten mich, an der Küste von Sardinien Krüge,
Pfeifen, Säbel Und andre Kleinigkeiten gefunden zu haben, die mit Corallen bedeckt
waren. .Ein schöner Geist unseres Reichs liefs an einem Orte, wo man Corallen zu
fischen pflegt, porzellanene Tassen ins Meer werfen, damit sie einst, von der Natur mit
Corallen geschmückt, zur Zierde der Kabinette und Museen dienen möchten.
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einen Stein, oder einen andern Polypen, so legt sie sich daran an, und bedeckt
ihn bisweilen, wie zwey Bäume, wenn sie einander begegnen, sich durcheinander
zu schlingen pflegen. Diefs hat denn zu der wunderlichen Meinung
Gelegenheit gegeben, die Coralle könne durch Ablagerung eines S t e in s a f t e s
(sugo petroso):•-auf Meerpflanzen und ähnliche Dinge, entstehen. So wie aber
einer Seils die Coralle auf Gattungsverwandten und andern Meerpolypen wächst,
so habe ich auch auf ihr die Madrepora fungita wachsen sehen , und es ist
wahrscheinlich, dafs sie diefs auch an den Polypen thun. |Die Höhe, bis zu der
die Coralle anzuwachsen pflegt, beträgt einen Fufs, oder wenig drüber.
■Hat man die Coralle nun auf die oben beschriebene Weise in ein Gefäfs
gebracht, und ist das Wasser beruhigt, so siebt man ihren ganz wenig rothen
Körper mit eben, solchen Hügelchen bedeckt, wie bey der Gorgonie bemerkt
wurden; aus ihnen kommen auch eben solche Organe hervor, die, obwol
durchsichtig, dennoch von roilclrweifser Farbe, wenn sie ausgebreitet dastehen,
auf dem rothen Grunde einen sehr angenehmen Anblick gewähren; nimmt man
die Coralle aus dem Wasser, so bleiben die Organe dennoch auswendig vor den
Hügeln stehen und gleichen Flocken von weifser Sahne, so dafs einige Corallenfischer
wirklich glaubten, es könne Milch seyn, und sie kosteten , wo sie denn
aber statt des erwarteten süfsen Milchgeschmackes, den bittern eines Seethieres
fanden. v
Die Hügel auf der Oberfläche der Coralle öffnen sieh an der Spi'tze in eine
ohngefähr mit 12 Zähnen .versehene Mündung, aus denen jeder ein polypenartiges
, das heifst cylindrisches und an der obern Endfläche mit einer Fühlerkrone
bewaffnetes Organ hervortritt. Diese Organe sind kaum Eine Linie lang, und
auf den Seiten'mit Längsstreifen bezeichnet, die sie in 12 Flächen zu theilen
scheinen^ Die Tentakeln, deren sich 3 an jedem Organe befinden , sind kegelförmig,
und auf'den Seiten mit Zacken versehen, die von der Basis nach der
Milte zu, gröfser, und dann nach der Spitze hin, wieder kleiner werden. Trotz
ihrer Durchsichtigkeit, vermöge deren man den Canal in der Mitte des Cylinders
sehr wohl erkennen kann, sind, diese'Organe aber von -noch weifserer Farbe,
als die der Gorgohie, und dabey mit rothen Wölkchen und Punkten geziert.
Ausschliefslich vor allen andern Theilen der Coralle kommt ihnen allein die
Eigenschaft der Beweglichkeit zu. Sie winden sich, blasen den Cylinder auf,
schlagen die Tentakeln zurück, und will die-Coralle ihre Organe einziehen, so
schrumpfen diese in sich selbst zusammen, indem zuerst die obere Endfläche,
und zuletzt die Fühlfäden in ihre Hole zurücktreten, worauf denn der Hügel
sich schliefst. Merkwürdig is t , dafs, wenn man die Coralle allmälig durch
Entziehung der Lebenskraft im Gefäfse tödtet, diese Organe aufserhaib der Holen
stehen, und die Mündungen geöffnet bleiben; nimmt man sie aber gradezu
aus dem Meere,, um sie an der Luft zu trocknen, so schliefsen letztere sich
schnell, öffnen sich nicht wieder, und die Organe bl eiben'auf denselben stehen.
Ich habe schon erwähnt, dafs die Durchsichtigkeit des Organs, in dessen Axe
eine gefärbte Linie sehen läfst, .von der wir, wie bey der Gorgonie, vermuthen