Dafs jene Kügelchen aber wirkliche Eyer seyen , ist wol nicht zu bezweifeln,
indem diefs sowol durch ihre äufsere den andern Polypen und Mollusken-
Eyern ganz analoge Form, als ihren inneren Bau bewiesen wird. Unter der
Linse No. 64. erschien Eins derselben ganz mit Hügeln besetzt *), und als ich
es zerrifs>t gab es einen Haufen kleiner ovaler Eyerchen Von sich**) , die, wieder
zerdrückt eine körnige Masse enthielten, wie mau sie in den Eyern der Würmer
und mancher andern Thiere findet.
Zur Bestätigung dient noch', dafs ich bey der Sektion einer Madrepore,. auf
ihrem Grunde die Ovarien fand, von denen jene-Eyer oder Eyersäcke ausgehen;
die, welche sich noch darin befanden, waren von länglicher Gestalt***).
Auf diese Weise also pflanzt sich die Madrepore fort : wo einer jener Eyersäcke
sich anhängt, da wird, wenn der Akt-günstig ist, ein Trupp Madreporen
entstehen. Man bemerkt aber , dafs alle Individuen einer Gruppe Madreporen,
anstatt, auf ihre Basis gestützt, allein zu stehen, durch ihre eigne äufsere Membran,
an der Wurzel mit einander verbunden sind. Indern ich über die Ursachen
dieser Erscheinung nachdachte, erinnerte ich mich, einige einzeln stehende Madreporen
gesehen zu haben, auf deren, an der Basis ausgebreiteten Membran, sich
neue Madreporen , wie kleine Wärzchen erhoben. - Es wäre ein wunderlicher
Einfall, zu behaupten, dafs an diesem Orte ein Ey zur Welt gekommen sey,
indem offenbar das Wärzchen nur eine Fortsetzung der Membran war; so mufste
ich also mit Grund glauben, die junge Madrepore sey, wie ein Spröfsling, aus
der Alten hervorgewachsen, und dieser Polyp hat demnach die Fähigkeit, sich
sowol durch Eyer als Spröfslinge fortzupflanzen.
Oft versuchte ich den innern Bau dieses Polypen zu untersuchen; allein bey
seiner grofsen Empfindlichkeit war diefs nicht möglich, indem er bey-der geringsten
Berührung mit der Pincette, sich sogleich zurückzog, und ich nur ein Stück
davon fafste. Indessen glückte esmir doch durch viele Versuche auszumachen,
dafs sein Bau höchst einfafch, und dem der Meernesseln ähnlich ist, der Körper
nur in einem, auf der innern Fläche ganz runzlichen Sacke besteht ; doch
erkannte ich diefs noch besser bey der andern Art von Madreporen, die ich
sogleich beschreiben werde.
Nimmt man nun das weiche Thierische der Madrepore hinweg, so bleiben
die Skelette übrig****), welche von Imperato sehr gut beschrieben sind. Sie
bestehen in zollhohen, steinigen Cylindern von der Dicke einer Schreibfeder, die
auf der Basis mit einander verbunden, und weil sie auf rauhen Steinen stehen,
bisweilen krumm, aber Stets sehr fest sind. Auf ihrer obern Endfläche befindet
sich eine Vertiefung, und in deren Mitte eine rundliche, wie ein Schwamm
durchlöcherte Erhabenheit, von der viele, mitunter etwas erhabene, Blätter, nach
dem Rande zu* laufen.
Auf der obern Endfläche diester kalkartigen Cylinder, und insbesondre auf
jener Vertiefung, ist nun der thierische Theil angewachsen, der sich in letztem
zurückzieht. Das, Skelett gehört ihm zu, wne ein jedes Skelett seinem Thiere,
go wie wir diefs bey den beyden beschriebenen Polypen gezeigt haben ; doch
finden hier nicht ganz dieselben Beziehungen statt, wie dort : Dort gehört das
Skelett unmittelbar dem ganzen thierischen Ueberzuge an, und wird von einem
Th eile desselben,- nämlich, durch .die Verhärtung der Blätter des Periskeleton
erzeugt. Das Skelett der Madrepore aber steht nur mit dem untersten Theile
des Thieres in unmittelbarer Verbindung, und entsteht durch die Ansetzung von
Kalktheilchen r die aus diesem ausschwitzen. Der thieriscfre Körper selbst steht
auf den vielen Blättern, die vom Mittelpunkte nach der Peripherie laufend, den
Cylinder bilden, schickt seine Fortsätze zwischen diese Blätter hinein, und
so wie er wächst, setzt er kalkartige Materie ab, durch die der Cylinder,
und folglich er selbst mit seinen Fortsätzen erhöht wird. Mit Salpetersäure
behandelt, löfst sich dieses Skelett vollkommen auf, läfst aber einige Spuren
eines thierischen Parenchymas zurück, indem man die Fortsätze zwischen den
Blättern nicht wol herausnehmen kann. Im Ganzen kann man zwischen dem
Skelett der Gorgonie, und dem der Madrepore dasselbe Verljältnifs der Vollkommenheit
festsetzen, was bey den Thieren zwischen den Knochen und dem Schmelz
der Zähne besteht *). Man kann wol sagen das Skelett gehöre der Madrepore
unmittelbar zu, wie Swammerdam behauptete, die Schaalen gehörten den Conchy-
lien wie die Knochen den Thieren , und nicht wie ülem Einsiedlerkrebse, (cancer
bernardus).
Hier ist der Ort, das Linneische System zu berühren, welches diese Polypen
in ö Ordnungen, Lithophyten und Zoophyten trennt: die ersten sind nach.
Linne Gruppen von Thieren, die sich durch Absetzung von Kalkmaterie Skelette
bilden, und sich deren wie Schaaleii oder Gehäuse bedienen Die andern hielt
er für wahre Pflanzen, aus denen sich, durch einen VerwandLungsprozefs, thierische
Blüthen, oder wahre, mit Generationsorganen, und Bewegungsvermögen
begabte Thiere entwickfeln 3). Nur in Hinsicht der Madreporen kommt Linne
hier der Wahrheit bey ; in^seinen übrigen Lithophyten irrte er sich; und was
die Zoophyten anbetrilft, so zeigte er hier eine Schwäche, wie denn grofse Männer
bisweilen auf eine solche Art zu erkennen geben, dafs sie auch Menschen sind.
Ich komme nun zu- der andern Art von Madrepore , die , ich weifs nicht
warum, bis jetzt noch von keinem Naturforscher beobachtet ist, und sich, weil
0
2)
3)
Mémoires de 1* Acad. an. 1754- P*' 492,
L i t o p h y t a Animalcula materiam corallinam deponere, et pro cellulis uti : et Madré»
p o r a rum animalcula, stellis incumbentia , sibi continuo substernendo materia mapideam
elevare, et habitaculum suum ajigere, recte statuit P e y s o n e l lu s . V. Syst. iNat. i . I.
P . II . p. 1270.
Z o o p h y t a non sunt uti L i t o ph y t a , antheres suae testae, seu trunci, sed testae ipsorum:
sunt enim stipites verae plantae , quae metamorphosi transeunt in flores animatos (vera
Animalcula), confectos ex generatipnis organis, et motu instrumenti9, ut motum, quàm
extrinsecus non habent, a se ipsis obtineant, — ibid, p. i» 07.