der Linse erscheint sie ganz fein punktirt. Hat man sie mm in ein Gefäfs mit
Wasser gesetzt, so betrachte man ihre innere Oberfläche an einer Stelle, "wo sie
eine Biegung macht, damit die Stralen der Polypen, die aus den einzelnen
Oeffnungen hervorkommen, desto besser ins Auge fallen; was gar nicht geschehen
würde, wenn man die Fläche aus der sie heräusgehen, in gerader Bichtung
ansähe. Sowol ihre Kleinheit und Beweglichkeit, als ihre ungemeine Durchsichtigkeit,
die kaum eine zarte rothe Färbung zuläfst, sind Schuld hieran. Diese
Organe sind übrigens von eben der Form wie die der schon beschriebenen Millepore,
das heilst, sie bestehen aus einem durchsichtigen Cylinder, der eine tfich-
terförmige, oben etwas nach aussen gebogene Krone von Fühlern trägt, wie
ich diefs, sehr vergröfsert, auf der Kupfertafel vorgestellt habe*). Betrachtet
man die innere Oberfläche unsrer Millepore mit der Loupe, so wird man sie
ganz mit gedrängten Fühlerkronen überzogen sehen.
Wegen der aufserordentlichen Kleinheit und der Menge dieser Organe,
war es mir nicht möglich, mit der Loupe die Gestalt ihrer Plölen genau zu
erkennen ; allein mit dem Mikroskop konnte ich sie weit besser unterscheiden**),
und sogar, wegen der Durchsichtigkeit des Skeletts, das röthliche, auf den
Grund der Hole zurückgezogene Organ, darinnen wahrneh'men. Von solchen
Deckeln, wie wir bey der vorigen Millepore fanden, habe ich aber nichts sehen
können.
Die letzten Maschen unsrer Millepore sind an Einer Seite offen, und sehr
durchsichtig : ihre Wände scheinen von unzähligen thierischgn Böhren zusammengesetzt,
die, nach und nach sich öffnen, neue Polypen hervorbringen, und,
indem sie sich nach einem bestimmten Naturgesetze verlängern, sowol diese
Maschen vollständig machen, " als den Grund zu neuen legen.
Der Salpetersäure ausgesetzt, löste sich das Kalkige an dieser Millepore vollkommen
auf, und es blieb blos das Tliierische übrig, das sich in ihren schwammigen
Holen befand.
Bey Gelegenheit dieser Millepore sey es mir erlaubt, einer Serpula zu erwähnen,
die besonders an ihr ihre glänzende Schäale befestigt, und zu der S. Spiril-
lum des Linne zu gehören scheint, wenn gleich die von ihm cidrte Abbildung
des Planco der unsrigen keinesweges gleicht. Ihr Hauptcharakter liegt in ihrer
Durchsichtigkeit, und darin, dafs sie nur Eine, sehr enge Windung an dem
dünsten Ende macht, das man .den-Schwanz nennen könnte, und sich mit der
Mündung bedeutend über die Fläche erhebt, auf der sie ruht. Man bemerkt an
ihr die, durch das Ansetzen neuer Materie, verursachten Querstreifen, und mit
einer Loupe auch ganz feine Längsstreifen. Das in ihr enthaltene Thier ***)
wagt sich nun wenig über den Band der Mündung heraus , und scheint mir zu
dem Linne'ischen Geschlecht Aplysia oder lepus marinus ‘ ) zu gehören. An ihrem
Fig. 13. »*) Fig. ,14. fg S Fig. 15.
Ki einer der folgenden Abhandlungen werde ich zeigen, dafs der Bewohner einer grofsen
Serpula unsere Kessels, yon den Tauchern C a rg c ö genannt, ebenfalls zu den Aplysien gehört,
obsrn Theile erblickt man den köpf, und 3 von ihren 4Fühlern , an dem unteren
die Mundöffnun“- b, und den Fnfs oder die Fläche a. Aus ihrem Munde sah
ich oft wie bey andern Würmern, eine Menge Schleims hervorquellen, und
aus der Seite des Körpers wurden viele Kügelchen von Exkrementen hervorgebrächt.
Die Farbe des Thieres ist fleischroth, und scheint durch seine Schaale
hindurch “)• . . _ . ' .
Eine andere Art Millepore ist Imperato’s Poro anguino, die Celepore Spongi-
tes 2-) des Linne'. Jener legte ihr diesen Namen bey, weil sie, nach Art der
Schiansenhäute, mit kalkartiger Binde, schichtenweise die Körper des Meeres
übersieht, und äufser-lich gewöhnlich durchlöchert ist. Ich möchte sie einem
Beibeisen vergleichen, dessen beynahe viereckige, mit einem umgebogenen Bande
versehene Oeffnungen auf dem Bücken langer, rundlicher und erhabener Streifen
stehen welqhe, von einem Punkte auslaufend, sich, fafst in grader Linie, nach
allen Seiten ausbreiten. Dieses Wesen findet sich an den Körpern des Meeres,
ohne Rücksicht der Qualität ; die von mir vorgestellte steht auf einem Stüfk
weissen Marmors, der zufällig in das Meer gefallen war*). Um den Bewohner
dieser Millepore zu Gesicht zu bekommen, wähle man eine solche aus, die um
den Ast irgend einer Meerpflanze oder eines Polypen z. B. der Sertularia capil-
lum veneris gewachsen is t , wo man denn, nachdem man das Exemplar ins
Wasser-gebracht hat, mit der Loupe, oder dem blosen Auge bemerken wird,
wie eben solche polypenförmige Organe, als bey den beschriebenen Milleporen,
hervorkommen**), die sich auch eben so zu gleicher Zeit, abwechselnd zurückziehen
und ausdehnen, und von schmutzig rot:her Farbe, aber durchsichtig sind.
Diese Millepore breitet sich nun, durchaus parasitisch, auf dem Körper,
der ihr angehört, immer mehr aus, indem aus den Enden jener erhabenen Streifen
kleine durchsichtige Knöpfe, wie, Bauinknospen hervorkommen, die sich
dann öffnen, und Holen für neue Organe bilden. Aueh sie stirbt während ihres
Wachstliums, an der Wurzel wieder ab, und es geschieht nicht selten, dafs auf
den Ruinen dieser eisten, andre Milleporen entstehen und wuchern. Auch auf
dieser Millepore kommt die erwähnte Serpula vor. — Wenn sie sich nun an
eine Pflanze oder einen andern Körper von kurzer Dauer angelegt hat, so bleibt
sie, wenn dieser verweset, unverletzt zurück, und behält den Abdruck seiner
Form in sich, wie diejenige, welche Imperato Poro cervino nennt, und mit jener
Serpula besetzt fand 3). Ist sie aber ganz abgestorben, so dient sie der Serpula
spirorbis und andern Schaalthieren zum Aufenthalt.
1) Die Serpula die man an Fig. 2 , 9 and 12 erblickt, ist eine andre Art, mit vielen ubereinandertaufenden,
starken Windungen, die, wenn sie von der sogleich zu beschreibenden
Millepore bekleidet wird, ihre Röhre verlängert, und sieb nach aussen zu erhöbt.
z) Ich bringe diesen Zoophyten, aus dem Linne , wegen einer Verschiedenheit io den Oeffnungen
der Holen, ein neues Genus machte, wieder unter die Millep’bren zurück.