\md die Bestätigung, des schon in der vorigen Abhandlung angeführten Umstandes
, dafs die Gorgonie und Madrepore nur im Frühjahre sich fbrlpflanzt
Was ich- in der vorigen Abhandlung von der eigentümlichen Geburt der
Madrepore sagte, gelang mir diefs Jahr zu bestätigen, und mit mehrereni Umfang
zu beobachten. Da ich nämlich eine vollkommene Analogie, ja fast Identität in
dem Geburtsakte der Gorgonie und Madrepore bemerkte, so wird das, was von
der Naturgeschichte des Einen dieser Polypen mangelhaft blieb, füglich aus der
der andern ersetzt werden können. Wir haben gesehen, dafs die Eyer der Gorgonie
durch besondre Kanäle, oder Scheiden geboren werden, die indessen für
gewöhnlich nicht genau zu unterscheiden sind. An der Madrepore bemerkte
man zu gleicher Zeit unterhalb des Körpers mehrere Kränze von Eyern ( wie
ich T. III. Fig. 3. darsteilte, die gewifs nicht durch die Mundöffnung, sondern
ebenfalls durch besondre Kanäle ans Lieht kommen. Da ich nun bey der Madrepore
die Entwicklung durch mehrere Stufen hindurch, beobachten konnte, so
wird der wifsbegierige Leser sich, in Hinsicht der Gorgonie für jetzt an einer
richtigen Analogie genügen lassen, im übrigen aber sich bis zum nächsten Frühjahre
gedulden.
Die Eyer der Madrepore erschienen, wie sie Fig. 3. abgebildet sind, von
einer zur kuglichen hinneigenden Form , boten aber, sobald sie vom Mutter-
S ta m m getrennt waren, dieselben Erscheinungen dar, die ich bey der Gorgonie
umständlich beschrieben habe ; was soll ich dieselben Sachen wiederholen ? Ihre
gewöhnliche Form war länglich, eyrund, sie schlüpften im Wasser umher,
kamen an die Oberfläche, und veränderten bey der leichtesten Berührung ihre
Gestalt auf mannichfaehe Weise*). Nur dadurch unterscheiden sich diese Eyer
von der der Gorgonie, dafs sie gröfser, und von vollkommen mennigrother Farbe
sind, dahingegen jene in der Farbe mehr dem Safte aus den Beeren der Phyto-
lacca ähneln. Als ich die Eyer unter dem Mikroskop zerdrückte, zeigten sich
dieselben Erscheinungen , wie bey der Gorgonie **).
Am taten Junius beschäftigte ich mich mit Ablösung einiger Madreporen von
dem Felsen welcher zur linken Seite der D o n n e r -G ro tte (la grotta che tuona)
steht. H,ier stehen diese Polypen einzelner und es wächst unter ihnen eine kleine
Art eines sehr weissen Schwammes, an welchem ich bald einige der Eyer sitzend
entdeckte, die sich indessen leicht ablöfsten, und dann im Wasser weder will-
kührliche Bewegung noch Aenderung der Figur zeigten. Als ich sie zerdrückte
gaben sie auch nicht die gewöhnliche Flüssigkeit, sondern eine dickere und
Wir werden demnach der oben pag, 2fS angegebenen. Diagnose der Gorgonie' noch folgende»
binzusetzen mussent Vaginis intra tentacula exerentibus ova v iv a , nvatooblonga, purpu-
rascentia r se afEgentia r et in Gorgonia* se aperientia, qaae r primura. in scapo unicq', im
lamos dein disperguntur. Ha* porro. Gargonias evulsas liberasque aeque vivere* mutila
tas redintegrari, portiunculis multiplicari ,, exossatas régénérai!* mixtaa inseii* in.yenaas»
xestitui r docuerunt nuperae observationea.
Fig. 13. 14. >5. **} Fig. xd.
geronnene von sich, die man nur mit Gewalt im Wasser zertheilen konnte ; auf
der Oberfläche waren sie höckerig, so dafs ich glaube, das .T. III. Fig. 4. gezeichnete,
befand sich in diesem Zustande. Sie hatten theils die Gestalt eines Kräusels,
theils die, einer unten abgeplatteten Kugel angenommen, und an der Stelle, wo
sie angesessen hatten, zeigte sich ein festerer weifslicher Ring, als erster Anfang
des steinigen Skeletts. Einige waren schon fast zu Madreporen geworden, denn
sie zeigten auf der Spitze einen Nabel* als Rudiment des Diskus und der Tentakeln
; manche verlängerten sich schon zu Cylindern, andre waren mehr platt;
bey der Berührung zeigten sie. sich empfindlich.
Ich erwähnte oben eines Versuches in Hinsicht der Fortpflanzung der Madrepore,
wo ich am 2teil Julius die Gefäfse mit ihren Felsstücken voll Madreporen
aus dem Meere nahm, und letztre unverletzt fand. Zu meinem grofsen Vergnügen
entdeckte ich auf der entblöfsten Seite jener Felsstücke, mit der sie an der
Klippe angesessen hatten, kleine schon entwickelte Madreporen, von konischer
Form, die an der Spitze schon die Rudimente ihrer Fühlerkrone zeigten; ihr,
auf gewisse Weise, durchsichtiger Körper, liefs die Blätter des sich bildenden
Skeletts erkennen, und war ungefähr von der Dicke eines Hirsenkorns. Alles
diefs hatte sich in einem Zeiträume von 1 1 Tagen gebildet. Unter einem Stein,
der nicht länger als 2 Zoll war, hatten sich 15 solcher Madreporen erzeugt. _
Um den thierischen Tbeil dieser Madreporen aufzulösen, legte ich den Stein
in Kalkwasser. So zeigte sich denn das entstehende Skelett, als eine äufserst
zarte Scheibe, mit vielen vom Rande nach dem Mittelpunkte gehenden Lamellen,
den sie indessen nicht ganz erreichten, und wo sich noch keine Spur von dem
schwammigen Hügel zeigte. - ■
Auch in der Klasse der Würmer finden sich Beyspiele von Eyern, die nicht
als wirkliche Thiere vom mütterlichen Körper ausgegangen, dennoch einer will-
kührlichen Bewegung geniefsen. Die Vermicchiara marina des Imperato '), von
der man vorher nicht wufste wohin sie gehörte, ist das Erzeugnifs der lepus
marinus a). Die obenerwähnte Serpula Caracö befestigt an ihrer Röhre sackförmige
Gruppen von Eyern, welche sich willkührlich bewegen. Die Fetus der
ostrea edulis, die sich unter unsern Klippen in grofsen Massen findet, bewegen
sich nach Basta3), im Uterus der Mutter schon mittelst ihrer Kiemen j sehr
schnell, und nehmen, wenn sie geboren sind, durch diese Kiemen allemal ihren
Wohnplatz unter den' Klippen ein.
Ich weifs wol, man könnte mir hier einwerfen, die angeführte Vergleichung
mit den Würmern sey zu weit hergeholt, und passe nicht, da ihre Fetus schon
auf gewisse Weise das vollkommene Individuum darstellen , die Eyer unsrer
Polypen hingegen weit davon entfernt sind; allein jeder Zweifel mufs schwinden, *l)
1 ) Hist. ,Nat. p. 732.
l ) B oh ad sch. de quibusdam animalibus marin« p. 27*