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 i s t ,   welches  eben  durch  den  Ueberflufs  jener  Theilchen  seine Sprödigkeit  erhält.  
 Mit  Säuren  brauist  es  auf,  und  wird  allmälich  seines  Kalks  beraubt,  so,  dafs  
 endlich  blos  das  weiche  Parenchyma  übrig  bleibt;  der  Luft  und  dem  Wasser  
 aberlange  Zeit  ausgesetzt,  wird  es  weifs  und  zerreiblich,  wie  Kalk. 
 In  diesem  Leder  aber  liegen  die,  oben  beschriebenen  Wärzchen  ;  auch  die  
 polypenartigen  Organe  mit  ihren  Nischen  befinden  sich  innerhalb  seiner Substanz,  
 und  bilden  Einen  Körper  damit*);  die  Kanäle  für  die  Ovarien,  die  Speiseröhren  
 gehen  durch  die  Substanz  dieses  Leders  hindurch  :  mit  einem  Worte,  diese 
 Organe  gehören  dem  Individuo  zu  ,  wie  z.  B.  einem  Thiere  die  Augen  oder  die  
 Ohren,  und,  wie  bey  den  Thieren  jedes  Organ  dem  Ganzen  dienstbar  ist,  und  
 für  die  allgemeine  Erhaltung  sorgt,  so  dienen  auch  diese  Organe  zur  Erhaltung  
 des  ganzen  Thieres.  •  *  ■  .  . 
 So  viel  Beweglichkeit  in  diesen  Organen,  und  eine  solche Trägheit  in  diesem  
 Leder;  denn  es  beweifst  sich  bey  jedem  Versuche  fühllos,  und  die  grofse Menge  
 Kalk mit  der  es  erfüllt  ist,  macht  es  zu  jeder  Bewegung  unfähig ;  auch  wird  es  
 daran  durch  das  hornige  Skelett  verhindert,  das  es  bekleidet:  seine Werkzeuge  
 sind  dier  oben  beschriebenen  polypenartigen  Organe,  und  in  den  Hügelchen  
 dieser  Organe  bemerkt  man-  die  Fähigkeit,  sich  zusammen  zu  ziehen,  und  zu  
 schliefsen.  Wird  die  Gorgonie  unmittelbar  aus  dem Meere  an  die  Luft  gebracht,  
 so  wenden  jene  ihre  ganze.Kraft  auf,  schliefsen  sich  vollkommen,  und  bleiben  
 s o ;  setzt  man  aber  den  Polypen  in  ein  Gefäfs  mit  Wasser,  so  stirbt-er  allmälig  
 ab,  was  im*Sommer  ungefähr  in  a  bis  3  Stunden  zu  geschehen  pflegt,  und  da  
 es  den  Oeffnungen  der  Hügel  an  -Kraft  gebricht,  so  schliefsen  dieselben  sich  nur  
 halb.,  und  bleiben  so,  wenn  die  Gorgonie  getrocknet  wird.  Bey  der  Coralle  
 werden  wir  bemerken,  dafs  eben  diefs  geschieht,-nur  dafs  hier  die  Organe  nicht  
 die  Kraft  haben,  sich  zurückzuziehen,  sondern  auswendig  sterben  und .trocknen. 
 Es  sind  von  jenen  Organen  aber  eine  grofse  Menge  auf  dem  Leder;  sie  
 bedecken  die  ausgebreitete  Basis  an  der  Klippe,  den  Stamm  und  alle  Aeste,  und  
 je  näher  den  Spitzen,  desto  häufiger 'werden  sie.  Das Leder  bekleidet  das  Ganze,  
 schlägt  sich  über  die  Spitzen  hinweg,  bedeckt  sie,  und  wird  hier  etwas  dicker  ;  
 seine  Oberfläche  ist  zwar  durch  die  Hügel  knotig,  aber  dennoch  sehr  glatt,  und  
 wie  mit  einem’feinen  leichten  Sammt  bedeckt;  man  sieht  daran  dunjde‘Längsstreifen, 
   wie innere Kanäle.  Die Organe  treten  nicht  alle  zu  gleicher Zeit  hervor,  
 obwol  der  gröfste  Theil  diefs  zu  thun  pflegt.  In  meiner  Abbildung  habe  ich  
 nur  wenige  hervorgekommen  vorgestellt  aaa,  und  Eins  was  halb  herausgetreten  
 ist  b  **).  '  -  .  . 
 Ich  habe  bis  jetzt  diesen  thierischen  Ueberzug  nur  im  Allgemeinen  als  ein  
 Parenchyma  voller  Kalktheilchen  geschildert;  untersucht  man  ihn  aber  genauer,  
 so  entdeckt  man  noch  verschiedene  einzelne  Theile.  Wie  das Fell  auf  den  Muskeln  
 mittelst  des  Zellgewebes  aufliegt,  so  ist  er  durch  eine  innere  Haut,  die  
 gleichsam den  Bast  in  den Bäumen  vorstellt ,  mit  jenem  hornigen  Skelett  verhüllden  
 und  da  dieses  der  Länge  nach  gestreift "ist,  und  die  Membran  sich  in  die  
 Streifen  hinein  légt,  so  bekommt  sie  ebenfalls  ein  gestreiftes  Ansehen,  und  der  
 Zusammenhang wird weit  fester*).  Nicht allein,  wenn  man  diese Gorgonie frisch  
 aus  dem-Meere  genommen  hat,  bemerkt  man  diese  gestreifte Haut,  sondern  auch  
 wenn  man  ein  getrocknetes  Exemplar  einige  Stunden  in  Weinessig  legt,  denn  
 dann  wird  sie  des  Kalks  beraubt,  und  erweicht.  Diese  innere  Membran  aber  ist  
 durchsichtig,  und  zeigt  den  Grund  der  Holen  für  die  polypenartigen  Organe,  
 welche  beynahe  unmittelbar  auf  ihn  aufliegen,  denn  nur  eine  ganz  zarte  Lage  
 des  kalkigen  Parenchymas  trennt  sie  davon.  In  der  Haut  aber  liegt  ein  System  
 von  Längsgefäfsen,  die  den  Streifen  im  hornigen  Skelett  entsprechen.  Schneidet  
 man  dentUeberzug.  in  die Queere  ein,  oder  zerreifst man  eins  dieser  Gefäfse,  so  
 quillt,  wenn man  von  unten  herauf mit  den  Fingerspitzen  drückt,  eine  rötliliche  
 Lymphe  aus.  Diese  an  der  Gorgonie  gemachte  Beobachtung,  habe  ich  noch  
 genauer  an  der  Coralle  angestellt,  und  es  ist  daher  kein  Zweifel  an  der  Sache.  
 So  sind  also  den  Arterien  und  Venen,  die  in  den  hohem  Thierklassen  ganz  
 entgegengesetzte  Funktionen  haben,  in  der Gorgonie,  einer  sehr  einfachen  Thierbildung, 
   diese  ganz  einförmigen  Kanäle  substituirt,  die  sich  schon  sehr  den  
 Gefäfsen  der  Pflanzen  nähern ,  worin  der  Saft  nur  emporquillt,  und  wiederum  
 herabsteigt. 
 Jene Membran,  die  den  Bezug  auf  die  Gorgonie  selbst  hat,  wie  das  Perio-  
 steum  zu  den  Knochen  der  Thiere,  oder  der  Bast  zu  den  Stämmen  der  Pflanzen,  
 kann  in  Hinsicht  ihrer  Struktur,  mit  beyden  verglichen  werden.  Unter  der 
 Linse  No.  64.  sah  ich  sie,  wie  ich  sie  habe  abbilden  lassen**),  d.  b.  als  ein  
 Gewebe  von  Fasern,  die  in Maschen verschlungen,  zwischen  sich  eine  einförmige  
 Masse  enthalten:  die  Membranen,  in  den  Thieren  bilden  sich  nun  aber  aus-  den  
 verdickten  Fasern* 1) ,  der  Bast  der  Pflanzen  aber  aus.  Fasern,  die  zusammenverbunden  
 sind,  und  zwischen  denen  eine  schlauchartig'e  Masse  lieg t2) ;   es  scheint  
 aber,  dafs  bey  dieser  Membran  der  Gorgonie  söwol  das  Eine,  als  das  Andere  
 zum  Theil  statt  findet. 
 So  wie  aber  der  Bast  durch  Verhärtung  das  Holz  bildet,  und  so  wie  die  
 Epiphysen  der  Knochen  nur  durch  ihre  Härte  von  dem  Beinhäutchen  verschieden  
 sind,  so  stellt  unsre  Membran  an  der  Gorgonie,  indem  sie  sich  verhäutet,  
 das  hornige  Skelett  dar.  In  der  That  bildet  sich  aqch  das Horn  bey  den Thieren  
 nur  durch  Verhärtung  des  darunterliegenden  Netzkörpers,  der  unsrer  Haut  ganz  
 entspricht3-):  Und  diefs  zu  beweisen,  führe  ich  zw.ey  Fakta  auf:  Einmal  theilt  
 sich  das  hornige  Skelett,  wenn  man  es  in  Salpetersäure  legt,  fn  mehrere,  feine,  
 concentrische  Blätter,  und'  dann  sind  die  äussersten  Spitzen  dieses  Skeletts  ganz  
 weifs,  und  nicht  von'der  braungelhen  dunkeln  Farbe  wie  der  untere  Theil  des  
 Stammes,  der  den  alten  Farrenkrautstengeln  gleicht:  Ueberdiefs  sind  sie  so 
 * J  Fig.  9.  ‘  * * )  Fig.  10. 
 1)   Haller  Phys  I.ib.  I,  Sect.  3.  a)  Malpighi.  Anat,  Plant,  pag.  19.  et  20.  in  4* 3)  Memoir,  de  l ’Acad.  an.  17 3 1.  p.  93. 
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