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weich, dafs man sie mit den Nägeln zerdrücken kann, und in der Axe des
vollkommenen Stammes seihst, findet man eben diese Masse, auf diesem zarten
Uranfänge des Skeletts haben sich also nachher durch Verhärtung der innem
Membran, unzählige Schichten angelegt, wie schon Herr Marsilli diefs bemerkt
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Diese hornige Masse die das Skelett der Gorgonie bildet, ist nun zwar sehl-
hart und dicht, aber biegsam, und der Zusammenhang der einzelnen Schichten
untereinander ist so innig, daCs man bey einem Queersclinitte dieselben nicht
bemerkt; in der Hitze wird die Masse erweicht, wie das Horn, und am Feuer
brennt sie mit eben dem unangenehmen Geruch, wie dieses; Säuren und besonders
Salpetergeist trennen, sie zuerst in Schichten, und verwandeln sie dann in
Gallert. _ ,
Diefs sind die Beobachtungen, die ich bis jetzt über diesen Polypen angestellt
habe. Sie scheinen mir hinreichend', theils um eine wahre Kenntnifs von
ihm zu geben, theils um die Unzulänglichkeit seiner bisherigen Beschreibungen
zu zeigen die man im Lexikon von Bomare, und ähnlichen Büchern finden kann.
Ich will nun die Diagnose dieser Gorgonie in lateinischer Sprache geben, nur
damit man sie der von Herrn Linne' gegebenen substituiren könne :
G o rg o n ia v e r ru c o s a . L in n a e i.
Animal, instar vegetabilis, radicalum , basi explanata, ramosum : corio
parenehymatoso, semicalcareo, rubro colorato membrana intefiore.se indurante
in sceleton corneum ; externe pxerente organa mollissima, sentientia, cylindrica,.
alveo pellucida, rubro irrorata, sponte se moventia, in capsulas clausiles, mar-
gine denticulatas, se recipientia; tentaculata, tentaculis octonis, denticulato pin-
natis, in quorum centro os cibum ingurgitans, vaginis intra tentacula, exeren-
tibus ovaria ex ovis innumeris, membrana molli obvolutrs.
E r k l ä r u n g
der F ig u r e n a u f d e r - e r s t e n -T a fe l.
F iff. x. Die Gorgonia verrucosa mit ihrer Basis auf einem Ascidium angeheftet, das Ul an Car*
nuna (wild Fleisch) nennt: Sie hat mehrere ihrer polypenartigen Organe ganz ausge.
»treckt a , a, a, und Eins zur Hälfte b.
Fig. 2 Ein solches Organ mit dem Hügel, aus dem es hervorkommt, stark vergröfsert. », b,
der Hügel, b, c, der Körper des Organs.
Fig. 3. Die Fühlerklone dieses Organs 64mal vergröfsert : h, c, der Mund in dér Mitte der
Zusammenkunft dieser Tentakeln, ab, ah. Streifen zwischen den Basen derselben. 1
1) Hist. phys. de la mer, p. 92.
fig . 4. Dasselbe Organ während es sich zurückzieht.
Fig 5. Dasselbe Organ auf Eine Seite gedrückt, indem e» einen Eyersack gebiert, der, wegen
der Enge der Mündung des Kanals eine längliche Form angenommen hat.
Fig. 6. Der Eyersack Ö4mal vergröfsert, frey im Wasser umherschwimmend.
Fig 7. Die Eyer aus demselben um loomal vergröfsert.
Fi 8 Ein Ast der Gorgonie, der, zum Theil seines thicrischen Ueberzuges beraubt, das
hornige Skelett zeigt.
Fig 9 Dieser Ueberzug von innen betrachtet, wo er wegen seiner Durchsichtigkeit die Holen,
in die die Organe sich zurückziehen, und ein System von Längsgefäfsen zeigt.
Fig. IO Die innere Membran dieses Ueberzug» 64mal vergröfsert.
Fig. ix. Der thierische Ueberzug Fig. 9. die Queere durchschnitten, wo er die Holen der Organe,
und durch unzählige Linien die Lage der Längskanäle zeigt.
Von der Coralle.
Der Meerpolyp dieses Namens, der durch die Schönheit und Härte seines Skeletts
schon seit den ältesten Zeiten bekannt, bey den meisten Völkern in grofsem
Werthe, und nach einem griechischen Worte, welches S chm u ck des Meeres
bedeutet, benannt ist, hat zu jeder Zeit den Männern, die den Ursachen der
Dinge gern nachspüren, Stoff zu Untersuchungen gegeben. Zwey berühmte Italiener
des vorigen Jahrhunderts, der Graf Ferdinando JMarsilli, und Herr Vita-
liano Donad haben, ersterer um das Jahr 1706 ‘ ), und letzterer um 1745 J) viele
Beobachtungen über die Coralle angestellt. Aber jener sieht nur das schöne Aeus-
sere, und dieser konnte sie nicht aus dem wichtigen Standpunkte betrachten.
Ein "sehr scharfsinniger Franzose würde gewifs alles geleistet haben, wenn er
seine Beobachtungen'" auf dem Meere selbst an wol beschaffenen Exemplaren
hätte anstellen können ^). Andre aber die über diesen Gegenstand zu schreiben
Versuchten, haben mehr Mitleiden, als Aufmerksamkeit erregt^).
Die rothe Coralle, die unter dem Lxnneischen Namen Isis nobilis bekannt
ist, findet sich überall auf dem Grunde des Meeres, und wird von da an einigen
Orten durch besondere Leute, die Gorallensammler (Corallaj) heifsen, künstlich
zu Tage gefördert. So sieht man auch im Sommer wie in unserm Kessel diese * 2 4
i> Saggio ftsico intomo alla störia del mare. Venez. 17 x1 . Hist, physiq. de la mer. Arnst. x72Ö.
2) Saggio della Storia natur. mar dell* .Viiiatico-- Veneziae x75°*
5) Mem de l'Acad. Roy des Sciences i7&7- 4) Digsertaz. sopra la produzione de* Coralü. Firenze i 7^9*