mittelst zweyer concaven halbmondförmigen'Knochen zerbohrgn, mit denen ihr
Köpf bewaffnet ist.
Alle gesunde Vernunft lehrt uns annehmen, dafs auf dem Gründe der polypenförmigen
Organe, eben so wie bey der Gorgonie, sich die Eyerstöche befinden
müssen, und dafs die Geburt derselben durch ähnliche Kanäle von statten gehe.
Ich selbst habe darüber keine vollständige Beobachtungen machen können , indem
ich die Corallen nicht zu jeder Zeit in solcher Menge, und so wol condidonirt
haben konnte, als die Gorgonien ; zur Bestätigung meiner Meinung kann ich also
nur folgendes Faktum anführen : Als ich im August 1784 den Ueberzug einer,
erst vor Kurzem aus dem Meere genommenen Coralle anatomirte, entdeckte ich.
auf dem Grunde der Holen für jene Organe eine grofse Menge kleiner Körner,
die, mit Wasser unter das Mikroskop gebracht, vollkommen Wie die Eyer der
Gorgonie, und der übrigen von mir beobachteten Polypen erschienen* *). Wahrscheinlich
waren diefs eben solche Eyerstöcke wie die der Gorgonie, allein ich
konnte sie doch nicht mit der Genauigkeit beobachten, die man angewendet haben
mufs, um Schlüsse ziehen zu können. —
Vermuthlich sind die Eyer der Coralle ebenfalls mit einem kleinen klebrigen
Schleim versehen, durch den sie sich an so mannichfachen Körpern anhängen
und wachsen. Die Zeit, die. nach der Beobachtung der Corallenfischer dieser
Zoophyt zu seinem Wachsthum gebraucht, ist sehr lang, und nach Beschaffenheit
des Ortes verschieden. In unsertn Kessel wächst die Coralle weit schneller an
der westlichen, als an der östlichen Seite, und dem Sorrentinischen Vorgebürge,
wo sie überhaupt nur als Strauchwerk, und nicht in so schönen Formen aufwächst
als an der Abendseite. Die Corallenfischer suchen den Grund davon in der Verschiedenheit
des- Bodens, der hier in Tuff, dort in Kalkstein besteht, allein ich
glaftbe vielmehr, dafs die Ursache eben dieselbe ist, warum Pflanzen, Würmer
»nd Conchilien auf der Abendseite am besten gedeihen.
E r k l ä r u n g
der F ig u r e n a u f der zw e y t e n T a fe l.
Fig. 1. Eine Klippe mit einer r o th e n C o r a l l e , die aus ihren Hügeln viele ihrer polypenförmigen
Organe hervorgestreekt hat.
K g , s . Kothe Kalkkörner aus dem thierischen Ueberzuge der Coralle, durch das Mikroskop
anzusehen,
Fig. 3- Ein Ast der Coralle, von der.i der Ueberzug abgenommen ist, so dafs man die Längsstreifen
des Skeletts bemerkt. Im Ueberzuge erkennt man, wegen seiner Darchsicb..
tigkeit die Hölen der Organe, und das zerrifsne Periosteum, An der Spitze zeigt sich
statt des Skeletts ein blofser kalkiger Teig.
Fig 4 Der Ueberzug besonders, an dem man, aufser den erwähnten Organen, auch ei*
System von Längsgefälsen sieht.
Fig. 5. Das Periskeleton durch das Mikroskop betrachtet.
Fig. 6. Die Ovarien der Coralle mikroskopisch angesehen.
Von der Madrepore,
In unserm Keäsel giebt es zwey Arten von Madreporen: eine gemeinere, und
vbn den meisten Autoren gekannte; und eine seltenere, die, weil sie kein Skelett
hat bis jetzt den meisten Naturforschern unbekannt war, die blos in ihren Museen
studierten. Die erstere ist hier so häufig, dafs es keine grade fortsetzende,
oder gegen Norden gelegene Klippe und Grotte im Meere giebt, die man nicht
von ihrer glänzend scharlachrothen Farbe geschmückt sähe; ja sie überzieht ganze
Streife von Felsen durchaus. Unsre Fischer nennen sie k o s tb a ren S te in
(pietra preziosa). Imperato, beobachtete nicht allein ihr Skelett, sondern auch
ihren weichen, thierischen Theil, und wenn er diesen auch nicht ganz auf die
rechte Weise betrachtete, so kam er doch dadurch auf den Gedanken, dafs diefs
Wesen wohl ein thierisches seyn möchte ); ein Gedanke, den nachher dieje-
gen weiter ausführten , die über . diesen Gegenstand arbeiteten. Linne nannte
diesen Zoophyten nach der Gestalt seines Skeletts Madrepora calycularis.
Da diese kelchförmige Madrepore*), von der ich jetzt zuerst reden will, in
unserm Kessel so häufig wächst, so wird es nicht schwer seyn, sich einen Ort
auszuwählen , ■ wo man sie im Meere selbst bequem beobachten kann ; besonders
empfehlen sich hierzu die Mündungen der angeführten Grotte des Lazareths, die,
mit einem Theile ihrer Tiefe unter dem Meere gelegen, nicht allein eine grofse
Menge dieser Madreporen ernähren, sondern auch den übrigen trocknen Theil
dem Beobachter zu einem bequemen Standpunkte anbieten, von wo aus er, auf
die Oberfläche des Wassers niedergebückt, diese Zoophyten ganz in der Nähe
betrachten kann. Man mufs indessen dazu die Zeit einer vollkommenen Ruhe
des Meeres, und überdiefs die Ebbe aus wählen, was die Seeleute die trocknen
1 ) „ Die Madreporen s in d , frisch aus dem Meere genommen, mit einer Art rothem
Schmutze bedeckt, der mit der Zeit schwarz wird, und scheinen auf diise Weise zu
den Thieren hinzuneigen,,, Hist- Nat. Lib X X VU cap. 5- 4*
*) Tab. I I I Fig. 1. — Diese Figur ist, wie der Verfasser weiter ünten eingesteht, nicht
ganz naturgetreu, weswegen ich nach der pag. 169. angegebenen Beschreibung auf Tab. IX ,
Fig, ig, eine, wie Ich glaube, richtigere Abbildung beygefügt habe. Asm. d, Ueb.