Ausgange der letztem sind aber wahrscheinlich acht Kanäle bestimmt, deren
jeder sich in einer der Kinnen zwischen den Dreyecken endigt, welche die Ober«
(Lache lconstituiren, und deren Spuren wir in den Längsstreifen erblickten, von
denen ich weiter oben sprach.
Der Frühling ist die Fortpflanzungszeit dieser Gorgonie, denn obgleich ich
sie im Sommer zu zwey verschiedenen Zeiten beobachtete, konnte ich doch nie
diefs Phänomen entdecken. Die Madrépore hat, wie> wir in der Folge sehen
werden, dieselbe Brutzeit, die andern Polypen aber pflanzen sich zu jeder Jahreszeit,
besonders im Sommer, fort.
Die Fruchthalter der Gorgonie schwimmen nur im Meerwasser umher, bis
sie sich an einer Klippe, oder einen andern solchen Gegenstände anlegen; ist der
Ort dann angemessen, So borstet die Haut des Ovariums, die Eyerchen quellen
hervor, und heften sich mittelst einer klebrigen Gallert, die sie umgiebt, an den
nahen Gegenständen - an, wo sie bald ausschlüpfen, an zu wachsen fangen, und
ihre natürliche Gestalt annehmen. Ist. der Ort aber zur Erzeugung dieses Polypen
ungünstig, so stirbt die kleine .Gorgonie, wenn sie kaum geboren ist, oder sie
kommt gar nicht zum Ausschlüpfen, wie diefs mit den Saamenkörnern der Pflanzen
zu gehen pflegt. Die warme Jahreszeit befördert das Aussehlüpfen und das
Wachsthum der jungen,Individuen, wie denn auch der Polyp des süfsen Wassers
unter dieser Bedingung besser fortlcorftmt.
Die entstehende Gorgonie nimmt nun die Form eines Wärzchens ,v mit einem
Organ auf der Spitze, an. Von solcher Gestalt §ahe ich im Monat Julius und
August kleine Polypen, die haufenweise an Felsstücken in den Grotten wuchsen,
den erwachsenen Gorgonien sowohl in der Gestalt, als Farbe durchaus glichen,
und sich, bey der Berührung sogleich auf ihre Basis zurückzogen, wie die einzelnen
Organe der Gorgonie J). 1 Allmählig dehnt sich der Körper dieser kleinen
Gorgonie .aus, das Organ- wird] emporgehoben, es entstehn während des Wachsthums
noch mehrere, und wie sich beym Fötus nach und nach die Knochen und
Nägel bilden,.so erzeugt sich hier im Innern ein horniges Skelett, das ich weiter
unten beschreiben werde. — So ist denn also der Naturprozefs bey dieser Funktion
des Polypen entdeckt ! so ist denn die edle Wifsbegierde der Gelehrten jenseit
der Alpen einigermassen befriedigt, und sie werden nun aufhören die Italiener
so bitter zu beschuldigen! * i)3) Und nicht allein dieser Artikel, sondern auch das
Uebrige aus diesem Zweige der Naturgeschichte werden sie finden.
Diefs ist es, was der Beobachter an unserer Gorgonie wahrnimmt, wenn er
»ie in ihrem Elemente betrachtet; um aber ihre inneren Theile und ihre Struktur
j ) Diese von mir entdeckten Polypen müssen nicht mit einem Andern verwechselt werden,
der. ihnen in dieser Jahreszeit ziemlich ähnlich ist. Letzterer ist eine Tubularia deren
Organe auf dem Grunde Zusammenhängen, und die ich anderswo beschreiben werde.
i ) Certiora et specialiora ex vivis Gorgoniis disci debent, quorum nos eognitione, ab ItaJorum,
quos maris Mediterranei divitiae in tanta yicinitate frustra invitant, supiuam negligentiam
huc usque carere dolendum est. F A L L Ä S : Elench, Zoopbyt. Hagae Comit, »766,
kennen zu lernen, mufs er zu ihrer Zerlegung schreiten. — Hat man also die
Gorgonie aus dem Wasser genommen, so schneide man sie der Länge nach ein;
man Wird dann finden, dafs sie aus "einem ziemlich dicken lederartigen Ueber-
zuo'e besteht, der ein horniges, wie die Gorgonie selbst geästeltesSkelett umgiebt;
Letzteres dient hier eben sowohl zur Stütze, wie das Knochengeripp bey den
Thieren*). Dieses Leder nun, das etwas dicker als \ Linie ist, ist der organische,
weiche Theil des Polypen,.und umgiebt das Skelett, wie die Kinde das Holz bey
den Bäumen; ich nehme diefs Gleichnifs von den Bäumen, nur um die Sache ungefähr
anschaulich zu machen, denn eigentlich gleicht der Zusammenhang des
Leders mit dem Marke mehr der Verbindung der Haut mit den Muskeln , wie
sie bey den Thieren durch das Zellgewebe bewirkt wird. Es ist nicht schwer
das Leder nun fast ganz äbzulösen, nur dafs es, wegen seiner eigenthümlichen
Sprödigkeit leicht in mehrere Stücke zerbricht. Das Skelett erhebt sich als ein
runder Stamm, zertheilt sich und verdünnt sich immer mehr gegen die Spitzen
zu, und wenn es unten hart und dick erscheint, so wird es nach oben zu zart
und weifslich. Diefs sind also die zwey Theile, welche die Gorgonie consti-
tuiren : der organische, weiche,-Üeberzug, und das unorganische hornige Skelett.
Jener wird , wenn die Gorgonie stirbt und trocknet, ganz locker und zerreiblich,
indem blos der in ihm enthaltene Kälch der Verwesung widersteht; dieses bleibt
allein übrig, und erscheint nun hart wie Horn. In diesem Zustande sah unser
Imperato die Gorgonie und sagt daher von ihr: „ein salziger Fucus, mit einem
Ueberzüge, gleich einem leinenen Gewände umgeben, der meist der Länge nach
gefurcht, mit kleinen, holen, an der Spitze durchlöcherten Hügeln Versehen ist,
und dessen inneres H o lz einem harten Stengel von Farrenkraut gleicht,, ').
Indem ich nun diese zwey-Theile beschrieb, die man an der Gorgonie bemerkt,
wenn man sie aus dem Wasser nimmt, um sie zu anatomiren, habe ich ihrer
vorzüglichsten Organe, nämlich jener polypenartigen Gestaltungen, mittelst deren
sie sich nährt und fortpflanzt, keine Erwähnung gethan ; denn, wie ich schon
weiter oben bemerkte, ziehen sich dieselben, sobald man die Gorgonie aus dem
Wasser nimmt, augenblicklich zurück, und kommen nicht wieder zum Vorschein,
und man darf dann wegen ihrer ausserordentlichen Zartheit und Weichheit nicht
mehr hoffen, anatomische Untersuchungen an ihnen ansteifen, zu können-. —
Wenn man mit dem Messer ein wenig in jenes Leder einschneidet, so fühlt
man, dafs es durchaus mit körnigen Kalktheilchen geschwängert ist, und schabt
man es mit einem scharfen Messer, so nimmt dieses eine Quantität jener Masse
mit weg, die von ziegelrother Farbe, wie das Leder selbst ist. Dieses Experiment
reicht hin, um zu beweisen, dafs dieser weiche' thierische Körper e in , mit
e in e r g ro fs en M en g e K a lk th e ilc h e n g e s chw ä n g e r te s P a ren ch ym s
*) F ;g- 8-
1) Un fueo legnoso, restito dj una tunica, simile a veste lina, rugosa secando il lungo
de’ ram 1 ordinatamente, 'sparsa di tubercoü coiAavi, e pertugiati nel sommo, col legno
interiore simile a ga mbo di felice e di adianto, — Hist, Nat. p. 75°*
B