und zubereitet werden, weswegen denn dieser Theil auch oft anders gefärbt, als
der übrige Polyp erscheint. Zu den angeführten Nahrungsmitteln gehört indessen
auch das Meerwasser selbst, welches von den Poren dieser Organe eingesogen
wird, denn der hornige Ueberzug verhindert, dafs dieses Geschäft auch an andern
Stellen vor sich gehen könne. Ich bin deswegen auch geneigt zu glauben, dafs
andre, in Betracht unsrer Polypen zwar ungeheuer grofse, doch diesen vollkommen
analoge Meergewürme, ebenfalls durch die blofse Einsaugung des Meerwassers
ernährt werden und wachsen.
Eine höchsteigenthümliche Erscheinung in der Oèkonomie der Sertularien,
besteht in einer eignen Bewegung im Innern ihres Körpers, die hier, wie in einer
besondern Bohre vorzugehen scheint. Die äufsere hornige, meistens durchsichtige
Hülle der Sertularien enthält und bekleidet einen weichen thierischen Körper,
der als Conglomérat einer körnigen Masse erscheint. In der Mitte dieses
Körpers sieht man eine ähnliche Masse in wirbelförmiger Bewegung, von einer
nicht deutlich zu erkennenden Flüssigkeit umhergetrieben, so dafs die einzelnen
Körner dieser Materie bald im Kreise umherlaufen, bald nach oben, bald nach
unten steigen; sowol im Hauptstamme als in den Aes.ten zeigt sich diese Erscheinung,
bis dicht zu den Organen hin, und zwar beständig, solange die Sertularie
lebt, wenn auch die Organe durchaus zurückgezogen sind. Ich glaubte zuerst,
diefs sey der Speisebrey, der durch dieses Umhertreiben aufgelöfst und digerirt
endlich zur Ernährung des Tliieres verbraucht werde, wie Trembley diefs an seinem
Polypen sähe. Dann gerieth ich aber auf den Gedanken, dafs diefs ein Längskanal
sey, der, wie man diefs bey einigen Baupen. bemerkt, die Verrichtung des
Herzens habe; dem entsprechen auch jene Körnchen, die mit der Ab - und zufliesenden
Flüssigkeit auf- und abgetrieben, das Material zum Wachsthum des Tliieres
abzugeben scheinen.
Die Sertularien pflanzen sich, nach Art der andren Polypen und Meersewürme,
durch Eyer fort, die in ihren Ovarien, wie in Säcken eingeschlossen, gewöhnlich
aus den Achseln der Zweige, bey einigen indessen aus dem polypenförmitten Orean
selbst, und bey andern sogar aus der Mundöffung hervorzukommen pflegen;
doch giebt es unter den Sertularien auch Einige, aus denen die Ovarien selbst her-
vorspriefsen, und in diesen liegen dann, durch Schleim eingewickelt, die eigentlichen
Eyer, oder Saamen verborgen, die, wenn sie ihre Beife erlangt haben, hervorkommen
und ausschlüpfen. Sie entwickeln sich aber nicht gleich in so weit,
dafs sie offenbare Polypen darstellen, 'wie Herr Ellis zu sehen geglaubt, und in
Abbildungen dargestellt hat. Ich kann dem zwar nur den negativen Grund entgegen
setzen, dafs ich diefs nie beobachtete, allein auf der andern Seite kann in
dem Umfange der von Herrn Ellis abgebildeten Ovarien, nie die unzählige Men°n
von Eyern, die ich öfter sähe, zu dem Grade der Ausbildung und der Gröfse kommen,
die er an den Fetus seiner Sertularien bemerkt zu haben vorgiebt. Wenn
Herr Ellis aus vielen dieser Ovarien die Eyer schon verdorben hervorkommen
sähe und vorstellte, so ist es sehr wahrscheinlich, dafs er die verweste Substanz
des Polypen selbst für jene ansahe, und wirkliche Polypen abbildete. Aus dem
tTterus der mehr zusammengesezten Thiere, gehen die Fetus nackt und vollkommen
hervor; bey andern, einfachem noch als Eyer: und bey der Gorgonie und
Madrepore haben wir sie so vollkommen zur Welt kommen sehen, dafs sie sogar
schon Bewegung hatten, wenn sie gleich noch von einer äufsern Haut umschlossen
wurden. Eben diefs scheint mir bey den Eyern der Sertularie statt finden zu
müssen, allein ich bin nie so glücklich gewesen, dafs sich eins dieser Ovarien,
während ich es unter dem Mikroskop betrachtete, von selbst geöffnet hätte; unter
dem Mikroskope hätte ich diefs aber beobachten müssen, um einen richtigen
Schlufs ziehen zu können. Uebrigens fehlen mir -auch in diesem Punkte jetzt
mehrere Beobachtungen, die mich auf andere Gedanken bringen.
Wie dem aber atlch sey, so ist doch so viel gewifs, dafs diese Eyer in einem
solchen Zustande die Ovarien verlassen, dafs sie, an gehörigen Wohnplätzen angesetzt,
zur Entwicklung einer vollkommnen Nachkommenschaft gelangen können.
Und wie wimmelt das Meerwasser von diesen Eyern! denn läfst man irgend
einen harten Körper nur einige Tage, besonders an einem vortheil haften Orte im
Meere liegen, so erscheint er alsbald mit einer Menge dieser, gewöhnlich sehr
kleinen Geschöpfe bedeckt. Es könnte nun jemand fragen, ob zu der Entwicklung
dieser Eyer nicht die Einwirkung irgend einer Thätigkeit, entweder in ihnen
selbst gegründet, oder von aufsen kommend, nöthig sey; wie denn selbst die
Saamen der Pflanzen erst durch die Feuchtigkeit der Antheren fähig werden, sich
zu entwickeln, um vollkommne Individuen darzustellen? Die Antwort auf
diese Frage habe ich aber schon bey einer anderen Gelegenheit gegeben: dafs
nämlich bey diesen einfachen Thieren, der Befruchtungsakt nicht erfordert wird,
sondern die Saamen in den Eyerstöcken selbst schon zu einer gehörigen Vollkommenheit
gelangen. Weil aber im Innern des Thieres sich kein schicklicher Ort
für diese Eyerstöcke, oder vielmehr Bärmütter findet, so entstehen sie an den
äufsern Theilen, wie wir denn auch z. B. bei einigen Krabben bemerken, dafs
die Eyer aus den Ovarien durch die Eyergänge in einen eigenen Beutel ausserhalb
des Körpers gelangen, ^diesen aber wieder verlassen und sich am Schwänze anhän-
gen, wo sie denn bis zu einem gewissen Grade der Ausbildung bleiben. So wie
sich aber überhaupt zwischen den einfachsten Thieren, und den niedrigsten Pflanzen
, nach mehreren Beobachtungen eine grofse Uebereinstimmung zeigt, so
pflegen auch die Moose, die Algen, Farrenkräuter und Schwämme, ohne Con-
currenz einer dritten Kraft ihre Fetus zu bilden , oder sich durch blofse Fechser
und Schöfslinge zu vermehren ; und wenn man auch jetzt, durch eine Eeibe
subtiler Beobachtungen, den Cryptogamisten wirkliche Begattungsprozesse hat
zuschreiben wollen; so scheinen mir doch jene Beobachtungen keinesweges
hinreichend zu seyn, um etwas Systematisches daraus folgern zu können. Ich
bin überzeugt, dafs man bis jetzt noch nicht durch hinlängliche Thatsachen
berechtigt, irgend einen Theil in den Farrenkräutern als männlich annehmen
kann ; eben so verhält es sich mit den Algen'; wenn man nicht etwa bey den
Jungermannien und der Targionia die aus Mangel an Saft, unvollendeten Keime
für. Saamenbläschen ansehen will. Die sogenannten Antheren der Moose sind
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