hatte. Es zeigten sich indessen noch mehr Wunder, als ich eins der ovalen
Eyer auf das ausgehölte Glas unter das Mikroskop brachte, und mit einer
Nadel in die Mitte schob. Es gieng nämlich hier aus der länglichen Form in
eine vollkommen sphärische über, wie ich sie im vorigen Jahre gesehen und T. I.
Fig. 6. vorgestellt hatte. Kaum aber hatte ich es einige Momente betrachtet, so
entfloh es, obgleich das Mikroskop ganz fest stand, meinen Augen, und als ich
es durch Bewegung des Glaseä wieder zu Gesicht bekam, hatte es seine Gestalt
verändert, und befand sich, so viel ich mit der Linse No. 64. wahrnehmen konnte
in einer beständigen schnellen Bewegung.
Vom Mikroskop kehrte ich zum Gefäfse zurück, wo sich alle Eyer in einet
geordneten Reihe, mit dem dickem Ende an den Rand des Gefäfses angelegt
hatten, so dafs sie, wie ein Schwarm von Blattläusen, die an einem Aste sitzen,
erschienen. Ich fieng an, sie mit einer Nadel wegzustofsen, und indem sie bald
hieher bald dorthin schwammen, veränderten sie ihre Gestalt auf eine bewundernswürdige
Weise, indem sie von der ovalen Form bald in die eines Kürbis,
einer Birne oder einer Feige übergiengen, dann kuglich wurden *) i und dann
nach kurzer Zeit wieder stulenweise durch dieselben formen zur ersten ovalen
gelangten. Alle schwammen .aufsteigend im Wasser umher, und wenn sie die
Oberfläche erreichten , so fuhren sie sogleich ‘ in horizontaler Richtung dem
Rande zu. Das Aufsteigen geschah mit einer Art wurmförmiger Bewegung, der
horizontale Gang aber indem sie sich auf eine eigne Weise, mit der zugerundeten
Seite zuerst, überschlugen. So legten sie sich dann am Rande an, ohne sich
jedoch in der kurzen Zeit, dafs sie sich daselbst befanden, wirklich daran fest
zu setzen. Ich war indessen neugierig das Gebären selbst genauer zu beobachten,
und da ich glücklicher Weise grade ein Organ traf, was in diesem Akte begriffen
war, so bemerkte ich, wie das Ey mit dem dünnen Ende zuerst zur Welt kam,
sich dann aber sogleich umwendete, und, mit der runden Seite nach oben, in
die Höhe stieg, und sich zu seiner Sippschaft an den Rand legte.
Diese, in ihrem vollkommenen Zustande mit so wunderbaren'Eigenschaften
begabten Eyer, bilden sich in der Tiefe jj eines jeden Organs, wo- ihr Eyerstock
liegt, und man darf nur im Monat Junius die Rinde der Gorgonie schnell ablösenj
so dafs die Grundflächen der Organe zerreissen, und man wird die kleinen
unreifen Eyer, von purpurrother Farbe hervorkommen sehen. Wenn ich einzelne
Organe zerrifs, so zählte ich immer 5 Eyer in ihnen, woraus ich denn schlofs,
dafs es sich bey den andern auch so verhalte. Diese Beobachtung stimmt mit
den Hydatiden überein, welche Donati auf dem Grunde des Bauches von dep
Polypen der Coralle fand, wo ich sie auch bemerkte und für Eyer hielt. T. II. F. 6.
Die Erscheinung dieser immer sich gleich bleibenden Eyer, die ich während
der Monate May und Junius beständig beobachtete, überzeugte mich nun, dafs
ich irrte, wenn ich im vorigen Jahre diese Eyer nicht für solche, sondern für
jTruchthälter oder Eyerstöcke, Von kuglicher Form hielt. Ich konnte sie damals
nur einmal betrachten, und weil sie hier unter dem Mikroskope eine kughche
Form angenommen hatte, so glaubte ich, sie seyen immer von dieser Gestalt.
Auf der andern Seite zog ich daraus, dafs sie zerrissen kleine Kügelchen oder
Tröpfchen von sich gaben, damals den Schlufs, diefs seyen die eigentlichen
Eyer, welche von jenen Ovarien nun enthalten würden ; ohne zu bedenken, dafs
diese Materie wegen ihrer wenigen Verwandschaft mit dem Wasser sich nur wie
der Inhalt mancher Fisch-uud Wurm-Eyer, oder wie der Pollen der Antheren,
zu solchen Tröpfchen gesammelt und gesondert hatte. Ihre aufserordentliche
Kleinheit konnte diese Meinung nicht widerlegen, denn wir finden ja sowol ini
Thier - als Pflanzenreiche allerdings dergleichen winzige Eyer und Saamen, In
Fig. w. habe ich eines dieser Eyer zerrissen unter der Linse No. 64. vorgestellt.
Diese Eyer schwämmen also, mittelst ihrer ei gen thüm liehen Bewegung im
Wasser umher, bis sie, von den Wellen an einen schicklichen Ort gebracht, sich
festsetzen, und die Art fortpflanzen. Sie werden sich aber, wie im Gefäfse an
den Rand , so auch hier mit dem dicken und zugerundeten Theile ansetzen, der,
als der zuletzt geborne, auch der niedriger stehende seyn wird. Es kam
indessen nun darauf an, die eigentliche Ansetzung dieser Eyer, ihre Oeffnung,
und den Fortgang ihrer Vegetation zu beobachten, weswegen ich folgenden
Versuch anstellte ; Weil die Eyer immer nach oben streben , nahm ich zwey
hohe steinguter Gefäfse, setzte in jedes zwey Gorgonien, bedeckte das Eine mit
einem weiten Haarsiebe, das andre mit einem Kreutz von Blech, und befestigte
beyde am azften Junius ; am joten besuchte ich sie wieder. Das mit dem Haarsiebe
bedeckte Gefäfs war voller Schleim, das Wasser darin trübe ■ ynd übelriechend,
die Gorgonie abgezehrt, und voller Schleim, gebleicht und so verdorben,
dafs sich bey jeder Berührung sogleich der Ueberzug vom Skelett trennete; am
Ueberzug waren auf der innern Seite die Längsfasern besonders deutlich zu
sehen, indem sie bey dem Tode des Thieres geschwollen waren. Ich brachte in
Eine derselben, den feinsten Theil einer Schweinsborste, und hebe diefs Stück
in meinem Naturalienkabinette auf. Die Gorgonie im andern Gefäfse fand ich
zwar lebendig, allein doch nicht bey vollkommener Gesundheit, und als ich
die glasirte Wand des Gefäfses untersuchte, konnte ich nichts von Eyern daran
entdecken*
Der unglückliche Ausgang dieses Versuches bestimmte, mich, auf eine andre
Verfall rungsart zu denken, und‘da mir zu gleicher Zeit an der Madrepore eine
ähnliche Entwicklung aufstiefs, so hielt icht es für nöthig, anstatt der glasirten
Wand unebne und rauhe Körper zu gebrauchen, woran sich die Eyer gewifs
ansetzen würden. Verschiedene.Umstände bewogen mich indessen, meine fernem
Untersuchungen bis zum uten Julius auszusetzen, wo ich aber keine gebärende
Gorgonie mehr fand. Ich setzte zwar! an diesem Tage einige in Gefäfsen, die an
den Seiteft mit Tufstein besetzt waren, aus; fand aber, da ich sie am &3ten vor.
Monats wieder besuchte, weder an den WTänden, noch an den Gorgonien selber
•ine Spur von Eyern. So bleibt mir also nur die Hoffnung auf das künftige Jahr,