aber, meines Erachtens, nichts, als Saftbehältnisse für die augenblicklichen Be-
dürfnisse der Pflanze, die wegen Mangel an Feuchtigkeit in manchen Perioden,
besonders zur Zeit der Fortpflanzung sehr nothwendig seyn können ; so wie die
Nektarien der Blumen wohl nur zur Bereitung eines Saftes bestimmt seyn mögen,
der die Befruchtungswerkzeuge ernähren soll. Diese Ideeen, die ich, auf die
Meinung bedeutender Gelehrten gestützt-, schon an einem andern Orte andeutete,
weide ich noch künftig mit einer wohlgeordneten Reihe von Beobachtungen vervollkommnen
und erläutern. -
Jene Eyer kleben nun mittelst eines, sie umgebenden Sehleims an, entwickeln
sich, und öffnen sich zu einem polypenförmigen Organe; dann erhebt
sich ihr Stiel, es fangen die Aeste an hervorzusprossen, die sich wieder in Organe
öffnen, dann verlängern und so neue Schöfslinge erzeugen. So erneuert sieb
dieser Prozefs immer wieder, so lange es das Gesetz des Wachsthums einer respek-
tiven Sertularie erfordert. Ueberhaupt aber geht das Wachsthum der Sertularien
nach denselben Gesetzen von statten , wie die Erzeugung und Vermehrung des
Sumpfpolypen ; woher man denn jene auch als diesen betrachten kann , der alle
seine, sonst getrennten, und neue Individuen darstellenden Schöfslinge, als Aest«
behalten hat
Die; Wiedererzeugung der Tbeile, diese eigenthümliche Fähigkeit aller Polypen
kommt auch den Sertularien, und zwar in einem hohen Grade, zu. Die im
Frühjahre so häufig wüthenden Stürme pflegen oft alle Sertularien so weit zu
vernichten, dafs nur die am Felsen an geklammerten Wurzelstämme Zurückbleiben:
aber kaum fängt die freundliche Jahreszeit, und die Sommerwärme an,
so erneuern sie sich sogleich wieder aus jenen Wurzeln, wie; Bäume die im Frühjahre
wieder ausschlagen und grünen. Auch wenn sie im Sommer seihst ihre
Aeste oder Organe durch Zufall verlieren, ergänzen sich diese in »ehr kurzes
Zeit vollkommen wieder.
Diefs ist in Kurzem die Idee der Sertularien überhaupt, die wir nun bald
durch besondre Betrachtung der einzelnen Arten besser kennen lernen werden.
Auch diese Polypen sind nur an schattigem und düstern Orten im Meere, z. B,
in Grotten und unter überhangenden Klippen zu finden ; kaum dafs an sonnigen
Stellen einige wenige von den kleineren Arten Vorkommen:. An allen Arten
von Körpern, die im Meere Vorkommen, in grofser Menge hervorkeimend, zeigen
sie sich als zarte Pflänzchen mit ausgebreiteten Aesten von verschiedenes
Farbe ; doch pflegen die kleinern von weifser Farbe zu seyn, so dafs sie auf
den Spitzen der Klippen und auf den Seeeicheln, als Büschel von weissen Haaren
erscheinen. Will man sie näher betrachten , so kann man . sie zwar auf die
beschriebene Art in gläsernen Gefäfsen auffangen ; allein sie leben hier nur wenige
Stunden, weil sie trotz ihrer Zartheit doch eine solche Menge Schleim von sich
geben, dafs das Wasser sehr bald verdirbt, und ihnen ein tödliches Element
w ird ; 1 auch kann man dem nicht durch Erneuerung des Wassers Vorbeugen ,.
denn es ist unmöglich damit immer den rechten Zeitpunkt zu treffen, und alle
Versuche in dieser Hinsicht schlagen feh l, weswegen ich denn immer meine Beobachtungen
im Meere selbst anstellen fiiufste. Ist die Sertularie aber gestorben,
so lösen sich zuerst die Organe vom Körper ab ; dann geht auch das in ihr ent-
■ haltene Thier in Verderbnifs über, und es bleibt endlich das blofse Skelett, al*
eine einzige, in Aesten und Wurzeln fortgesetzte Röhre, übrig.
Man könnte fragen, warum gerade das Wasser, ein gröberes Medium, diesen
so äusserst zarten, und mit so hinfälliger Lebenskraft begabten Tliieren als Medium
dient, da doch die Luft, als ein weit feinerer Körper, den stärkern, mit
so ausgezeichneter Lebensfähigkeit versehenen Thieren, als Aufenthalt angewiesen
ist ? Allein das Wasser scheint mir in seiner Mischung sehr mit der dieser
Thiere überein zu kommen, so dafs sie in einer Art von Gleichgewicht mit demselben
bleiben; auch ist es meines Erachtens, besonders dazu geschickt, durch
ihre Poren in sie eindringend, einen Theil ihres Körpers zu bilden, indem es,
auf der andern Seite, jene für sie so nachtheilige, von ihnen beständig abgesonderte
Flüssigkeit am besten wegzuschaffen vermag. Die stärker gebaueten
Thiere aber herrschen in der Lu ft, weil sie sich durch die innere Kraft ihres
Körpers selbst aufrechthalten , und die, den verschiedenen Theilen unentbehrliche
Flüssigkeit in ihrem Innern selbst abscheiden, was bey den meisten Würmern,
aus Mangel an schicklichen Organen nicht der Fall seyn kann. '
Ehe ich nun zur Betrachtung der einzelnen Sertularien übergehe, will ich
indessen hier noch den glücklichen Ausgang eines neuern Versuches über die
erste Entwicklung der Gorgonie erzählen, welche ich schon früher, aber vergebens
zu entdecken suchte. Unsre Fischer bedienen sich unter andern folgender
Methode um die Tintenwürmer (p o lp i, sepia octopedia) zu fangen: sie füllen
mehrere irdene, nicht glasirte Töpfe, die auf dem Boden ein kleines Loch haben,
inif kleinen Steinen an, binden diese dann zusammen, und lassen sie ins Meer
Knab : der Tintenwurm sieht dieselben für günstige Lagerstätten an, wirft die
Steine heraus, kriecht hinein und versperrt sich mit den Steinen selbst, die er in
seinen Armen behält, den Ausgang. Ich wählte mir 2 solche Töpfe von ungefähr
s Zoll Höhe, und 6 Zoll Weite im gröfsesten Durchmesser aus, setzte,
unter dem Wasser, in jeden zwey recht grofse Gorgonien, so dafs sie mit ihrem
untern Ende aus der Oeffnung im Boden des Topfes hervorragten, und befestigte
diese dann in dieser Lage mit einem Faden an der Handhabe des Topfes; dann
that ich in jeden Topf einige rauhe und unebne Stücke Tufstein, so dafs sie
die Gorgonie rings umher berührten, band an die Handhaben der Töpfe einen
Strick, und liefs sie so in der Grotte des Lazareths ins Meer hinab. Diels geschah
am zweyten Junius. Am ersten Julius sah ich wieder nach meinen Topfen, zog
sie herauf, und setzte sie, noch unter dem Wasser, in gehörig weite Näp e. ey
dieser Gelegenheit bemerkte ich noch zu meiner Verwunderung, dafs so wo l die
Töpfe selbst, als die Stricke und Fäden an denselben durchaus mit Gebüschen
der Sertularia dicliotoma bewachsen waren, die sich in Zeit eines Monats, bis
zur Höhe eines Zolles, ihres gröfsten Wachsthums, erhoben hatten. Als ich
darauf die Gorgonien selbst betrachtete, fand ich sie vollkommen e en lg, mit
ausgebreiteten Organen; die Wunden, die sie an dem unternTheUe, beym Durch-
H 2