besetzt, an alten Pfählen, und in morastigen Gruben findet; und immer sähe
ich zur Zeit der Reife die Lamellen dieser Pilze mit Lagen von Saamen bedeckt.
So bemerkte ich auch an den boletis, dafs die senkrechten Röhren der untern
Waben die Stellen der Fruchthälter vertraten, dafs aber die, von Micheli bey
ihnen angegebenen, Antheren die Eyer einer Tipula sind, die reit anderswo mit
ihrer Verwandlung beschrieben habe.
Ich wende mich indessen wieder zu der angefangenen Betrachtung der Coral-
linen. Die gewöhnlichsten Arten derselben an der Küste von Posilipo sind die
officinalis und rubra Linne. Dafs sie, weder-im äufsern, noch im innern Bau
irgend etwas Thierisches zeigen, ist schon bekannt. Um mich nun über ihre
Fruktifikation näher zu belehren, brachte ich, im Monat August, einige Aestchen
derselben in einem Tropfen Wasser unter das Mikroskop. Ausser einigen an ihnen
festhängenden Conferven, entdeckteich hier verschiedene Fäden, die, von ihnen
ausgehend, sich bisweilen wieder theiltem, und als Behältnisse voller Saamen
erschienen*); mit einer scharfem Linse betrachtet, stellten sich diese sehr kleinen
Saamen als Parallelepipeda dar. Da diefs auf alle Fälle Saamen waren, so wäre
hiemit die Fruktifikation dieses Gewächses entdeckt; doch zweifelte ich noch, ob
diese Fäden, anscheinend Fruchthälter der Coralline, ihr auch wirklich zugehörten,
und nicht vielleicht, wie die Conferven, fremde, hier angelegte Pflänzchen
wären ? Ich setzte deswegen einen ganzen Ast der corällina officinalis der Ein-?
Wirkung der Salpetersäure aus, und obgleich die ganze, äufsere, kalkartige Kruste
rein aufgelöfst ward, so blieben jene Fäden doch im Zusammenhänge mit der
Pflanze, was doch nicht hätte geschehen können, wenn sie sich blos äufserlich
an die Kruste angesetzt hätten. Doch überzeugte auch diefs mich noch^ nicht
gänzlich; ich fieng daher an, die Aeste der Coralline, mit einer Nadel, in die
einzelnen Fasern zu trennen, aus denen sie bestehen, und sah dann deutlich,
dafs man keinen jener Fäden vom Aste selbst trennen konnte , ohne das Stück
einer solchen constituirenden Faser zu zerreissen. Da ich diese Beobachtung zu
wiederholten malen anstellte, so ist also die Fruktifikationsart dieser Coralline,
die in der That von den der vorigen nicht so gar weit abweicht, entdeckt.
Ein andres, nicht selten in unserm Meerbusen vorkommendes Erzeugnifs des
Meeres, der Muscus petrosus des Imperato,~ nach Pallas und Linne eine Millepore,
die Coriacia, setzte mich nicht wenig in Verlegenheit; ich konnte nicht
begreifen, wie diefs eine Millepore seyn sollte, da ich aus den Wärzchen, womit
ihre Oberfläche bedeckt ist, nie ein Organ hervorkommen sähe; auch zweifelte
Pallas selbst, ob es wirklieh eine Millepore wäre, und diefs bestimmte mich
noch mehr, dem Wesen dieses Geschöpfes nachzuspüren. Ich suchte also mit der
Spitze der Lanzette die Oberhaut dieses sogenannten Mooses zu trennen, und
fand denn, dafs sie sich vollkommen abnehmen liefe, und aus einer halb kalkigen
Haut bestand, die unter dem Mikroskop, wie die der Corallinen , als ein
Gewebe von äusserst zarten Maschen erschien; was mich denn zuerst auf den
Gedanken brachte, diefs könne wol eine Art Coralline ohne Stiel seyn. Bey der
Abnahme jener Oberhaut entdeckt man die Wurzel der Wärzchen, die, auf der
Oberfläche hervortretend, in der Mitte mit einem feinen Loche versehen sind;
die Wurzel derselben also ist cylindrisch, und enthält eine rothe Masse, wobey
jedoch die Cavitäten dieser Wärzchen nicht mit einander Zusammenhängen; nahm
ich von jener JMasse etwas mit der Spitze der Nadel, und biachte es in einfen
Tropfen Wasser, so löfste sie sich in kleine, mit einander verbundene Saamen,.
von gleichförmig länglicher Gestalt, und rother Farbe auf*). Als ich diese Pflanze
mit Salpetersäure behandelte, entstand eine Aufbrausung, die Kalktheilchen trennten
sich, und cs blieb ein vegetabilisches Zellgewebe, das Bindungsmittel jener
Theilchen, übrig; auch 'entdeckte man noch in einigen Maschen dieses Zellgewebes
solche Theile. Die Wärzchen waren ganz weifs und durchsichtig geworden.
Auch die kalkigen Flecken, von weingelber Farbe, die man auf den Blättern
der alga vetraria an trifft, sind, zu dieser Ordnung gehörige, Corallinen; sie haben
auf der Oberfläche eben solche zerstreute Wärzchen, mit Oeffnungen an den Spitzen,
woraus die Saamen hervorkommen, die in den Wärzchen selbst eingeschlossen
liegen; und da sie überhaupt viele Eigenschaften mit der vorigen gemein
haben, so glaube ich sie seyen ihr entweder analog oder Varietät von ihr. ^Es
gewährt mir viel Vergnügen ein mehreres Licht über diese Seeprodukte verbreitet
zu haben, die vorher noch so wenig bekannt waren, dafs Bonnet sie zumSchlüfs-
rinve zwischen Thieren und Pflanzen erheben konnte; die Coralline bildet unter
deiT Cryptogamisten ein besonderes Pflanzengeschlecht, welches aber, auf eine
eigenthümliche Wüise, und nach Art der Thiere, kalkige Theilchen, zu einem
wesentlichen Ueberzuge seines Körpers absetzt. _ '
So sind die Corallinen also wahre Pflanzen, und nicht Thiere, wie Linne
behauptete, um seinem einmal aufgestellten Grundsätze : omnis calx a vermibus,
nicht zu nahe zu treten ; auch Pallas ist geneigt diese Geschöpfe für Pflanzen zu
halten, und in-der That wird jener Grundsatz immer noch nicht angetastet, wenn
man ihn so erklärt, dafs die Thiere zwar Kalk erzeugen, aber nicht ausschliefs-
lich, dafs aber auch die Natur der Pflanzen einer solchen Erzeugung nicht widerspricht;
was hindert uns denn, anzunehmen, dafs die von ihnen aufgenommenen
erdigen Theile, wieder abgeschieden werden,, um eine Kruste auf der Oberfläche
zu bilden? — Auf den Macerationen, durchaus gereinigten Tangarten, setzte
sich allemal ein Häutchen an, welches, wie der kalkige Ueberzug der Corallinen,
mit Säuren aufbrauste ; wenn diefs also dem Begriffe einer Pflanze nicht widerspricht,
die ganze übrige Beschaffenheit dieser Erzeugnisse aber zeigt, dafs dieselben
keine Thiere sind, so müssen wir sie ja wol für Pflanzen und nicht für
Thiere halten. Wie verschieden ist der Bau der thierischen Fasern, von dem der
vegetabilischen! In jenen findet stets ein Ueberflufs an Gluten statt, einer Substanz
deren Wesen sich nicht ganz bestimmt erklären läfst; durchaus zeigt sich
in ihr eine Willkühr der Verrichtungen, nichts mechanisches; nur Gesetze des