Kugel ausmachten. Die gröfsern Cylinder sind am äussern Ende dicker als am
innere*), haben auf der einen Seite ein ähnliches Röhrchen, wie die der Pomme-
ranze, und auf der andere ein längliches Saamenbehältnifs, in dessen Spitze und
Base sich ein Tröpfchen durchsichtiger Feuchtigkeit befindet. Meines Erachtens
möo'en aus diesem Receptakulum die Saamen wol in den gröfsern Cylinder, und
von da in das dünne Röhrchen übergehen, lni Ganzen ist überhaupt der Bau
dieser Pflanze derselbe, wie bey der See-Pommeranze, nur dafs, da jene Hole
und jene elastischen Fasern mangeln, auch die Contraktionskraft derselben nicht
statt findet. J ■ ' ■ ■ .
Wenn wir die bis jetzt beschriebenen Erzeugnisse des Meeres, gegen die Meinung
neuerer naturhistorischer Schriftsteller, zu den. Pflanzen zählten ; so dürfen
wir doch auf der andern Seite nicht zu weit gehen, und behaupten, dafs alle
Wesen dieser Art vegetabilisch seyen, die, übrigens von offenbar thierischem Bäu
nur der örtlichen und theilweisen BeV^^ung entbehren. So stellte ein neuerer
Schriftsteller die Spongien als einfache Pflanzen au f; ganz gegen die Meinung
der Alten, welche jene Wesen, weil sie im Grunde des Meeres, berührt, sich
zusammenziehen sollen, für Thiere achteten. Die weitere Ausführung dieses Problems
behalte ich mir indessen für eine künftige Abhandlung vor, und erwähne
jetzt nur einiger Beobachtungen, die für die Meinung der Alten-zu sprechen
scheinen. ' * 51 . . . ",
Die in unserm Meerbusen sehr häufig vorkommende Spongia ofncmalis Linne,
verdient mehr als jede andre der Betrachtung, indem in. ihr der weiche thierische
Trieb mehr hervorstechend und consistenter i s t ; besonders diejenige Abänderung,
welche von unsere Fischern F le is ch - Sch w a mm (spugna carnosa) genannt,
weni<r zum ökonomischen Gebrauch dienlich ist, indem ihr Fleisch sich nicht gut
durch die Maceralion auflöfst. Auf diese Schwämme also, die ich, in geringer
Tiefe sehr häufig auf den Klippen der Gajola, und auf denen antraf, die, ausserhalb
den Grotten gelegen, von der Sonne beschienen werden, wendete ich vorzüglich
meine Aufmerksamkeit. Meine erste Untersuchung war dahin gerichtet,
die^Meinung der Alten über das Zusammenziehen dieser Schwämme bey der Berührung
zu prüfen. Ich befragte zuvörderst die Taucher, und diese versicherten
mich dafs, wenn sie einen Schwamm mit der Einen Hand unter dem Wasser
ergriffen, und ihn, mit dem, in der andern gehaltenen, Haken loszureissen versuchten
' so fühlten sie eine Art von Zusammenziehung in demselben, die sie
mit einer ähnlichen Bewegung des Ascidiums, Carnume (wild Fleisch) genannt,
verglichen. Um hierüber einen Versuch'anzustellen, stach und berührte ich, zur
Zeit einer vollkommenen Windstille mehrere Schwämme an der Klippe vor der
Grotte des Lazareths, konnte aber durchaus keine Empfindlichkeit oder Zusammenziehung,
weder am ganzen Schwamme, noch an jenen Oeffnungen auf der
Oberfläche bemerken, die Linne' als Respirationsorgane seines Zoophyten betrachtete;
wol bemerkte ich aber, dafs nach den Stöfsen und Verletzungen, die sie
*) Tab. IX. Fig. iß.
mit dem Haken bekommen, ihr Fleisch, in eine Flüssigkeit aufgelöfst, im Wasser
umherschwamm, und meine Taucher sagten mir, diefs sey die M ilc h , wodurch
die Schwämme sich fortpflanzten. Ich glaubte also jene Zurückziehung sey wol
bey nicht sehr grofsen Exemplaren, in einer solchen Entfernung aus dem Kahne
nur nicht bemerkbar, und dachte darauf, mir wo möglich eine Spongie mit dem
Steine, worauf sie klebte, zu verschaffen, denn wenn man sie mit dem Haken
abreifst, so verdirbt man sie ganz, geschweige denn, dafs sie nachher zu Beobachtungen
zu gebrauchen wäre.
Indessen sammelte ich mehrere Schwämme von verschiedener, bald stärkerer,
bald geringerer Konsistenz ihres Fleische«, unter andern auch das alcyonium fora-
minosum des Imperato'), eine, an der Oberfläche glatte Spongie, von weisser,
an einigen Stellen aber brauner oder rother Farbe. Alle diese that ich unter dem
Wasser in einen Napf, durchborte sie mit Nadeln und ganz feine Fäden hindurch;
so setzte ich dann jeden dieser Schwämme unter eine Glocke von rothen
Thon, deren die Kinder sich hier als Spielwerk zu bedienen pflegen, zog die
Enden der Fäden durch die Löcher im Grunde der Glocke, und befestigte sie
hier so, dafs der Schwamm fest an die innere Seite der Glocke angedrückt ward.
So hieng ich dann diese Glocken, mittelst der, an ihi^en angebrachten Handgriffe
auf dem Grunde der Donner-Grotte an, und liefs sie so.
Nach 12 Ta^en nahm ich meine Glocken wieder hervor, brachte sie unter
Wasser in einen Napf, und bemerkte nun dafs die, in ihnen enthaltenen Schwämme,
vollkommen gesund und lebendig, sich, mit einer ausgebreiteten Basis an der
innere Seite der Glocke, wie auf einer Klippe angelegt hatten. So konnte ich
nun, indem ich von Zeit zu Zeit das Wasser im Napfe erneuerte, mehrere Stunden
lang diese lebenden Schwämme betrachten, obwol sie auch, wie die Polypen
und Mollusken, beständig eine Menge Schleim von sich geben. Hier fand ich
nun auf der bleyfärbigen Oberfläche der Spongia oflicinalis, viele Oeffnungen von
mannichfacher Gestalt, die unsre Taucher Augen nennen, und worin die Zusammenziehung,
wie Linne behauptet, sich besonders offenbaren soll; ich fieng
deswegen an, die Spongien, besonders in der Gegend dieser Oeffnungen, mit
einem^spitzen Stäbchen, zu stofsen und zu reitzen, konnte aber, die Wahrheit zu
gestehen, keine dem Auge bemerkbare Zusammenziehung entdecken; blos, wenn
ich die, den Oeffnungen zunächstliegenden Theile drückte, so wurden jene, wegen
der Ausdehnung, etwas erweitert, und zeigten dann etwas von einer, obwol sehr
schwachen, entgegengesetzten Zusammenziehung. Man konnte nun sagen, dafs
die Zusammenziehung dieser Schwämme gradweise, und so langsam geschehe, dafs
man sie, wie die Bewegung des Zeigers an der Uhr,.nicht sehen, _wol aber, mit
der Hand, im Meere selber fühlen könne; auch könnte man mir einwerfen, dafs,
da die Schwämme, an denen ich meine Versuche anstellte, höchftens 2 — $ Zoll
im Durchmesser hatten, sie jene Erscheinung nicht im Grofsen zeigen konnten.
Wenn indessen auch die Empfindlichkeit dieser Geschöpfe noch so gering ist, so
i) Spongia rubens. Pallas, ll- pag, 226. ed. Wilkens. d. Ueb.