nach'unten zu den ganzen Stamm der Sertularie durchlaufen', und so neu.es Material
für das Herz herbeyschaffen, das wir in jenem weiten Kanäle, längs der
ganzen Axe des Stammes erkannt haben und das durch die durchsichtige Haut
der Sertularie so besonders deutlich zu sehen ist. Die gröberen Theile der Nahrungsmittel,
werden aber endlich durch die Mundöffnung selbst wieder ausge-
stofsen, nach Art des Sumpfpolypen, von dem Trimbley diese' Erscheinun<ren
umständlich beschrieben hat.
So oft ich aber diese Sertularie, bey denVersuchen, denen ich sie unterwarf,
genauer besichtigte, bemerkte ich allezeit an einigen * obwol wenigen ihrer Organe
einen w u rm fö rm ig e n A nhang d,*), der sich bald verlängerte, bald verkürzte,
bald verdickte, bald grade, bald krumm erschien, und ungefähr, wie das Nekta-
rium einer viola oder eines delphinii aussahe. Bey weitem dicker als ein Fiihl-
faden dieser Organe, zeigte er in seinem Innern ein Mark, oder eine Hole, und
war dabey auf der Oberfläche leicht gekörnt, und zeigte in seinen Bewegungen
eine solche Mannichfaltigkeit, dafs er bald länger als der Stiel des Organs selbst,
bald ungemein kurz erschien. Mit dem Mikroskop unterscheidet man sehr
deutlich die Hole in seinem Innern, die aber nicht mit der Bauchhöle zusammenzuhängen
scheint. Dennoch glaube ich, dafs die Organe der Sertularie bisweilen
eines andern Behältnisses zur Nahrung der Speisen bedürfen, und sich
deswegen in diesen hornförmigen Anhang verlängern.
Weil indessen die Infusionstierchen des Meerwassers besonders zur Nahrung
dieser Sertularie bestimmt scheinen, so hielt ich es für nicht unwichtig, auch
diese kennen zu lernen, und mit denen des süfsen Wassers zu vergleichen. Ich
machte also einige Infusionen von Meerthieren und Pflanzen mit Seewasser, und
untersuchte sie nach 36 Stunden. Es war in der warmen Jahreszeit, und das
Fahrenheitische Thermometer stand Mittags im Schatten auf 90 Grade. in der
Infusion einer Krebsscheere sähe man an denen Orten, wo grade ein Stückchen
Fleisch sich aufgelöfst hatte , das Wasser von einer unzähligen Menge ovaler, im
Kreise umherschwinimender Thierchen wimmeln, die aber meist so klein waren
dafs sie unter der Linse No 64. nur wie Punkte erschienen **). Dazwischen
bemerkte ich andre, von einer gröfsern Art, welche ovalen Bläschen glichen,
und so schnell in dem Tropfen Wasser umherfuhren, dafs ich sie L ä u fe r (corri-
dori) nennen möchte. Diese sind.es, die sich in der Nähe der Sertularien so
häufig umhertreiben; sie verlängern ihren vordem Theil so , dafs er einem
Schnabel ähnlich wird, und erscheinen im Innern ganz durchsichtig. In Einigen
zeigte sich indessen auch eine körnige Masse, die ich für verschlungene Nahrungsmittel
halten möchte; wie sie denn in der That an den bergigen Theilen
der Infusion berumzuklauben schienen. Was aber diese Läufer besonders merkwürdig
machte, das war die Eigenschaft, sich wie ihre Verwandten im süfsen
Wasser, durch Theilung zu vervielfältigen. Ich sah einige dieserThierej welche
wirklich aus zweyen zu bestehen schienen, wovon das Eine schmal und zugespitzt,
das andre blasenförmig und rund war ; an andern hatte sich die Blase
noch nicht ausgebildet, der Ort der Theilung aber war durch eine Einschnürung
angedeutet.
Auch in einem Aufgufse von Fucis fand ich die beschriebenen beyden Arten
von Thierchen, und überdiefs noch andre, von der Gröfse der Läufer, die aber
runder, im Innern dunkel, und in beständiger kreisförmiger Bewegung erschienen;
auch entdeckte ich endlich welche von der Form einer sehr lang gezogenen
Ellipse, an den beyden Enden durchsichtig, in der Mitte mit einer Materie angefü
llt ; ihre Bewegung war sehr langsam, und mit keiner Veränderung der Form
verbunden, so dafs ich zuerst in Versuchung kam, sie für Pflanzensaamen zu
halten.
Eine ähnliche Infusion von dem Stück eines Krebses, die ich nach Verlauf
von 4 Tagen untersuchte, hatte eine stinkende Haut bekommen, und als ich einen
Tropfen davon unter das Mikroskop brachte, erschien er wimmelnd von kleinen
Thierchen, die, mit mancherley Schwenkungen die verwesten Fleischstücke umschwärmten,
und von doppelter Art waren. Die meisten ähnelten den Läufern,
hatten aber eine mehr längliche Gestalt4) ; die andern erschienen bauchig, mit
einem Striche an der obern Seite, der, wenn das Thier sich wendete, einen Einschnitt
zeigte, und wahrscheinlich den Mund darstellte; übrigens glichen sie
in der Form vollkommen denen, die ich aus den Aufgüfsen der Erde von den
Dächern mit Quellwasser erhielt, und die, mit einem haarigen Maul versehen,
schreckliche Verfolgungen unter ihres Gleichen anrichten. Sow'ol die Einen als
die Andern waren durchsichtig, und kaum dafs sich ein wenig körniges Wesen
im Innern ihres Körpers zeigte.
Endlich zeigte auch, das, mit einigen wenigen Pflanzenresten aufbewahrte
Seewasser sehr kleine Thierchen, welche zu den beschriebenen gehörten, oder
doch, dufch einen Büschel Haare am Hintertheile , oder durch innere beständig
zitternde Theile, nur wenig davon verschieden waren Ich mufs noch anmerken,
dafs ich in solchen, an Infusorien so reichen Aufgüssen jene mit einer
blofsen Loupe schon deutlich unterscheiden konn e, und so wird es niemand
Wunder nehmen , dafs ich sie von den Organen einer im Gefäfse lebenden Sertularie
verschlingen sähe. Gewifs ist es, dafs zur Erzeugung jener Wesen ein
gewisser Grad von Verderbnifs des Wassers durch aufgelöfste thierische - oder
Pflanzentheile, gehört : deswegen wimmelt auch das Seewasser, dieser allgemeine
Recipient, worin beständig dergleichen Körper aufgelöfst werden, von einer so
ungeheuren Menge jener Thierchen, die theils durch die Eyer, theils durch die
Stücke ihrer aufgelöfsten Mütter entstehen : denn da ich gekochte Fucos mit
gekochtem Seewasser aufgofs* konnte ich nicht Ein solches Thierchen entdecken.
Gewifs ist es ferner, dafs sie in veränderten Aufgüssen an den Infusorien erzeugt