noch vo-llkommnen, theils -aufgelösten Schaalth'ieren ; verbindet sich nun mit
dieser Auflösung irgend ein leimendes Menstruum, welches nach der Meynung
eines Naturforschers1), das Meerwasser seyn könnte, \so entsteht eine dichte
Masse, die wir K a lk s t e in nennen. Auf der andern Seite zeigt sich aber in
dem äufsersten Rücken des Apennins bey Vico Equepse und Sorrento ein, offenbar
aus Madreporen entstandener Kalkfelsen , in welchem die Steinmetzen sehr oft
Bruchstücke jener Polypen finden, die sie mit den Namen sch w a rz e S t r e ife n ,
und F is ch a u g e n (strati neri ed occhio di pesce) belegen.
Was sollen wir aber, nachdem wir die thierische Natur dieser Wesen gezeigt
haben, von Herrn Bonnet’s Meinung halten, der die I r r i t a b i l i t ä t für die
Urquelle ihres thierischen Seyns hält 2), ? T.i: verwechselte offenbar die Ursache
mit der'Wirkung; auch irrte Haller 3) gewifs, wenn er,behauptet, der Sumpf-
p o ly p sey das irritabelste Thier, weil er durch die blofsen Sonnenstrahlen
hewogen wurde, sich nach den hellsten Stellen hin zu begeben und dort Beute
zu machen. Alle Pflanzen fühlen ja, wie diefs bekannt genug ist, denselben
Eindruck eben so stark. Irritabilitätiist" eine Eigenschaft der thierischen Muskelfaser,
in sorerne diese einen Theil des thierischen Organismus ausmacht. Aber
zur Idee eines solchen Organismus ist es nicht hinreichend, Tlieile zu haben,
die der Irritabilität fähig sind. Die Verrichtungen des. Sumpfpolypen , und der
Organe der Gorgonie sind Aeufserungen eines innern Gefühls ; aber, was wir
Instinkt nennen, ist nur ein habituelles Gefühl.
Was ich bis jetzt über die Meerpolypen gesagt habe , zeigt uns deutlich
genug, wie richtig Bonnet urtheilte, wenn er sagt : _ der Sumpfpolyp müsse an
den Gränz.en einer neuen Schöpfung stehen, die erst ihrer Golumben und Vespucci
bedürfe. Ich verlor mich in jene unbekannten Gegenden, und kaum hatte ich
einige Küsten durchstreift, so fand ich verschiedene Einwohner, Gesetze und
Gebräuche, die mich zwar anfangs verwirrt und stutzig machten ; allein bald
ward ich mit ihrem innern Wesen und Treiben -bekannter, und trüg Kenntnisse
davon, die gewifs nicht zu verachten sind. Aber ich bin sicher, weit mehr auf-
zufinden, wenn ich mit neuem Muthe und unter glücklichem Zeichen dieselbe
Heise zum zweyten Male unternehme.
Ende der ersten Abhandlung, *i)
O Herr Angiolo Fasano.
*) Palingenes. philosoph. P. XV. p. 94.
i ) Eiern. Fhysiol. L . X I . Sect, a. §. 12.
Z w e y t e A b h a n d l u n g .
Neue Untersuchungen über die Gorgonie und Madrepore;
Bestätigung der vorigen, Beobachtungen.
ATr-Yrie G o rg o n ia v e r ru c o s a und die M ad re p o ra c a ly c u la r i s , von denen
schon in der vorigen Abhandlung die Rede war, werden uns auch in dieser
wieder beschäftigen, denn wir haben wiederum neue und bewundernswürdige
Eigenschaften an ihnen entdeckt, die sowol der» Naturgeschichte von grofsem
Nutzen seyn, als auch unsern Polypen einen neuen Glanz und Vorzug geben
werden, so dafs sie dem berühmten Sumpfpolypen des Trembley nicht mehr näch-
zustehen brauchen. Ich gehe aber mit um so gröfsern Eifer an diese Beschäftigung,
da ich theils dem Publikum meine neuen Untersuchungen über die Wied
e re rz eu g u n g der Gorgonie zu erzählen schuldig bin, andern Theils aber der
emsigste Naturforscher, Herr Abatef Spallanzani viele meiner Untersuchungen in
einem Briefe an seinen gelehrten Freund, Herrn Bonnet, durch eigne Beobachtungen
bestätigt hat. So schmeichle ich mir in der That, dafs meine neuern
Erfahrungen über jene beyden Polypen, ihre thierische Oeconomie so weit aufklären
sollen , dafs den Gelehrten jenseits der Alpen , besonders aber dem
erwähnten Herrn Pallas ein Genüge geschehe,, und er, seinen Ausfällen auf die
Italiener ein Ziel setzend, seine gelehrten Compositionen aus ihren Werken bereichern
könne.
Weil ich dafür hielt, dafs die neu anzustellenden Versuche über die Gorgonie
wol an keinem andern, als ihrem natürlichen Aufenthaltsorte vollkommen sicher
angestellt werden könnten, so wählte ich, die schon oft erwähnte Grotte des
Lazareths bey Nisita zum Standpunkt meiner Untersuchungen Im vergangenen
1) Der Grund, warum diese und andre Polvpen, die Schwamme nicht ausgeschlossen, besonders
gern in Grotten und ähnlichen dunkeln Orten , so wie auf dem düstern Grunde des
Meeres, ihren Aufenthalt wählen, scheint mir besonders in einer eignen Scheu yor den
direkten Strahlen der Sonne zu liegen, die vielleicht einen gewissen unangenehmen Ein