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nicht erreichen, indem die Organe senkrecht auf ihrer Grundfläche stehen, und also
nur von oben gesehen werden konnten. Um dennoch meiner Wifsbegierde Genüge
zu leisten, befestigte ich an die Linse No. 64. einen Handgriff, brachte dann ein Blatt
der Alaa im Gcfäfse nahe an die Oberfläche, so dafs es in den Focus der Linse kam,
und betrachtete durch diese die Organe im Profil, welche ich hier nun trotz ihrer
Durchsichtigkeit, weit deutlicher, als ich es sonst gekonnt hatte, unterschied. Der
Körper dieser Organe erschien als eine Blase, mit einem Kanäle, der Speiseröhre,
in der Mitte, der beständig zitterte; und diesem Zittern entsprechen die Bewegungen
der Fühlerkrone: diese besteht aus 12 Tentakeln, steht genau, wie ein Becher
auf dem Bande der Röhre, und zittert ebenfalls beständig, oder beugt sich nach der
Mitte herein. Alle Organe Eines Astes pflegen sich zugleich zurückzuziehcn, und
mit fächerartig zusammengelegter Krone, die sich nachher ausbreitet, zugleich
hervorzukommen. Nun betrachtete ich auch ein solches Stück noch unter dem
Mikroskope selbst, wo denn bald die Organe aus ihren Gehäusen hervorkamen;
•wegen der Durchsichtigkeit der letztem konnte man ihr Zurückziehen und Hervortreten
wenn gleich grade von oben, recht genau beobachten. Zwar habe ich,in
Fi». 9. eine solche Fläche abgebildet, allein, anstatt das Organ und die Gehäuse in
der Vogel-Perspektive darzüstellen, habe ich, mehrerer Deutlichkeit wegen, sie etwas
mehr im Profil gezeigt. Zur Seite der Basis, und ein wenig nach unten zu, rängt
innerhalb des Gehäuses, der Körper des Organes an, der ausgebreitet und hervorgetreten
grade*), zurückgezogen aber kurz und dick ist; das Zurückziehen geschieht
eigentlich, indem dieser Körper eine Beugung d macht, wodurch denn die Krone
so nach unten gezogen wird, dafs sie ganz unter den Rand der Oeffnung des Gehäuses
zu stehen kommt. Die Basis des Körpers, oder der untere-Theil der Röhre ist Von
gelblicher Farbe und dunkler. Bisweilen operirte ich an den zurückgezogenen Organen
drückte die, aus einer äusserst feinen hornigen Haut bestehenden Gehanse
zusammen, trennte dadurch das Organ von der Basis des Gehäuses, und machte, dafs
es zur Oeffnung desselben herausquoll. An diesem herausgetretenen Organe konnte
ich dann, mit den Nadeln, die einzelnen Tentakeln darstellen, und wenn ich dann
das Gehäuse noch mehr quetschte, so drang auch der tiefere gelbe Theil hervor, und
löfste sich zu einer Flüssigkeit auf. Weil ich nun niemals auswendig einen Fruoht-
hälter an den Milleporen gesehen, so bin ich nicht abgeneigt zu glauben, dafs sie,
Wie bey der Gorgonie und Madrepore, auf dem Grunde der Organe sich befinden ,
und dafs vielleicht die Eyer, wegen ihrer besondern Kleinheit, unsern Augen und
Instrumenten entgehen. . _ , ■ \ . , , ,
Das lebendige Wesen in dieser Millepore ist also ein Polyp, der sich durch alle
diese Streifen erstreckt und von einem Skelett umgeben wird, welches sich zu jenen
Bläschen oder Gehäusen erhebt; aus diesen tritt dann der Polyp in Köpfen oder
Mündungen, die wir Organe genannt haben, hervor. Diese Millepore wächst und.
verbreitet sich nun in neue Aeste, indem zuerst einzelne neue solche Bläschen als
Schöfslinge, noch unvollendet entstehen, dann heranwachsen, und Organe bekom*
; Fig. £. c.
men. Ein ähnliches Wachsthum sähe auch Löflling an einer andern Millepore, der
sogenannten Flustra pilosa Linne' ')• .
Eine andre schöne lytillepore bemerkte ich auf mehreren, aus der Donner-
erotte herauf Geholten Felsstücken ; ich halte sie für diejenige, welche Herr Jussieu
in den Paris« Abhandlungen vom Jahre 1742. Tab. IX. Fig. 4. beschrieb und abbil-
de*te, oder, die Millepora biliacea des Pallas. Sie besteht aus einer, am Felsen
klebenden kalkartigen Kruste, auf welcher viele, vollkommen cylindiische, auswendig
Geringelte, fast durchsichtige, und oben offne Röhren stehen, die eben
solche Organe tragen, wie die andern Milleporen ; die Organe sowol als das Skelett,
sind von°weisser Farbe, erstre aber bis an die Krone in der Röhre verborgen. So
verbreitet sich also diese Millepore als ein rauher, kalkiger Ueberzug auf dem
Gestein Mit Salpetersäure behandelt, löfst dieser sich vollkommen auf, und es
bleibt nur der Körper des Polypen übrig, der mit einigen schwarzen Flecken,
wahrscheinlich den Stellen wo die Organe hervorkamen, bezeichnet ist.
So sind also die bisher beschriebenen Milleporen Polypen, deren flach ver*
breiteter Körper mit einem, an verschiedenen Stellen, zum Ausgange der Organe,
durchborten steinigen Ueberzuge versehen ist. Allein es giebt auch Milleporen,
die anstatt dieses steinigen Skeletts ein horniges, oder eine feste Haut haben.
Aus diesen bildete Linné ein besonderes Geschlecht: Flustras und Pallas die
Escharas. Ich werde jetzt eine Art von diesen anführen, die ich in unserm Meerbusen
fand, und zu der papyracea Linné, rechnen möchtp. Sie hat die Gestalt
eines handförmigen Blattes, das mit einer schmälern Basis angewachsen steht,
und mit dem übrigen Theile sich an den Körper im Meere anschmiegt*). Auf der
Oberfläche ist sie von vielen, bisweilen einzeln stehenden Gehäusen ganz rauh,
unten glatt und netzförmig. Sie besteht aus einer häutigen, sehr biegsamen Sub-
stanz', von brauner Farbe. So lange sie bey Leben ist, treten aus jenen Gehäusen,
die bey den andern Milleporen, hinlänglich beschriebenen polypenförmigen Organe
hervor. Das Skelett dieser Millepore löfst sich nicht in Säuren auf, und brennt
an der Flamme mit eben dem Gerüche, wie das der Gorgonie und der Sertularien.
Bey Gelegenheit der Gorgonie und Madrepore haben wir oben einiges über das
Wachsthum ihrer hornigen oder steinigen Skelette gesagt; so wird man nun auch
schliefsen können, wie“ der Schöfsling der Millepore eine kalkige Substanz ausschwitzt,
sich dadurch verlängert, und zu einer hornigen Masse verwandelt und
so zur Vergröfserung und dem WAchsthum des Skeletts beyträgt.^ _ #
Weil ich aber hier einmal von der Millepore gehandelt, will ich noch eimges
über die oben beschriebene Madrepora calycularis bemerken : durchaus mufs man
sie im Meere selbst beobachten, denn im Gefäfse wird man selten ihre wahre Gestalt
zu sehen bekommen, selbst wann man sie noch so vorsichtig mit dem Steine 1
1) Vidit L o e f f l i n g i u s propagari seu augeii per gemmas a marginalibus seu extremis cel-
lulis protrusas, in perfectas cellulas effingendat, e quibus polypus dein exentur. f a l l at
Elench. Zooph. p. 5 1 . Cf. Esper. Flust. Tab, VI. Linn. spec. 3*