schieden? Bewegungen anne'hmen. Betrachtet man diese Sertularie mit dem Mikroskop,
so wird man den ganzen Verlauf des innern Polypen wahrnehmen;
und, was merkwürdig ist, man sicht die Theilung der Aeste in einzelne Stengel
schon, früher im Marke vorher, das heifst : dieses erscheint als ein Bündel einzelner
Markfasern, deren jede nachher einen Stengel versorgt. Das schöfsling-
artige Organ*) hat ebenfalls eine Art von innerm Mark, seine Fühler sind eingeschnitten,
und körnig, wie die der vorigen Sertularie, und es bewegt sich auch
auf ähnliche Weise, indem es sieh bald ausdehnt, bald zurückzieht. Sein länglicher
Körper verdickt sich dann an der Spitze, und bildet den Hals des Organes,
und alle Tentakeln, die vorher auf diesem zerstreut standen, vereinigen sich
zu einem Zweige unterhalb dieses Halses, der alle jene Bewegungen der Zusammenziehung
und Niederdrückung verrichtet, wiedas Organ der racemosa**).
Diese reue Sertularie von der ich glaube, dafs sie auf Kosten der racemosa,.
auf deren Wurzeln lebt, liefs mich mehrmals ein andres Phänomen in ihrer Entwicklung
bemerken. Ihre jungen, weissen Stämme endigten sich in Organe, die
mit Fühlern besetzt, sich zu einer kugelförmigen Gestalt zusammenzogen; diefs.
ist nun in Betracht der schon beschriebenen Dinge, nichts Besonderes. Aber
ausser diesen Schöfslingen sähe man noch Knöpfchen, worin sich ein dunkler
Körper befand, der mir ein polypenförmiges Organ zu seyn schien, und über
dem einige dunkle, genau zusammengefaltete Rudimente von Tentakeln lagen,
an welchen man eiuige Bewegung verspürte***). Da an der Sache selbst nicht
zn zweifeln ist, so kann ich nicht anders glauben, als dafs die beschriebenen
Organe, in einer Art von Hülle, welche von der äufsem Haut gebildet wird,
hervorkommen, und dafs jene Knöpfchen wirkliche Schöfslinge sind.
Aber die merkwürdigste Erscheinung an unsrer Sertularie ist ohne Zweifel
ihre Fortpflanzung In der Mitte des August bemerkte ich dafs einige Stiele derselben
keine Organe hatten, sondern sich, wie abgeschnitten endigten, und dafs
andre, eben so gestaltet, am Ende mit einer Gruppe rother Eyer versehen waren,
wie wir sie in den Trauben der Sertularia racemosa fanden ****).- Als ich verschiedene
dieser Stiele mit dem Mikroskop betrachtete, fand ich zu meinem Erstaunen,
dafs das rothe Mark, welches den Körper des Polypen selbst ausmacht,
und sich m die Schöfslinge fortsetzt, sich in eine Beihe rother Eyer verwandelt
hatte, die noch in eine Art von Haut, nämlich die ätifsere Haut des Polypen, die
indessen noch von der hornigen Scheide bedeckt wird, eingeschlossen'waren*****),
Unter a oder 3 von jenen an einander liegenden Markfäden (von denen ich oben
sagte, dafs sie in den gröfsern Aesten vereinigt sich nachher in die Stämme vertheilen),
fand ich Einen, worin die Eyer noch ganz in der Bohre zusammenge-
sehoben lagen, und andre, wo sie hervorgedrungen, sich auswendig um die
Mündung herumgesetzt Und das Mark tief unten stehen gelassen hatten, wie
diefs in Fig. 13. vorgestellt ist. Wir sehen aus dieser Thatsache, von der ich
0 Fig- 9- **) Fig. id. ***) Fig, 1 1 . I>. ****) Fig. i3* *****) Fig, 125.
mich durch wiederholte Beobachtungen vergewissert habe, dafs der Körper des
Polypen selbst sich in diese Eyer gestaltet, und dafs diese, nach dem was oben
hierüber gesagt ist, also sich von kléinen Stückchen eines solchen Polypen nicht
unterscheiden. Hieraus erklärt sich die Leichtigkeit, womit diese Polypen sich
fortpflanzen; hieraus geht hervor, warum sie keiner Befruchtung bedürfen, und
warum die Eyer mancher unter ihnen die eigenthümlichen Funktionen entwickelter
Embryonen verrichten können. Man werfe mir nichts gegen die Natur dieser
Eyer ein, denn ich habe mich durch ihre genaue Vergleichung mit denen der S.
racemosa, von ihren Eigenschaften hinlänglich überzeugt.
In Betracht des bisher Gesagten ist es mir also sehr wahrscheinlich, ja ich
bin überzeugt, dafs diese Sertularie parasitisch auf der vorigen lebt, und, im
Sommer auf ihren Wurzeln entstehend, ihr so viel von ihrer Nahrung entzieht,
dafs diese an ihren BKithen und den äufseren Theilen abstirbt, und nur in den
Wurzeln und Hauptstämmen existirt; da sie hingegen, sobald dieser Parasit,
gegen Ende des Sommers aufhört zu leben, ihre alte Kraft wieder bekommt,
und sich von neuem fortpflanzt. Ich glaubte sonst, dafs die jetzt beschriebene
Sertularie vielleicht die racemosa in einem unvollkommenen oder verlarvten Zustande
sey, wie wir diefs bey den Insekten und Fröschen finden ; allein ich
überzeugte mich bald, dafs dem nicht so seyn könne, da ich bemerkte, dafs sie
sich fortpflanzte, und dafs ihre Eyer sich zu analogen Gestalten entwickelten.
Ob gleich ich dieselben, die ich im Meere aufgehängt hatte, sich entwickeln
sähe, so glaube ich doch, dafs sie an diesen wol schwerlich vollkommen aufge-
Wachsen seyn würden, weil sie nicht ihre Nahrung aus den Wurzeln der S. race-
mosa ziehen konnten. Ich dachte in der That darauf, den Wiedererzeu°-un<>-s-
prozefs dieser Sertularie genauer zu beobachten, rifs sie deswegen aus, und
bängte sie im Meere auf. Allein obgleich diefs bey der S. Pennaria und racemosa
immer vom gewünschten Erfolge gewesen war, so fand ich die parasitica
doch allemal tod, oder schmutzig und verdorben, so dafs für sie also die Stelle,
an der sie angewachsen ist, nicht so gleichgültig ist, als für die andern: nur
auf den Wurzeln der S. racemosa kann sie fortkommen.
Die Entwickelung der Eyer geschieht bey dieser Sertularie folgender Gestalt :
Man bemerkt ein Böhrchen, das an der Basis dünner als an der Spitze den Körper
des Polypen trägt; dieser erscheint als ein Organ, das, in der Mitte mit
Mark verseilen, durchaus mit kurzen körnigen Fühlern besetzt ist, und sich,
nach den jedesmaligen Umständen bald verlängert und bald verkürzt ; auch
durch das Böhrchen sieht man den Körper dieses Organes durchscheinen. Kurz,
der Balg des Eyes hat sich in das kegelförmige Böhrchen, sein Mark, in das,
unter Fig. 9. vorgestellte Organ der Sertularie selbst verwandelt. Sonderbar war
es, dafs diese so weit entwickelten Eyer, schon ihre Wurzeln verlängert hatten,
worauf sich schon je drey bis vier ähnliche Organe zu bilden anfiengen, da doch
jene von der Basis zur Spitze nicht länger als I Linie waren. Ich machte diese
Bemerkungen im Monat August auf der rohen Fläche einiger irdenen Töpfe, die
ich, andrer Ursachen wegen aa Tage in der Grotte des Lazareths unter dem Wasser