Grotten von Gajola, Nisita, mar morto, bis unter den unermeßlichen Felsen von
Scudolo, in jenem Kanäle, den man das S c h i f f zu nennen pflegt. Sie erscheint
im Meere als ein 6 bis 7 Zoll hohes Pflänzchen, von dessen, ziemlich derbem
Stamme die nach oben gebogenen Aeste ausgehen, und so ein schmutzig rothes
Ganze bilden, an welchem im Frühjahre die purpurrothen Eyertrauben hervor-
glänzen.
Aus einer schlangenförmig am Felsen kriechenden "Wurzel,- erhebt sich der
runde, fast ganz gerade und perpendikuläre Stamm*)-; an welchem dann die Aeste
nach einer gewissen Ordnung hervorsprofsen, und sich, wie die der Landpflanzen,
nach oben beugen. Sie sind einigermassen gekrümmt,» und auf allen Seiten,
ohne bestimmte Ordnung mit Stielen besetzt, auf welchen polypenförmige Organe
stehen; so wie denn auch die Spitze eines jeden Astes, und des Hauptstammes
sich zu einem solchen Organe ausbreitet. Zwar sind diese Organe in der. Art
ihres Hervorsprossens denen der vorigen Sertularie ähnlich, allein im übrigen
hinlänglich von ihnen verschieden ; denn der Bauch steht bey ihnen unterhalb
der Tentakelnkrone , und blos der Theil, welchen ich den Hals genannt habe,
steht über derselben hervor; letzterer zieht sich bald zurück, bald rundet er sich
zu, oder erweitert und öffnet er sich, nach dem jedesmaligen Bedürfnifs; und
wenn das ganze Organ sich zurückziehen w ill, so thut es diefs blöfs indem es
sich in sich selbst zusammenrollt.
Ein jeder Stiel bekommt, ehe er in das Organ übergeht die gewöhnlichen
Ringe, zieht sich dann etwas zusammen, und verlängert, sich endlich in den
weiten Bauch des Organs a **), welcher oval anfängt, und sich oben in eine
Krone von ungefähr 50 konischen Tentakeln c, c, e, ausbreitet. Diese sind
von weifser Farbe, und mit Einschnitten versehen, auf welchen sich ein körniges
Wesen findet; der Bauch selbst fällt mehr ins Röthliche, wird aber, wenn
er sich aufbläst, weifslieh mit dunklern Flecken, wenn er sich zusammenzieht,
dunkel und braun, besonders im Innern der Hals b, welcher über der Tentakelnkrone
hervorsteht, rundet sich bisweilen zu, und nimmt die Form eines Kräu-
sels mit einem hohen Fufse an, bald verlängert er sich mehr, und sieht dann
so aus, wie ich ihn auf der Kupfertafel vorgestellt habe, bald drückt er sich zu
der Form eines Trinknäpfchens zusammen, dessen Rand bald ausgeschweift a,
bald grade b ***) ist, und bisweilen endlich zieht er sich so weit zurück, dafs
man ihn nicht mehr sieht. Die Tentakeln hängen im natürlichen Zustande herab,
kehren aber dabey die Spitzen nach oben ; wenn sie sich aber schliefsen wollen,
so richten sie sich, wie von einem Ringe.in der Mitte gezogen, auf,'oder schlingen
sich unregelmäfsig um einander herum.
Der hornige Stamm dieser Sertularie ist dunkel, und von der, dem Horn®
gewöhnlichen braunen Farbe; aber die Spitzen der Aeste und die Stiele auf welchen
die Organe stehen, werden so durchsichtig, dafs der Körper des Polypen
Selbst sehr deutlich hindurch scheint. Die Oberfläche des letztem erscheint,
wenn gleich durclmus von der hornigen Hülle umgeben, körnig, und mit schwar-
aen Flecken besprengt ; und, da das Organ nichts als eine Fortsetzung vom
innern Mark ist, so theilt sich diesem und seiner zarten Haut, ein auf das
Organ geschehener Druck mit. Uebrigens hesitzen diese Organe eine gröfsere Sensibilität
als die der vorigen Sertularie.
An keiner Sertularie konnte ich aber so gut als an dieser, die Verrichtungen
beobachten, welche die Organe bey Annahme der Nahrungsmittel vornehmen.
Wenn man eine lebendige und gesunde Sertularie dieser Art , längere Zeit
durch die Loupe betrachtet, so wird man sehen, wie bald dieser bald jener Fühlfaden
sich nach dem Mittelpunkte hinbeugt, wo sich die Mundöffnung befindet;
fast wie der Dintenfisch (palpo) aus seiner Hole einen Arm hervorstreckt, um
die Lockspeise zu ergreifen, welche der Fischer an ein, mit 4 Haken versehenes
Stück Bley (pulparella) gesteckt, ins Meer hinabläfst, um jenen, wenn er sie verschlungen
hat, daran heraufzuziehen. Oefters sieht man auch alle Fühler auf
Einmal, wie ;von einem Ringe gezogen, sich in die Höhe,.schlagen, und an den
Spitzen berühren. Diesen Bewegungen der Tentakeln entsprechen dabey andre
des Halses:, der aus seiner kräuselartigen Gestalt, in die eines Trinknäpfchens
übergeht, und endlich einen regelmäfsigen Trichter darstellt ; und dann wird
man , nicht ohne Erstaunen, sehen,, wie in letztem verschiedene kleine Körperchen
eingeschlungen werden, worauf er sogleich seine Ränder verlängert, sich
schliefst, und wieder zur vorigen kräuselförmigen oder elliptischen Gestalt zurückkehrt.
Dieser ganze Prozefs scheint durch einen ähnlichen Mechanismus zu
geschehen, als durch welchen bey den Thieren die Speisen im Munde zusammengedrückt,
und dann hinuntergeschaft werden. Jene Atome können aber nichts
anders seyn., als die Infusionsthiere des Meerwassers, von denen es besonders in
der Nähe der Sertularien zu wimmeln pflegt, und die man , sogar mit blofsem
Auge in ihren Bewegungen sehr wohl unterscheiden kann. —
Bey Gelegenheit dieser Beobachtung fiel mir ein, dafs es w'ohl nicht schwer
halten würde, diese- Sertularie zu füttern : ich schnitt also eine ihrer eigenen
Blüthen in Stücken, und hielt dieselbe auf der Spitze einer Nadel den Organen
vo r; worauf sogleich alle Tentakeln bemüht waren die Speise fest zu halten,
welche sofort von der erweiterten Mündung verschlungen ward. Diese schlofs
sich darauf, der Hals nahm seine kugelförmige Gestalt an, und man sähe in ihm
den rothen Bissen hinabsteigen, .der bald, während einer heftigen Anstrengung
aller Tentakeln in den Bauch gelangte, wo man ihn ebenfalls, wegen der Durchsichtigkeit
des letztem deutlich unterscheiden konnte. Kaum war dieser Bissen
auf den Boden gelangt, so wiederholte ich an demselben Organe die Fütterung
mit gleichem Erfolg.
Aus- dieser, und einer ähnlichen Beobachtung an der Gorgonie, geht zur
Genüge hervor, dafs der hole Theil dieser Organe ein wahrer Darm sey, worin
mittelst auflösender Säfte und der Aktion der Häute, die Speise verdauet und
digerirt wird. Von ihm aus also müssen die ernährenden Gefäfse des Thieres,
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