Wasser nennen. Man wird dann bemerken, dafs jene glänzende Farbe einem Haufen
Thiere, von der Gestalt der Meernesseln zukommt', die, bald sich aufblasend,
und bald zusammenziehend, beständig den Umfang wechseln. Berührt man sie
mit einem Stäbchen, so werden sie sich sogleich in sich selbst zusammenziehen,
und so zusammengerollt auf ihrer Basis liegen bleiben , bis sie nach einiger Zeit
den Eindruck verschmerzend, wieder ihre vorige Gestalt annehmen.
Hat man diese erste Beobachtung gemacht, so löse man nun-mittelst des
Meifsels, dessen die Taucher sich zu bedienen pflegen, ein Stück des Felsens
mit einer Gruppe Madreporen ab, und thue es in das bereitete Gefäfs mit Wasser;
bald werden dieselben sich ausbreiten, und sich als cylindrische Polypen von
der Dicke einer Schreibfeder zeigen, die an der Basis -durch ihre' eigne äufsere
Membran mit einander verbunden, und an ihrer obern Endfläche, nach Art der
Meernesseln *), mit zweyen einander entgegengesetzten Kronen von kurzen und
verhältmfsmäfsig dicken Fühlfäden umgeben sind ; der Kreis der von diesen
Kronen eingeschlossen wird, ist bisweilen eben , und mit einer Mündung in der
Mitte versehen, bisweilen-aufgebläht; der;-in die Länge gestreifte Körper dieser
Polypen, erlaubt, obwol er einigermafsen durchsichtig ist, doch nicht die innern
Theile zu erkennen. Uebrigens ist er eben so beschaffen, wie der ded andern
weichen Polypen, kann eben die mannichfachen Bemerkungen verrichten, und
sich eben so zu einem, weit geringem Volum reduciren.
Jeder dieser .Polypen ruht auf einem kalkärtigen, fast mit der Klippe ver-
bundnen Cylinder, und da jene in so dichten Haufen stehen, so erblicken wir
auch von diesen eine zusammengedrängte, mit einander in Verbindung stehende
Menge. In diesen Cylinder nun zieht sich das Thier'zurück, oder schiebt sich
vielmehr darin zusammen, denn es kann - sich nicht sp ganz hineinziehen tind
verbergen, wie wir diefs von den Organen der Gorgonie 'u n d ‘Coralle sahen.
Gefühlsvermögen besitzen diese Polypen auf jeden Fall, aber, wie es scheint,"
kein so zartes als die eben erwähnten Organe, denn sie ziehen sich nach einer
Keitzung nur allmälig. und gradweise zurück. Ihre gewöhnliche Stellung, ist
perpendikulär auf der Klippe, aber sie können tausend andere annehmen, indem
sie sich bald krümmen, bald zusammen winden, bald auf blähen an den Fühlfäden
ist, der Kürze wegen, keine besonders auffallende Bewegung zu bemerken.
Die Scheibe innerhalb der Krone, und die Mündung in ihrer Mitte nehmen aber
gar mancherley Gestalten an : die Meernesseln verlängern diesen Theil auf eine
beynahe monströse Art; diese Polypen aber blasen die Scheibe, besonders wenn
sie bald sterben wollen, wie eine Vorhaut auf, öffnen die Mündung, werfen
Die 1VÏ e er n e s s el û (Ortiche marine) mit denen ich die Madreporentbiere vergleiche, sind
«me Art Mollusken, die Linné Actinias nannte; —, Rondelet, Reaumnr'’ und Boster
beschreiben viele Arten derselben, die. man in unserm Meerbusen findet; die wunderbaren
Erscheinungen ihrer Lebensökonomie, und die, von mehreren Theilen ihres Körpers
erhaltenen Wiedererzeugungen, sollen einen schicklichen Platz in einer der folaenden
Abhandlungen finden. b
die Lippen auf, und bilden so eine bald längliche, bald 4seitige Oeffhung. So
stehen sie mit offnem Munde da, ohne sich sonst irgend zu bewegen, als wenn
die Speise von selbst, ohne dafs der Beobachter es gewahr wurde, in sie hinein-
flöfse • fast wie jenes Aseidium, von uns Cornume ') genannt, das auch, an
die Klippen geheftet, seine zwey 4seitigen Mundöffnungen aüfsperrt. — Vielleicht
führt das einströmende Wasser eine Menge unendlich kleiner Thierchen
mit sich. -
( Die Meernesseln , die sich von Conchylien nähren , pflegen bekanntlich
die Schaalen derselben, nachdem sie das Thier verzehrt und mittelst ihres scharfen
Magensaftes verdaut haben, durch die Mundöffhurig selbst wieder von sich za
geben, und ich. selbst beobachtete, wie diese Rückstände, in Gestalt‘langer Fäden
von coagulirter Milch, .aus der Mundöffnung sowol, als aus 12 , auf der Scheibe
befindlichen Löchern, und aus dem Ende der holen Fühlfäden hervordrangen;
eine Thatsache, die Tremblèy auch am Sumpfpolypen bemerkte 1 2 3 4). Unsre Madreporen
aber nähren sich nur von äufserst zarten und feinen Speisen, bekommen
Vielleicht ihre meiste Nahrung nur aus dem Wasser, das sie umgiebt, und pflegen
daher auch, wie man bis jetzt bemerkt, nie dergleichen Exkremente auszuleeren.
Da nach der Beobächtung_ des Herrn de Reaumur die Meernesseln volkommne
lebendige Junge gebären 5), und ich selbst einst im Frühlinge in der Nähe der
Urtica cristailina ) ganz kleine Thierchen derselben Art entdeckte, die ich für
Junge hielt, j'a ich schlofs hieraus sogleich, es werde sich mit der Madrepore
analog verhaltefi, allein die Natur überzeugte mich vom Gegentheil. Ais ich
nämlich am 2Öten May' 1704 eine Gruppe Madreporen, die ich in einem Glase
hatte, untersuchte, bemerkte ich mehrere hoch scharlachrothe, im Wasser umher
schwimmende Kügelchen. Ich heftete nun meine Blicke auf die Madreporen
selbst, um zu erfahren, ob sie vielleicht ihnen zugehörten, und wirklich entdeckte
ich Eine, die in 3 Kanälen dicht unter der Oberfläche 6 solcher Kügelchen
enthielt, wie ich wegen der durchsichtigen Oberhaut sehr deutlich sehen konnte*).
Sind es vielleicht diese Eyergänge, die sich alä jene Längsstreifen am Körper
der Madrepore zeigen ? Es scheint beynahe so ; und da diese 3 von mir gesehenen
Kanäle nahe beysämmenlageny so wird wahrscheinlich der ganze Umkreis
dés Körpers mit dergleichen versehen seyn ; — doch mufs ich,gestehen , dafs ich
die Geburt jener Kugeln selbst nicht betrachtet habe, indem sie einen ganzen
Tag lang auf demselben Flecke blieben, und die Madrepore dann starb. Manche
andre Madreporen derselben Gruppe führten ein oder zwey solcher Kügelchen
auf demselben Orte. Gewifs befinden sich die Oeffnungen der Eyerkanäle innerhalb
der Fühlerkrone, wie wir diefs bey der Gorgonie bemerkten.
1) Jo . Planck de incessu marin, echinorum : epist. Arindin. 17 6 0 . p . 10 .
2) Hist du polype, p. xiß
3) Mém de 1’ Acad. an. 17 10 , p, 477
4) Forskal. descript. anim. Hafniae 1775. P r i a p u s a lb u s , p. tor,
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