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S A ’ S T E A f U N D B E S C t I R E I B U X G D E R C H A R A C E E N
B E S O N D E R S D E R I N U N G A R N B E O B A C H T E T E N A R T E N .
I . Allg em ein e Bem erkungen.
Die Characeen bilden eine an Arten arme Fam ilie
der Algen : ih r System ist sehr einfach, wenigstens
zeigt nich t einmal die Gruppirung der Arten
jene Schwierigkeiten, gegen welche man, insbesondere
Anfänger bei ände rn Algenfamilien ankämpfen
müssen.
Es ist Avohl AA-ahr, dass auch diese auf der ganzen
Erde verbreiteten Pflanzen n icht gar so arm an F o rmen
sind, als sich’s aus dem eben Vorhergesagten
folgern Hesse, da aber ih r Formenreichtum immer
n u r innerhalb einer gut umschriebenen Art auffindb
a r ist, bleibt ihre Gruppirung doch eine äusserst
einfache.
Die ersten Charologen benutzten zur Artbegrenzung
die verschiedensten Merkmale des Characeentballus
u u d zogen n ich t in Betracht, dass gewisse
Merkmale bei anderen auffallend abAveichenden F o rmen
gleichfalls aufzufinden sind, j a dass diese oft
die verschiedensten Uebergangsstufen seien bei den
verschiedensten Cbaraceenpflanzen. Auf diese Weise
entstand natürlich dann eine rech t ansehnliche Artenzahl.
die aber heute schon beträchtlich zusammengeschmolzen
ist (ungefür auf 150— 160).
Zuerst A\-ar es A. Braun, der zur Umschreibung
der Arten einzig un d allein n u r solche Merkmale
amvendete, die sich als dauernd, bleibend erwiesen,
Uebergänge nich t zeigen und bei m eh r oder Aveniger
Formen gleichmässig anfgefunden werden können.
F ü r solche charakterische Hauptmerkmale nahm
er die Art u n d Weise der Berindung, die Aushil-
dungSAveise der Nebenstrahlen, die Gliederung und
\'erzAveigung der Strahlen u n d die Entwickelungs-
Aveise, das Vorkommen, Vertheilung u n d die Gestalt
der Geschlechtsorgane. Die übrigen Merkmale, AA'elche
nich t beständig sind, sondern bei den verschiedenen
Formen oft die verschiedensten Uebergänge
zeigen, nahm er, als die Art charakterisirende
Merkmale nicht auf, sondern verw'endete sie zur
Differenzirung gewisser Formen in n erh alb der e in zelnen
durch beständige Merkmale schon gut um schriebenen
Arten. Zn solchen, die einzelnen F o r men
cbai-akterisirenden Merkmalen gehören die
Länge nn d Kürze der Axe, die Länge der einzelnen
Internodien, oder aber die lockere u n d dichte Folge
der Knoten, die Länge un d äussere Form der
Strahlen, die Oberfläche, Bestachelung, und In k ru station
der Axe etc. alles solche sich leicht-ändernde
un d den gebotenen Umständen nach sich oft anpassende
Merkmale, deren Benützung bei Aufstellung
der einzelnen Formen innerhalb einer Art zweifelsohne
n icht n u r äusserst geeignet, — sondern bei
dem grossen Formenreichtum der Characeen sogar
sehr wichtig un d sehr oft geboten ist.
Nichts ist natürlicher, als dass au f diese Weise
dann oft fast dieselben Formen bei den verschiedensten
Arten aufzufinden sind und insbesondere
gilt dies dann bei solchen Arten die einen äusserst
gi-ossen Formenreichthum aufzuweisen haben.
A. Braun brachte bei den von ihm aufgestellten und
unterschiedenen Formen auch eine neue Terminologie
in Anwendung ; er fü h rt nämlich gleich nach
dem Artnamen überall die Merkmale der betreffenden
Formen, in kurz lateinischen Ausdrücken an.
Wo mehr solche Merkmale von charakterischer
Bedeutung sind, dort entstehen dann n atürlich oft
auch sehr lange Benennungen ; doch liegt diesen
dafür die gute Eigenschaft zu Grunde, dass sie in
mustergültiger Kürze fast die ganze Diagnose der
betreffenden F o im in sich bergen.
Diese Ausdrücke, die zum grossen Theile schon
in den vorangegangenen Abschnitten erörtert Avurden,
bilden die Grundlage der systematischen Beschreibung
bei don Characeen. Nach A. Braun h a ben
sie andere Charologen in ihre Arbeiten nicht
n u r unverändert übernommen, sondern sie auch
noch erweitert un d v e rm eh rt; selbst in dem n eu esten
eben erscheinenden CharacecuAverke Avird dieses
von A. Braun begründete System in der Beschreibung
befolgt, obAvobl liier zur Bezeichnung der einzelnen
Formen nicht, Avie dies A. Braun gethan, die
Ausdrücke sämmtiicher charakteristischen Merkmale
ihre Verw'endung fliiden, sondern jede Fo rm nur
mit einem einzigen sie vorzüglich charakterisirenden
Merkmalausdrucke oder auch einem ändern
Namen b e n an n t Avird.^ In diesem Sinne ändern sich
also die Bezeichnungen für die verschiedenen F o rmen
bald nach der Beschaffenheit, dem Aussehen
der Axe, der Länge der Strahlen u n d S eitenstrablen,
bald nach dem Aussehen u n d Gestalt der ganzen
Pflanze u. s. w.
Die Beschaffenheit der Axe in Betracht ziehend
gibt es eine forma m u n d a , Avenn die Axe jeder
Inlu-ustation entbehrt, eine f. incrustata, wenn sie
ganz in k ru stirt ersclieint u n d ein f. zo natbn inorus-
tata, wenn die Inkru statio n blos stellenAveise in rin g förmigen
Zonen au ftritt un d ganz freie ringförmige
Stellen m it ringförmigen Kalkablageruiigen abwechselnd
auf einander folgen.
Die Strahlen betreffend gibt es A’or allen ändern
f. longifolia (ma krophijlla) un d f. brevifolia (h ra -
h yphylla)A Im ersteren F alle sind die Strahlen lang
d. h. ihre Internodien erscheinen äusserst langgestreckt,
in letzterem Falle sind sie kurz d. h. ihre
Knoten folgen nahe auf e in an d e r; f. a'assifolia und
f. tenuifolia werden unterschieden je nachdem die
Strahlen im Verhältniss zu r Axe eine kräftige starke
Entwickelung zeigen oder aber schwach un d dünn
bleiben. Bei der f. refracta biegen sich die Strahlen
‘ Migula g ib t in s e in e r A rb e it d an n a u c h e in g e h e n d e r e
D ia g n o s en de r e in z e ln en F o rm e n , d o ch o ft sin d die c h a r ak t
e r is t is c h e n U n t e r s c h e id u n g sm e rkm a le de r v e r s c h ie d e n e n —
se lb s t de r v o n ihm n e u a u fg e s te llt e n F o rm e n m it w en ig
g e lu n g en em E r fo lg e h e r v o r g e h o b en ; so d a s s o ft in E rm a n g
e lu n g e in e s k u rz en S c h lü s s e ls de r F o rm e n , da s s ic h Z u r
e c h tfin d en fa s t u nm ö g lic h w ird.
* Im S in n e de r v o r a n g e g a n g e n e n A b s c h n it te wä re e ig e n t lic
h r ich tig e r / . lo n g ir a d ia ta u n d f . H e r ir a d ia ta e tc . d o ch
m it R ü c k s ic h t a u f d ie älter e L ite r a tu r u n d d a n n au ch aus
ä n d e r n G r ü n d e n , h ab e ic h in v o r lie g e n d e r A rb e it n o ch
ü b e r a ll d ie s c h o n e in g e b ü r g e r ten ä lte r en la t e in is c h e n u u d
la t .-g r ie ch is c h e u B e n e u n u u g e n b e ib eh a lten .
von der Axe ab und erscheinen mehr nach aussen
zurückgeschlagen und nach abwärts zurückgebogeii ;
bei der f. orthophylla iiingegen .sind die Btrablen
gerade nach aufAvärts gerichtet oder aber zeigen
n u r eine geringe Abbiegung von der Axe. Wenn die
Strahlen von der Axe kaum oder gar nicht ab.ste-
hen, sondern ringsherum mit ihren Enden sicli
zusammenneigen, Avird die Form /'. clausa genannt;
bei der f. divergens erscheinen die Stralilen in
ihrem unteren Theile nacli innen, in ihrem oberen
Theile hingegen bogenförmig nach aussen gerichtet;
es Avird auch eine /'. streplopliylla unterschieden,
Avenn die Strahlen eine gi’össere oder scliAvachere
Drehung von links nach rechts zeigen. Sind die
letzten un d vorletzten Glieder der Strahlen sehr in
die Länge gezogen und verhältnissmässig auch
kräftiger entAvickelt, so sprechen wir von einer f. )ua-
croteles, sind sie hingegen kurz, wird die Form f.
brachyteles genannt. Endlich gibt es noch f gym-
noteles und eine f. mticronata, bei ersterer ist
das obere Ende der Strahlen nackt, unberindet, bei
letzterer Avird das letzte Glied der Strahlen n u r von
einer kleinen staclielartig ausgezogenen Zelle gebildet,
während das vorletzte Glied zumeist sehr lange
gestreckt ersclieint.
Was die Lange der Seitenstrablen anbelangt, gibt
es eine f. longibracteata ( macrojitilaj und f. brevi-
bracteala (micropiila), je nachdem die Seitenstrahlen
sehr lang oder sehr kurz erscheinen.
Nach dem Vorhandensein oder Fehlen der an der
Rinde auftretenden Stacheln unterscheidet man im
Allgemeinen die f. inerinis, f. suhiiierrnis u n d die
f. aculeolata; bei der ersteren fehlt die Bestachelung
gänzlich ; bei der zweiten kann man Avohl
schon Spuren von Stacheln entdecken, doch sind
diese sehr klein, u n d erscheinen oft n u r in Form
von schwach hervorragenden Papillen ; bei der d ritten
zeigt die Axe eine deutliche Bestachelung. Die
Stacheln sind nu n Avieder kurz (kürzer als der
Durchmesser der Axe), bei der f. brevispina (micra-
cantha) u n d laug (länger oder doch so lang als der
Durchmesser der Axe) bei der f. lougispina ( macracantha}.
Oft werden zur Bezeichnung der B estachelung
der Axe auch die Ausdrücke subhispida und
hispidula gebraucht, wenn nämlich die Stacheln
lockerer und Aveniger dicht zueinander stehen, dabei
können sie grösser oder kleiner, selbst auch n ur
papillenartig sein.
Das äussere Aussehen, den Habitus der ganzen