
ALLGEMEINEll TI I EIE.
I . A L L G E M E I N E . M O R P H O L O C i l E J ) B R C H A R A C E E N .
Der Thallus der Characeen bildet einen vielzelligen
Körper, der durch seine regelmä.ssige Gliederu
n g vielfach an den mancher höherer Gewächse
erinnert.
Den Hau p tth eii des Thalluses bildet die meist
langgestreckte A x e (Taf. I. u.-II. Fig. 1. a.), welche
von älteren un d neueren Botanikern schlechtweg
Stengel b en an n t wird, eine jedenfalls fälscblicbe
Benennung, da dodi bei den Tballopbyten im Allgemeinen
8 0 weit auch die Gliederung des Körpers
geben mag, das Vorhandensein eines Stengels in
rein morphologischem Sinne abgesprochen wird.
Auch bei den Characeen sollte man sich daher des
Ausdruckes Stengel n icht bedienen, sondern hierfür
das W ort A x e gebrauchen, dessen Anwendung w enn
irgendwo, so gerade liier am meisten gerechtfertigt
erscheint.
In ihrem unteren Theile (Ende) bildet die Axe an
gewissen Stellen, die man Knoten nen n t, zahlreiche,
bald kürzere bald längere einzellige, farblose
Scbläuclie, (Taf. I. u. II. Fig. 1. b.) welche aireh bei
ändern Tballopliyten u n ter den Namen Rhizoiden
bek an n t sind, und die nich t n u r zur Befestigung des
ganzen Ptlanzenkörpers im Boden geacbaffen, so n dern
auch zur Nabrungsaufnabme aus demselben
dienen, mithin also dieselben Gebilde sind, welche
wir bei Moosen iinden u n d w'elcbe in rein jibysiolo-
gischer Beziehung den wirklichen Wurzeln höherer
Pflanzen entsprechen. Die Bliizoiden der Cliai-aceen
werden von Vielen ebenfalls fälschlich Wurzeln
b e n a n n t; als solche k ö nnen sie gleichfalls aus rein
morphologischem Grunde n ich t gelten, da wirkliche
Wurzeln doch n u r solchen Pflanzenkörpern zuzu-
spreelien sind, die wie b ek an n t, einen durch Fibro-
vasalsträngon durchzogenen Stengel, Stamm b esitzen.
Auch sind ja u n te r Wurzeln immer n u r
solche mehrzellige Organe zu verstehen, die endogenen
Ursprunges sind ; die Bhizoiden hingegen
sind zumeist einzellig, oder bilden höchstens eine
Filarszky, Chara-félék.
Zcllenreihe, entstehen aber immer aus einer ein zelnen
oberflächlich gelegenen Zelle analog den
Haargebilden, sind also stets exogenen Ursprunges.
Der mittlere un d obere Theil der Axe zeigt ebenfalls
Knoten, die bald dichter, bald entfernter auf
einander folgen, im Allgemeinen aber dem oberen
Ende der Axe zu, immer n äh er zu einander rücken,
bis sie am Scheitel derselben ganz dicht übereinander
liegen, während sie nach u n ten zu immer mehr
un d mehr, doch gleichmässig sich von einander
entfernen. Auch an diesen Knoten entstehen Seitengebilde,
aber diese sind n icht m eh r farblose in den
Boden strebende Schläuche, sondern gx'ün gefärbte
m eh r oder weniger von der Axe aufrecht abstehende
Gebilde, welche ihrem morphologischen Baue nach
der Axe fast gleichkommen un d in ein und derselben
Höhe an dieser gleich Strahlen Stellung n e h men,
we.shalb sie auch Strahlen genannt werden.
(Taf. I. Fig. 1. C. u. II. Fig. 1, 2, 3.) Forscher, die bei
den Characeen Stengel u n d Wurzeln unter.scheiden,
nennen sie Blä tte r! Diese quirlstiindigen Strahlen
tre ten an ein u n d demselben Knoten immer in
grösserer Anzahl auf un d wahrend sie hier u n te reinander
fast alle gleich gi-oss und gleich ausgebildet
sind, erscheinen die an höheren Knoten en tsp rin genden
Strahlen immer kleiner u n d weniger au s gebildet,
an den letzten Knoten also am Scheitel
der Axe aber sind sie n u r mehr so klein, dass man
sie n u r m ittelst Lupe als au den Scheitel sich eng
anschmiegende Gebilde erkennen kann, wenn man
die u n ter ihnen stehenden aus u n teren Knoten
entspringenden un d ausgebildeteren Strahlen zuvor
achtsam entfernt. Wie an der Axe, so lassen sich
auch an den Strahlen an bestimmten Stellen Knoten
erkennen, die wie jene, so auch diese in einzelne
Glieder diiferenziren; hier wie d ort werden die Knoten
auch Noduse un d jedes zwischen zwei Knoten
befindliches Glied, In ten io d ium genannt.
Die Zahl der Strahlen an ein un d demselben