
stoffo, (lioneii hier soAvobl die Rhizoiden, als auch
fast sämmtliche, oberlläclilich gelegenen Zellen des
ganzen Thallus. Bei vielen Familien der grünen
Algen linden sich hier un d d ort zwar auch schon
ähnliche farblose Rhizoiden, doch sind diese zum
grossen Theile mehr zur Befestigung des betreffenden
Thallus, als zur Aufnahme der nötliigen Nabrungs-
stüffe berufen, wesslialb sie auch zumeist eine geringere
Entwicklung erfahren inid oft n u r als ganz
winzige scheibenförmig ausgebreite Discuse Vorkommen.
Bei den Characeen vertreten die stai-k
u n d kräftig ausgobildeten Rhizoiden die Wurzeln
ganz so Avie bei den Moosen; sie befestigen nicht
n u r die Pflanze im Boden, sondern nehmen bei
ihrer Verbreitung un d Verzweigung in demselben
auch einen gi’ossen Tbeil der Nabrungsstoffe auf,
und leiten sie dann Aveiter iu die d en Haupttheii des
Thallus, die Achse bildenden Elemente.
Die Rhizoiden bilden immer langgestreckte ein fache
Schläuche, deren M embran fast überall gleiches
Dickenwachsthum zeigt u n d deren In h alt zum gi'öss-
ten Theile aus Plasma u n d Wasser besteht. Eine
Ausnahme hiervon machen n u r jene zu Bulbillen
metamorphosirten Rhizoiden, AA’elche zur Aufspeicherung
der in den oberen Tbeilen der Pflanze
gebildeten Reservestoffe dienen, u n d in manchen
Fällen auf indirectem Wege auch neue Characeen-
pflänzchen entwickeln können.
Die durch die Rhizoiden aufgenommenen Nah-
rungsstoÖ’e gelangen zuerst in die ihnen zunächst
gelegenen Zellen, von hier werden sie nach dem
bekannten Diffusionsgesetze Avieder weiter geleitet
un d so fü h rt ihr Weg von Zelle zu Zelle bis sie
in jene Theile gelangen, welche eben in raschem
Waclistbume begriffen sind, namentlich in die sich
rascb theilenden Scheiteizellen der Axe un d deren
Zweige, insbesondere aber in die Strahlen, welche,
AA'ie schon an anderer Stelle envahnt wurde, die
Träger der Avichtigsten Theile des Thallus, der
Geschleclitsorgane bilden. An diesen Orten werden
die schon zu r Bildung n eu e r un d neu e r Elemente
verbrauchten Nabrungsstoffe durch unausgesetzte
Z ufuhr frischer Stoffe, fortAvährend ersetzt, un d
während also an den Wachsthums- u n d Bildungsstellen
das fortgestörte GleiehgeAvicbt der Diffusion
immer wieder hergestellt wird, erfolgt mit immer
e rn eu ter Energie auch die Zufuhr von neuen Nahrungsstoffen
an den Aufnahmsstellen des Thallus.
Doch Avie schon erAvähnt wurde, d i e n e n z u r Aufnahme
von Nahrungsstoöen nich t n u r allein die
Rhizoiden, sondern es wird die Aufnahme gewisser
Nabrungsstoffe insbesondere der im Wasser gelösten
Stoffe auch durch die einzelnen Elemente
der Axen un d Strahlen besoi’g t; dieselben gelangen
zugleich mit dem Wasser in die Zellen, u n terlie gen
hier dem bekannten Assimilationsprocesse u n d
werden theils zum Aufbaue neuer Elemente verbraucht,
theils chemisch umgewandelt w ieder weiter
geführt, um später in geAvissen Zellen als Reseiwe-
stoffe aufzuspeichern.
Der Process ist also im Ganzen genommen hier
derselbe, wie bei allen ixnter Wasser vegetii’enden
Pflanzen, avo gleichfalls die ganze Oberfläche des
u n te r Wasser getaxichten Körpers d enselben Zwecken
dient.
Fast sämmtliche Zellen der Axe un d Strahlen
sind äusserst reichhaltig aix Chlorophyll, insbesondere
erscheint der In h a lt jüngerer, doch schon vollkommen
ausgebildeter Zellen durch dasselbe ganz
g rü n ; in älteren grösseren Zellen vermindert sieb
der Cbloropbyllgebalt um ein bedeutendes, an Stelle
desselben tritt aber dann Amylum auf, als erstes
sichtbares u n d bedeutendste Pi’oduct des Assi-
milationsprocesses. Die ganz jungen noch in E n twickelung
u n d Wachsthum begriffenen Zellen endlich
sind hauptsächlich n u r m it Plasma un d Wasser
erfüllt, en th a lten entAveder noch sehr wenig oder
noch gar kein Chlorophyll; solche Zellen sind z. B.
die Scheitelzellen u n d ersten Segmentzeilen der
Vegetationsspitzen, welche im Vereine m it den
Geschlechtsorganen die genährten Elemente des
Thallus bilden, Averden die übrigen, hauptsächlich
die den Thallus bildenden Zellen auch als N ä h r elemente
des Thallus bezeichnet Averden können.
Auch das m it der E rn äh ru n g eng verknüpfte
Waclisthum, wie alle ändern ih r v erwandten physiologischen
Processe, nehmen nach denselben Gesetzen
ih ren Verlauf, Avie dies bei ändern u n ter
ähnlichen Verhältnissen vegetirenden Pflanzen geschieht.
Licht, Wärme, Schwerkraft u. s . av. beeinflussen
bei den Characeen sämmtliche Lebenspro-
cesse auf dieselbe Weise, wie bei jenen.
Es ist eine allgemein bekannte Erscheinung, dass
geringere Intensivität des Lichtes das L ängenwachsth
um ausserordentlicli beschleunigt. An dunkleren,
schattigen Orten oder in grösseren Tiefen vegetirende
Characeen zeigen im Allgemeinen ausserge-
wöhnlicli langgestreckte Iiiternodien, so dass öfters
dann die Gesammtlänge der Axe selbst die Länge
von drei Metern übertrifft. Das Streben nach der
Lichtquelle während der Dauer des Wachstlmms ist
gleichfalls eine sehr leicht zu beobachtende E r scheinung
; die Axe der Characeen sammt ihren
Zweigen zeigt immer positiven Holiotropismus, ins-
besonders kann m an dies g u t an einseitig beleucli-
teion Thallusen beobachten un d gar sehr deutlich
an u n te r Cultur stehendem Material. Während die
Rhizoiden, ähnlich den echten Wurzeln stets positiven
Geotropismus erkennen lassen, zeigen die
Axengebilde immer einen negativen Geotropismus.
E ine eigentliümliclie u n d characterisclie Erschein
ung ist fast bei allen Characeen die Torsion der
Axe, von der schon auch an anderer Stelle die Rede
Avar. Bei Stengeln von Schling- u n d Kletterpflanzen
ist die Drehung derselben eine ganz gewöhnliche
Erscheinung, bei steif aufrechtstellenden Axengebil-
den ist sie jedoch ausser den Characeen vielleicht
nirgends so ausgeprägt zu fin d en ; sie b e ru h t hier
darauf, dass die Rindenzellen der Internodien ein
dauerndes u n d stärkeres Längenwachsthum bekunden,
als die von ihnen umgrenzte Centralzelle des
Axeninternodiums, in Folge dessen tritt aber zAvi-
sclien dem periplierisclien u n d centralen Theile desselben
eine geivisse Spannung auf, u n d diese verursacht
dann sowohl den schraubigen Verlauf der
Rindenzellenreiben, als auch die Drehung des ganzen
Internodiums un d somit die Torsion der ganzen
Axe. Dass bei dieser Erscbeinuiig wohl auch die
ungleichartige Vertlieilung der SeitenzAA'eige eine
Rolle .spielen mag, ist sehr wahrscheinlich, Avenig-
stens scheint hierfür die von rechts nach links gedrehte
Axe der vollkommen unberindeteii Cliara-
ceenarten zu sprechen.
Auch die einzelnen Zellen der Characeen lassen
mehrere solcher physiologischen Erscheinungen e rkennen,
die man bei ändern niederer oder höher
organisirten Pflanzen n u r in seltenen Fällen beobachten
kann.
Als eine solche Lebenserseheinung ist wohl an
erster Stelle die Rotation des Plasma zu erwähnen.
Ausser den schon früher als genährte Zollen bezeich-
n eten Elementen des Thallus ist dieselbe fast in
allen Zellen des Characeenthallus deutlich zu beobachten.
Sie besteht darin, dass die im In n ern der
Zelle sich befindliche dicke Pla.smaschicht entlang
d er Zellwand eine fortAvährende rotirende BcAvcgung
zeigt, bei Avelcher ein jedes Thcilcben derselben
Filarazky, Charn-f6i6k.
immer und immer von neuem den Zcllraum um kreist.
In sehr jungen Zellen, deren Plasma jedoch
schon Bewegung zeigt, ist zumeist der ganze In h alt
iu rotirender BcAvegung Ijcgriffcn ; bald jedocli kelirt
eine dünne äu.sscrstc Plasmascbiclit zur R u h e ; dieselbe
legt sich eng der Zelhvand an un d nimmt nun
auch die inzAvischcn entstandenen u n d ergrünten
Chlorophyllkörnchon auf, die sicli in ih r liald lockerer
bald enger au einander reib en ; innerhalb dieser
dünnen kleineren Plasmascbiclit bleil>t die ih r sicli
anschliessende oft rech t dicke innere Plasmaschicht
sammt den übrigen Zellinhaltstlieilen auch noch
weiter in Rotation, ja ihre BeAvegung dauert bis zum
Absterben der Zelle fort. Da diese Art der Plasma-
beAvegung eine vollkommene Rniidströmnng d a rstellt,
der S trom sicli also in einem deutlichen Kreislauf
äussert, erfolgt von selbst, dass die Strömung
in dom der Wand näh e r liegenden Theile eine viel
raschere un d stärkere ist, als in dem der Mitte der
Zelle näh e r liegenden T h e ile ; da ferner der Strom
auf der einen Seite der Zelle die Richtung nach aufAvärts,
auf der anderen, entgegengesetzten Seite alier
nach abAvärts nimmt, wird aber auch AA’ieder zur
n atürlichen Folge, dass an den ändern beiden Seiten
der Zelle, d. li. an der Grenze der entgegengesetzten
Strömungen, mithin also in der E bene, wo der nach
aufAvärts gebende Strom mit dem nach abAvärts gerichteten
sich berülircn sollten, eine dünne Plasma-
scliiclit vollkommen im Ruhezustände bleibt. Diese
Scbiclit, AA'eleliG niemals Chloropbyllkörncbcn in sich
schliesst, un d gerade deshalb als ein Aveisser bis
farbloser Streifen duroli die Zelle sich liinzicht, Avird
Indiffereuzsireifen genannt. In den internodialen
Zellen der Strahlen zeigt derselbe eine zumeist gerade
R ic h tu n g ; in den langen internodialen Zollen
der Axe und ZAveigo hingegen nimmt er mehr oder
Aveniger einen spiraligen Verlauf, da auch die In te rnodicn
hier eine stärkere oder schAväcliere Drehung
zeigen. Am schönsten sieht man den Aveisslicben
Indifferenzstroifen des Plasmas an den langen un-
beriudeten In ten io d ien z c llen , weniger g u t oder
mancliAvo auch gar niclit deutlich in den Rindenzellen
der Axo, insbesondere wenn die Zellwand
derselben in Folge von Kalkablagerung fast nii-
durcbsichtig Avird; un d gar niclit wahrnehmliar ist
er in den m eh r isodiametrisclien Zellen der K noten,
wo auch die der Z ellwand anliegende niclit rotirende
Schiebt des Plasma äussei-st d ünn erscheint und
auch fast sämmtliches Chlorophyll der Zelle dem
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