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rotiiHMulon iTasma eingolagert ist. Bei niederer Tempe
ratur ist die Rotation des ria sn ia s in sämmtlichen
Zellen eine viel langsamere, sclnväcliere, als hei
liöherem Wärmegrade; denn die Wärme wirkt wie
bekannt immer besohlennigciul auf die Rbusmabo-
wegungon : im Allgemeineu ist sowohl der maximale
als auch der optimale un d minimale Wärmegrad
bei den verschiedenen Cliaraceen nich t allzusehr
abweichend, sondern ein jede r ist bei sämmtlichen
CTuuucoen fast der gleiche. Ob auch das Licht hier
die Plnvsmabewegvmg beeinilnsst oder niclit, liegen
noch sehr niangelliafto Versuche vor.
E ine zweite Lebensänsserung der Characcenzelle
ist die Kalkablagerung, welche sowohl an der äussern
Membran der Rhulenzcileii und periplierisclien Zellen
der Axe, als auch an der Aussenwand jen e r der
Strahlen zu beobachten ist. Sie ist wichtig un d cha-
mkteristiscli für die Weise des Vorkommens und
Auftretens des Cliaraceenthallus denn n u r die Kalkablagerungen
allein können der oft so lang gesteeck-
ten (,1—3 met. langen) Axe jene Steifheit un d Rigid
ität verleihen, vermöge Avelcher diese sammt ihren
Sti-alilen nich t n u r morphologisch äusserst lebhaft
an manche h öhe r stehende Pflanzen erinnert, sond
ern auch die Vegetationsweise letzterer iiachabnit.
P ie Membran ganz junger, noch in Tlieilung b egriffener
Zellen ist immer ganz frei jed e r Kalkabla-
geruiig, sie ist elastisch u n d wenn sie auch ein beträchtliches
Pickenwachsthum erfährt, besteht sie
doch immer noch zum gi'össten Theile aus reiner
Cellulose; ihre äussere Schicht erscheint auch mehr
oder weniger vei-schleimt u n d daher rü h rt dann
auch die Schlüpfrigkeit ihrer Oberfläche. Bei dem
weiteren Wachstliume der Zelle schwindet immer
mehr un d mehr die schlüpfrige Hülle der Zellmembran.
an ihre SteUe tritt allmälig der koblensaure
Kalk ; anfangs zwar n u r in Gestalt äusserst kleiner
Körnchen, bald aber vermehren sich diese zu
e iner zusammenhängenden d ü nnen Kalkschicht und
schliesslich erreicht diese an der Membran älterer
Zellen schon eine oft ansehnliche Dicke, die Kalkin
k rustation der Zelle bildend. In die Z ellwand selbst
finden keine Kalkablagerungen statt, hierfür scheinen
wenigstens die ersten Phasen der In k ru statio n
zu sprechen, wenn nämlich die Zellwand an ihre r
Oberfläche zwischen den schon mit Kalk überzogenen
Stellen auch noch ganz fai-hlose, reine Cellulose-
fleekchen zeigt. Manche Characeen, insbesondere
die grösseren kräftigeren Arten besitzen eine zumeist
äusserst starke Kalkinkrustation und darnach ändert
sich auch die Püirbe ihres Aussehens; andere wieder
Avie z. B. die kleineren Arten zeigen oft nur ganz
dünne oder auch gar keine Kalkablagernngen und
diese behalten dann immer eine schöne grüne Farbe.
Für letztere ist zumeist auch eine schlüpfrige Oberfläche
cbarakteristisoli, erstere hingegen zeigen immer
eine mehr oder Aveniger raulie rigose Aussen-
flächo. Erstere sind zumeist ßeAvohncr der SüssAväa-
ser, letztere BeAvoliner der salzigen Wasser; denn
in Aveniger dichtem Wasser bedarf die langgestreckte
dünne, biegsame Axe eher einer festen steifen Kalk-
krusto als in dichtem, mit verschiedenen Salzlösungen
mehr gesättigtem Wasser, avo sie auch ohne
Inkrustation sich leichter aufrecht erhalten kann.
Gar niclit inkrustirt finden sich fast immer die Geschlechtsorgane,
doch besitzen die aus den Oogonien
sich lieranbildeiiden Oosporen, Avie schon an anderer
Stelle erwähnt Avurde, geAVÖhnlich auch eine
Kalkhülle, nur ist dieselbe ändern Ursprungs, ihre
Bildung entspricht nicht einer einfachen Ablagerung
an die äussere Oberfläche der Eindenschläucbe des
Oogoniums.
Sta tt einer Kalkschiclit Averden manchwo die Ge-
scbleelitsorgane von einer oft dicken Schleimliülle
umgeben, welche ganz stru ctu iio s erscheint und
nichts anderes ist als das Cellulosereaction nicht
mehr zeigende Product eines V ersehleimungsprozesses
der äusseren Zellmembranschicliten.
Ungleichförmiges inneres DickenAvachsthum der
Zellmembran ist, bei manchen Cliaraceenzellen
gleichfalls zu beobachten, insbesondere an den Wänden
der Rhizoiden. Eigentliümlicb ist jene E rsch einung,
die sieh zuweilen an manchen verlezten Zellmembranen
beobachten lässt u n d die d arin besteht,
dass vollkommen ausgebildete Zellen au Stellen
irgend einer ausserliclien Verletzung z. B. an Stichwunden
reichlich Cellulose ablagern und auf diese
Art die au der V erletzungstelle entstandene Öffnung
rascb schliessend sich selbst vor einem schnellen
Untergange beAvalrren.
Was die Inhaltstheile, die feinere S tru c tu r und
die Bildung der Characeenzellen betrifft, liegen bish
e r noch sehr mangelhafte Untersuchungen vor,
trotzdem dass gerade die Characeenzellen zu den
grössten Pfianzenzellen gehören.
Junge Zellen besitzen n u r einen einzigen Zellkern,
der zumeist im Mittelpunkte der Zelle liegt. Die
Zelltheilung beginnt stets m it dem Vorgänge der
Kerntheilung, ist jedocli hier schwer zu verfolgen.
In älteren, langgestreckten Zellen findet man nicht
mehr einen, sondern mehrere Zellkerne; sie sind
alle in der Plasmascliicht eingebettet und werden
zumeist auch in der rotirenden Strömung derselben
m itg e fü h rt; sie sind verschieden geformt, zumeist
jedoch von länglicher Gestalt. Ausser den Zellkernen,
Chlorophyll- un d Amylumkörnchen, welche
beide letztere von denen anderer Pflanzen kaum
einen Unterschied zeigen, finden sich in den Gbara-
ceenzellen auch noch andere feste Bestandtheile,
nämlich kleine bläschenartige farblose Körperchen
m it glatter Oberfläche und ebensolche Kügelchen
m it feinstachliclicr Oberfläche in verschiedener
Grösse und Anzahl. Auch diese Gebilde wurden
noch nicht allzulange für Zellkerne g e h a lte n ; in
neuerer Zeit ist jedoch nachgcAviesen worden, dsLss
es nicht Zellkerne, sondern wahrscheinlich Verbindungen
von Gerlistoff un d Riw’eissstoffen s e ie n ;
Avelcli’ einer physiologischen Aufgabe diese Körper
eben obliegen, ist liisher noch n ich t ermittelt worden.
A b S T E L L U N G D E R C H A R A C E E N I M l ’ F L A N Z E N S Y S l ' E A I K .
Wenn w ir die älteren botanischen Schriften d u rch blättern,
finden Avir die Characeen an verschiedenen
Stellen behandelt. Ih r eigentliümlicb regelmässiger
Bau verführte nicht einen Botaniker sie solchen
Pflanzen h öherer Stellung anzureihen, deren äusserer
Körperbau dem habituellen Aussehen dieser ähnlich
schien.
So finden wir noch vor L inné bei einem B otaniker
(Bauhin C. 1623) eine Cliara-kxi u n ter dem Kamen
Equisetum beschrieben un d abgebildet ; andere
(Morisson, Shrraed) sahen die Characeen geradezu
für Phanerogamen an un d reihten sie bald dem
Genus Myriophyllum, bald Ceratophyllum, und
Hippiiris, j a sogar dem Genus Na ja s zu. Zuerst
Avurde die Gattung C/?ar(i von Vaillant 1719 aufgestellt
; L inné reihte sie u n ter diesen Namen
Anfangs u n ter die Algen, u n d nach ihm handelten
auch die angesebendsten Botaniker. Ih re systematische
Steilung änderte sich aber Avieder bald von
Neuem, einzelne (Lindley) zählten sie zu den Moosen,
andere (Wahlenbbrg etc.) hielten sie für Gefass-
cryptogamen und in der ersten Hälfte unseres J a h r hunderts,
ja selbst noch in den 50-er J ah ren Avurden
sie von einigen wieder u n ter die Blüthenpflanzen
gestellt und bald in die I. Classe (Monandxia) bald
in die XXL Classe (Monoecia) des LiNNÉ’-scben
Sexualsj’stems gereiht. Als selbstständige F'amilie
b ehandelt sie erst Cl. Rich.ard (1815) u n te r dem
Namen Characeae.
Alle diese verschiedenen Ansichten hinsichtlich
der Stellung der Characeen Avährten fast bis zur
Mitte unseres jetzigen Jah rh u n d erts. Damals stellten
P ringsheim, De B ary, Nordstedt un d andere ihre
eingehenderen entwickelungsgeschichtlichen Untersuchungen
an, insbesondere aber erwarb sich u nverwüstliche
hohe Verdienste in der morphologisch-
systematischen Beschreibung d er Characeen Alexander
Braun, dessen Aveitberühmte Arbeiten zu einem
neuen Grundsteine der ganzen Charaeeenkunde
Avurden. A. Braun befasst sich mit der Morphologie,
Physiologie u n d Entwickelungsgescbichte dieser
Pflanzen Arie keiner vor ihm ; er führte die B eschreibung
der Characeen n icht n u r weiter, sondern b rachte
sie auch fast ihrem Ende entgegen u n d Averden die
neuesten, auf die Entwickelungsge.schichte der Cha-
raceen sich beziehenden Arbeiten De Barys und
P bingsheim’s den Ai'beiten A. B raun’s als Ergänzungen
beigefügt, finden Avir in der That keine einzige
Pflanzenfamilie, die bis in die kleinsten Details so
genau durchforscht wäre, als eben die Characeen.
Und trotzdem ist die Frage der Stellung der
; Characeen im Systeme noch heute n icht gelöst.
A. B raun h ä lt sie für Pflanzen, die den Algen näher
stehen als den Moosen, doch h a t er sie in seiner, in
Cohn «KrA-ptogameu-FIora a'ou Schlesien 1876*
erschienenen Arbeit als selbstständige Gruppe be-
. arbeitet un d sie zwischen die Moose u n d Algen
stellen lassen. Desgleichen geht auch Migdla vor in
dem neuen grösseren, jetzt erscheinenden Werke
R abenhorst «KrAqitogamenflora von Deutschland
etc. 1890». AVO die Characeen gleichfalls als eine den
Moosen gleichgestellte Gruppe b ehandelt werden.
Die meisten Botaniker betrachten die Characeen
auch jetz t als Algen; sie werden iu den meisten
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