
h*'
gr(issor('n botanischen Werken fast ausnahmslos als
eine Faniilio der grünen Algen ( Chlorophi/ccae)
behandelt und auch in dem eben erscheinenden aus-
gozoichiioten grossen Werke: E ngler «Die n a tü rlichen
Pilanzenfamilion» sind die Characeen u n ter
den Algen u n d zwar u n te r den Cbloropliycoen an
e iner Stelle aut'gonommen, die ihnen zweifelsohne
am besten ziikommt, lüimlicli vor den braunen
Algen ( Phaeophjceac) als letzte u n d hocliststehende
Familie der Chlorophyceen.
MuniLA hebt in seiner angeführten Arbeit alle
jene cbaraktoristisclion Eigenschaften der Cliaracetm
d er Reihe nach hervor, durch welche diese sich
sowohl von den übrigen Algen, als auch von den
Moosen unterscheiden, beziehungsweise ersteren
un d letzteren nahestehen. So führt er an : «dass sie
von den Algen vorzüglich getrennt werden, durch
die Keimung un d die Entwickelung der Pflanze am
A’orkoim, durch das Vorhandensein einer Sclieitel-
zclle, durch die gesetzmassigen Theilungen un d den
dadurch bedingten ausserordentlicli regelmässigen
Aufliau der ganzen Pflanze, durch den Bau des
Spermatozoids u n d durch die Voi’gäiige bei der Befruchtung.
In diesen Punkten schliessen sie sich den höheren
Kryptogamen zum Theil an, weichen aber
von ihnen ah durch den Mangel eines Generationswechsels,
durch den wesentlich einfacheren
zelligon Bau un d durch die Gestalt der F ortpflanzungsorgane.
» Auf Grund dieser S ätze glaubt M igula
die Characeen weder zu den Algen noch zu den
Moosen rechnen zu können, sondern erhebt sie zu
einer selbstständigen Pflanzengi'up2) e ; gibt ih r als
solcber auch einen neuen Namen «Charophyta»
u n d stellt sie zwisclien die Algen u n d Moose.
Wie ungerechtfertigt und entschieden irrtbümlich
dies Vorgehen ist, möge von selbst aus Folgendem
s ich e rg eb en : ib r entwickelungsgeschichtlicber Unterschied
ist sehr gering u n d birgt vielleicht einzig
u n d allein n u r in der Keimung; es ist wohl wahr,
dass man einen Vorkeim, in dem Sinne Avie bei den
Chaiuceen, bei den übrigen Algen n icht findet, doch
ist nicht jen e r Umstand als analoger F all zu b etra chten,
dass bei so mancher Art der SüssAvasseralgen
gleichfalls nich t direct aus der Ruhespore ein vollkommen
sich aushiklendes, Geschlechtsorgane tra gendes
Pfianzenindividuum sich entAvickelt, sondern
aus derselben zuvor erst sogenannte ungeschlechtliche
Scliwärmsporen (Pandorina, Oedogonium)
entstehen, u n d erst aus diesen die der M utterpflanze
vollkommoii gleich Averdenden Toclitorpfiauzcn her-
vorgellen? In solchen Fällen Avürden also die
ScliAvannsporen bei manchen Algen jene EntAvicke-
lungsperiode darstellen, AA’elclie bei den Cliaraceen
die EntAvickelung dos Vorkcimcs bildet und Avenn
wir diese Periode als Avirklicli analoge betrachten,
Avofür übrigens gar kein ZAA'cifel vorliegt, dann kann
auch der oben liervorgehobene Unterschied, als
solcher, n ich t länger bestehen. Dass die Cliaraceen
sich durch das Vorhandensein einer Scheitelzelle
auszeichneu, kann schon gar niclit als Unterscliieds-
merkmal hervorgelioben werden, denn bei Avie viel
braunen uu d rothen Algen ist das Wachsthum durch
eine Scheitelzelle bis in die kleinsten Details b ek
an n t? Ich verweise hier n u r auf CladostepJius und
Nitophyllum, auf eine nähere E rläu te ru n g der ganz
analogen Fxxnction der Endzeile, welche bei den
meisten grünen Fadenalgen sich vorfindet, brauche
ich Avobl gar n icht erst e iiizugehcn; mithin fällt
auch dieser BeAvoisgruiul Aveg. Dass die Tlieilungen
regelmässig vor sieb gehen un d dadurch ein regelmässiger
Aufbau der ganzen Cliaraceenptianze bedingt
Avird, ist Avieder keine abweichende Eigenschaft
der Characeen, denn beides ist auch bei ändern
liölier stellenden Algen zu finden Avenngleicli auch
in einer anderen, eigenen Weise. Der Befrucbtungsvorgang
ist bei den Characeen ganz derselbe,
als AA’ie bei den übrigen gi'ünen Alg en ; blos die zur
Befruchtung der Eizelle berufenen Spermatozoiden
zeigen hier solch’ eine cbarakteristische Gestalt, AA'ie
Avir sie bei ändern Algen nirgends finden.
Letztere schon auch durch A. Braun hervorgehobene
Eigenthümlichkeit der Characeen u n d dann
die Keimung der Oosporc allein, Avären also jene
charakteristischen Eigenschaften, durch Avelche sie
den Moosen n äh er kämen, im übrigen aber stimmen
sie mehr oder Aveniger m it den übrigen Algen
überein.
Alles dies in Betracht gezogen sind die Characeen
m ithin für wirkliche Algen an zu seh en ; als solche
miissen sie — das jetz t übliche un d allgemein anerkannte
System vor Augen halten d — in Folge ihres
reinen Cbloropliyllgelialtes, den Chlorophyceen eingereiht
werden, un d zwar auf G ruiul ihres A ufbaues,
der EntAA’ickelung u n d anderer u n te r den Chlorophyceen
n u r sie allein charakterisirenden Kennzeichen
im System aufwärts schreitend, an letzter
Stelle, als solche Thallophyten b ehandelt werden.
Avelche einigermasseu schon den Übergang zu h ö hergestellten
Pflanzen bekunden. ;
Nachdem bei den Tliailopbyton nirgends die Glie- |
derung dos zelligeii Körpers iu dem Siiine genommen
Avird, wie bei den h öher organisirten GeAvächseu,
sind natürlicbei-Aveise auch bei der Beschreibung |
d er Characeen die Au sd rü ck e: Wurzel, Stamm, ;
Blätter, etc. entschieden zu v erm eid en ; dass dies
leicht u n d auf, jeden Uobelstand und Missdeutung
ausschliesseiule Weise durchführbar ist, zeigen znr
. Genüge die vorangegangenen Abschnitte vorliegender
Arbeit. In den Arbeiten über Characeen sind
für die Bezeichnung der eizelnen Theile dos Thal- i
luses jene organographisclien Ausdrucke, wenngleich
auch n icht in dem Sinne, wie in den Beschreibungen
bölier organisirter Pflanzen, allgemein eingebürgert.
Dies Vorgel)cn ist selbst in jenem Falle
niclit gut zu heissen, wo die Characeen nicht ein mal
als Algen, sondern als SGlbststäiidige Pflanzen-
gruppe beluuulelt Averden, umsoAveuiger kann es für
richtig erachtet Averden in dem Falle, avo rein nur
von Thallophyten die Rede ist. Die Art einer solchen
Beschreibung scheint noch als Ueberrest aus jener
guten alten Zeit übernommen zu sein, in Avelcher
man die Characeen noch für Plianerogamen oder
doch schon für Arten von Equisetum hielt.