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R. FRIEDLA
BE 11. Carl
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S c h l i n g e n d e N a t t e r *
163 = n a *+■ 51.
D i e l e merkwürdige Schlange ilt mit der folgenden ein auffallender Beweis*
wie wenig folchen Kennzeichen zur BefHmmung der Gattungen in der Natur ge«
febichte zu trauen fey, welche vonminderwichtigenTheilen hergenommen findv
Herr v o n L i n n c nimmt- diefelbenbey den Schlangen bekanntlich von den Be*
deckungen des Bauches und des Schwanzes her, und unterfcheidet die Schlinger
und Nattern dadurch, dafs jene ganze, diefe halbe Schilder, (Schuppen
nennt er die letztem wohl minder richtig,) unter dem Schwänze haben. Wären
diele das einzige Ünterfcheidungszeichen beyde» Gattungen , fo würde diefe
Artlie miteinander verbinden, und alfo beyde vereinigt werden muffet; da
der Schwanz dem' größten Tfie'ile feiner Länge nach Unten mit einfachen, Auf
ganz an der vermuthlich ergänzten Spitze mit einer doppelten Reihe Schilder
bedeckt ift. L a u r e n t i ’ s Kennzeichen, welche von der Bedeckung des
Kopfes, feiner Bildung, dem Rumpfe und Schwänze bergenommen find,
find gröfltentheils zu wenig allgemein, und zu fehr zufammengefetzt, als
dafs fie mit Nutzen gebraucht werden konnten, Und eben diefe feängel haben
ihn veran-afjf, die Zahl der Gattungen zu fehr zu vermehren. Um
Klei ns Unterfcheidungsmerkmahle, weldi von den Zähnen ftergenommerf
find, richtig anzuwenden, muffen erfl eine viel grölfee Menge von Schlangen
in Rückficht derfelben unterfucht werden , um fie mit Gewifsheit darnach
ordnen zu können. Er hat feinen Gattungen die Arten auch fo willkuhrlich
zugefelh, dafs man die unährilichften vereinigt, die ahnlicbften getrennt findet.
Ich glaube nicht, dafs man bis jetzt noch im Stande fey, richtige Gattungs
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tungskennzeichen anzugeben, ich werde mich aber freun, wenn diefe Bey-
träge dazu dienen follten, andre» oder auch mir felbft zur Auffindung derfelben
Anlafs zu geben. Bis dahin begnüge ich mich, die Linneifcheh Gat-
*ungen beyzubehälten , Und ihnen die Arten nach der anfeheinenden Ueber-
einflimmung im ganzen Körperbau, nicht den Linneifchen Kennzeichen unterzuordnen.
Nach diefer allgemeinen Aehnlichkelt rechne Ich diele fonderbare Schlang
e , die fich durch die Bildung ihres Kopfes, vorzüglich den hochhervorragenden
Augenbraunen, und ihrem Schwänze fo auffallend auszeichnet,
nicht zu den Schlingern, womit der Schwanz durch feine untere Bedeckung
mehr iibereinkomnu, fondern zu den Nattern, da fie einen vollkommnen
Natterkopf, den Rumpf und runden Schwanz einer Natter hat.
Ihr Vaterland und ihre Gefchichre find mir gleich unbekannt, und fo vie]
Ich weifs, hat kein andrer Schrififteller fie abgebildet oder befchricben.
Befchreibung der fchlingenden Natter.
Drittes Kupfer,
K opf mittelmäffig, plattgedrückt, vorn ftumpf-abgerundet, etwasherzförmig,
JVirbelfchild klein, fchmahl, mit parallelen Seitenrändern, vorn
geradlienigt, hinten abgerundet. Hinterbaupsfcbilder klein, unregelmäßig,
am hintern Rande elngefchnitten. Augenbraunfcbilder grofs, über den Augen
herzfeermig hervorragend. Scbläfenfchild von der Bildung einer grollen
Schuppe; zwifchen demfelben und den Hinterhauptsfchildern eine fchmahte
Schuppe.