&Iit ('iiHT gewiiiiien Spanmiiig begann ich dcBhalb im Mai 1805 in der Umgcbnng von
Colombo meine Studien. leli gewann liier bald den Eindruek, dass die Zahl der Pilzformen in
diesen lieisscn, fouclitcii Gegenden niclit erhcblicli kleiner sei als in den nördlichen Zonen; und
diesen ersten Eiiidrnck bestätigten aiicli meine späteren Beobacbtiingen.")
Im Gegensatz zum Artenroiclithum stand aber die Fülle der Individuen. Im Norden finden
sich die Exemplare der einzelnen Arten oft in bedentenden Mengen, in den Tropen aber mehr vereinzelt
lind zerstreut — eine Tbatsacbe, die mir um so melir in die Angen fiel, als ich allein in den
von mir besnebten tropiscbeii Gegenden mehr als 100 versebiedene Asconiyceten und Pasidiomyceten
entdeckte, die auch in Europa verbreitet sind.
Man hätte erwarten können, dass bei so tiefgreifendem 'Weclisel der Eriiälmmgs- und
IVittornngseinflüsse kleine Verscliiedcnheiten bei derselben A rt stell eingestellt haben müssten. So
plastisch aber die Pilze erscheinen mögen, so reagirt das Plasma doch nur in sehr beschränkten
Grenzen, deshalb hewahreii die Arten unter ganz abweichenden klimatischen Verhältnissen und in
Gesellseliaft einer ganz verschiedenen Thier- und Pflanzenwelt docli iliren Cliarakter.fi Die Ans-
gestaltmig des fertigen Fruchtkörpers mag in vielen Fällen etwas ungleich ausfallon, die systematischen
Merkmale erweisen sich aber als selir beständig. Niimiit man die Phalloideeii aus, deren phantastische
Formen einen so eigentlinnilichen Anblick gewähren, so findet man in den Tropen überhaupt selten
Arten von Pilzen, die ihrer Gestalt wegen auffaUen.
Bei der Lösung der entwickhingsgesduchtlicheii Fragen wurden in der Pegel künsüiohe
Cultureii verwendet. Von der Brefeld’sclien Nährlösung nalini ich schon auf Ceylon Abschied;
denn es gelang mir hier, ein natürliches Nährsuhstrat zu entdecken, d a s je n e w e it ü b e rtra f.
Bei einer späteren Gelegenheit gedenke ich hierüber nälier zu berichten. Dagegen waren mir die
Metlioden, die icli als Assistent am hotanisdicn In stitu t in Münster kennen gelernt liabe, von
vielem Nutzen für meine Arbeit.
Leichtflüssige Nälirlösungen kamen üherhanpt kaum zur Anwendung; denn da diese wahrend
meiner täglich unternommenen Ausflüge der Verdunstung ausgesetzt waren, so sah ich iiiicli ge-
uöthigt, sie in einen Zustand zu überführen, in wdcliem ihre Concentration und Zusaininensetzuiig
sich niiverändert hielt. Es fiel im Anfang schwer, die Methoden für die tropischen Verhältnisse
zweckmässig herauszubilden. Do d i gelang es mir durch Zusatz von versdiiedcnen T remd la- oder
Aiiriculadecocten eine Masse herzustellen, die wasserklar ersdiien und je nach der Concentration
melir oder weniger Zähigkeit hesass.
1) Alloräiiigs muss ich limziifügen, dass ich iiirgemlwo in den Tropen einen solchen Pilzreichthiiin wie in
der Umgebung von Cliristiania gefunden habe.
2) Aber auch die rein tropischen Pilzformen scheinen sich sehr verschiedenen Witterungsverhältnissen anpassen
zu können. Ich fand jedenfalls mehrere tropische Phalloideen auf dem Gipfel (9 0 0 0 ' hoch) des Javanischen
Vulcans Gede, obwohl dort die Temperatur in der Nacht oft unter den Gefrierpunkt sinkt (bei einer mittleren
Temperatur von 5 5 ° F.).
Zur lierstelliing festen Kährbodens erwies sieb blosse Gelatine in den Trctjien. als diintlmiis
ungeeignet, weil sie unter dem Einfluss der Hitze jener Gegenden stets flüssig lilieb. Nach
Dr. Janse’s Erfahrung war diesem Uebelstand durch genügenden Zusatz von Agar-Agar leicht
abzuhelfcn.
Die Zahl der von mir ciiltivirtcn Formen beläuft sich auf viele Hunderte, und meine
Untcrsueliungen erstreckten sieh auf die ineisten Pilzgruppen. In vorliegender Arbeit ist nur
Gewicht auf solche Formen gelegt, deren entwieklungsgeschichtliches oder physiologisclies Verhalten
zur Losung principieller Fragen einige Aussicht zu bieten scliien. Dcshall) tritt die Systematik
hier in den Hintergrund. Kur neue Arten und empirisches Material zu beschreiben, liegt nicht
im Plan meiner Arbeit, darum sind einige neue Hemiascus-Formen, viele Tremelüneen und zahlreiche
andere Basidiomyceten hier nicht mit aufgefülirt. Die Behandlung der übrigen Pilzgruppen Ideiht
eiuer anderen Arbeit Vorbehalten.
Die wissenscliaftliclien Ergebnisse meiner Boise haben meine Erwartung weit übertroffen,
sie wurden aber nur durch angestrengteste Arbeit gewonnen.
All meine Mühe hätte aber wenig genützt, wenn ich niclit während der Bearbeitung und
Herausgabe meines Werkes so viel frenndliclies Entgegenkommen gefunden hätte, sowohl hier in
Berlin, wie in Ceylon, Borneo, Singapore und Java.
In der vorzüglichen botanischen Tropenstation zu Buitenzorg habe ich die weitaus grössere
Anzahl meiner Untersuchungen ausgeführt. Die Unterstützung der diesem botanischen Garten vorstehenden
Herren, namentlich des Directors Dr. Treiib, dann der Herren Dr. van Bomhurgh, Garten-
inspector Wegman und Dr. Janse h at mir die Gewinnung der Resultate wesentlich erleiclitert.
Allen diesen Herren meinen herzlichsten Dank!
Herrn Geheimrath Engler fühle ich mich ebenfalls tief verpflichtet, denn durch sein Wohlwollen
wurde es mir möglich, im hiesigen Museum mein Material zu hestinimen.
Den wärmsten Dank schulde ich aber H errn Geliciinratli Scliwcndener, der durch scharfsinnige
Kritik, wohlmeinenden Rath und dauernde Anregung meine Arbeit auf das kräftigste
untersützte.
Der Königl. Preussischen Academie der Wissenschaften zu Berlin spreche icli für die mir
gewährte Beihülfo zur Herausgabe dieses Werkes meinen ergebensten Dank aus.h
B e rlin , Botaiüsches Institut der Universität.
1) Um v e r g e b l i c h e n N a c h f r a g e n u n d B em ü h u n g e n v o r z u b e u g e n , s e i b em e r k t , d a s s ic h m e in
g e s a m m t e s M a t e r ia l, s o w o h l d a s b e a r b e i t e t e a l s d a s n o c h v o n m ir zu b e a r b e i t e n d e , dom h i e s i g e n
b o t a n i s c h e n M u s e um ü b e r w e i s e n w e r d e .