Fifiiir Ic 'l’iifcl X I] »iclit eine Modiiieation wieder, die für sicli lieurtlioilt zu den Polyporeen
zn reelinen ist (sie ist im Uebrigen von einem Systematiker selion als eine neue Gattung, näiiilieli
unter dem Xameii Canipanella, bescliriclieii worden), aber sie ist in Wirkliclikeit, wie ieli schon
in den Einzelniitersneliimgen dargetlian luibe, niclits anderes als eine Modiiieation des in Figur l a
Tafel X I I aligeliildcten Marasmius Canipanella n. sp. Die Eiidtornieu sclieiiieii zwar sehr ver-
seliiedeii, sind aber lückenlos dureli Uebergangsformen verbunden.
Aueli die ileiscliige Favolasclua javanica (Figur 2a Tafel X II) und die gelatinöse F. bispora
(Figur 5 a Tafel X I) stellen offenbar gewissen Agariciiieeu nälier als den eigentlichen Polyporeen.
Die letztgemmnte A rt unterselieidet sicli mir durch gelatinöse Fruelitkörper und zweisporige
Basidien von Marasiii. Canipanella le . Die Keimung der Sporen bietet dieselbe Ersclieiiiung.
Der LTuterseliicd zwisclien F. bispora und F. javanica (Figur 2 a Tafel X II) ist unbedeutend.
Auf der näelistfolgenden Stufe der Hyineniumbildimg stellt die in Figur 3 a Tafel X I I dargestellte
F. Holteniianiiü, deren Poren olmo Verbindung mit einander sind. Der letzte Formtypiis in
dieser von einer Gruppe zur anderen graduell fortselireitcnden Eeilie ist Polyporns bataviensis (in
Figur 4 a Tafel X I dargestellt), dessen S^ioreii die gleielien Keimnngserscheiiiimgen zeigen wie bei
Marasmius Campanella.
Diese morpliologisclien, in allen mögliclieii Uebergängen verfolgten Ableitimgen lassen sieb
gewiss nicht zu pliylogeuetiseheii Betraclitungeii verwenden. Ilir Wertli liegt aber darin, dass sie
das Vorkommen von poiyporusälinliclien Pilzformen beweisen, die mit den Agarieineen nälier verwandt
sind als mit den eigentliclien Polyiioreen.
Die bisher gezogenen Folgerungen sind nocli niclit ganz zwingend, sondern nur sehr milie-
liogeiid. Wir können aber auch Tliatsaclien anfüliren, die mit unbedingter Sicherheit eine Vielgestaltigkeit
derselben A rt beweisen, indem wir durch Culturversuche dargetlian liaben, dass dio
Ontogenie desselben Pilzes Entwickelungsstadieii durchläuft, deren Org anisationsstufc andei’en Pilz-
gnippeii entspricht.
In Polyporus bogoriensis haben wir einen solchen Pilz kennen gelernt (er ist in Figur 1
J a t c l IX allgebildet). Au den Spitzen der Basidien sassen zwei- oder viersporige Sterigmen (sielie
Figur 2b Tafel IX). Ausgesät auf ein geeignetes Nälirsnbstrat, wuchsen die Sporen schnell zu
einem weissen Mycelium heran, das ein paar IVoclieii lang Oidien erzeugte, dann aber in der
F’ructifieatioii nachliess, wälirend das Mycelium sicli weiter entwickelte und sclilics.slicli einem
dicliteu Filz glich. Auf diesem Mycclfilz (sielie Irignr 8 Tafel IX ) erscliieiien bald Basidien.
Während der ganzen sechsmonatlichen Cultnrperiode zeigte sicli keine Spur von Fruclitkörpcr-
bildmig, trotzdem das Mycelgeileclit scliliessiicii das ganze Nälirsnbstrat bedeckte. Auf neues
Nälirsubstrat ausgesäte Basidiensporen wiederliolten dio oben erwälmten Erselieiiimigeu. '
Käme U lis ein solclies Mycelgeileclit in der freien Natur vor Augen, olinc dass wir den
Entwickclniigsgaiig durcli küusiliclie Zuclit festgestellt liätteii, so würde diese Form nie die Verinutliimg
erwecken, da.ss sie im innigsten Zusaiiinienliaiig mit Polyporns liogoriensis stellt. Ein
jeder Systematiker würde das liier liesciiricbenc Entwickelimgsstadiimi für eine 'roiiientella erklärt
lialieii, eine Piizgattung, die wie bekannt eilen dadnreli ausgezeicliiiet ist, dass sie spiiingewelieartige
Fruciitlager besitzt, deren Basidien nimiitteliiar auf den Mycelien entstellen, genau wie liei dem
künstlicli erzeugten Mycclgeiieelit.
Dieser liocliintcrcs.sante Fall stellt aber niclit allein, denn aucli lici einer Agaridiice, f.en-
tinus variabilis. gelang es mir, älmlielie Beobaclitiuigen anznstellen. Ein kleines F.vemplar dieses
bereits bcsclirieboiien Pilzes sielit man in Irignr l a Tafel X. Die aus den Sporen gezogenen feiii-
fädigeii Hyplien bildeten ¡111 Ijiiiifö YOli einer AVoclie grosse AIyeeliii<isscii von lileiiclcnd iveisser
Farbe, die sich niclit zu Strängen verbanden und nur ivie ein verschiminclter Filz anssahen. An
dem Luftmyeel entstanden sofort Sclinallen. Einige MTchen hindnrch verblieben die Fäden steril,
nach dieser Zeit schAvollen hier und dort die Alycelendcn zu Basidien an und trieben an ihri'i-
Kuppe viersporige Sterigmen ans (siehe Figur l e Tafel X). Auch diese in der Cultur gewonnene
Form wäre für sich beurtheilt zu den Tomentelleen zu rednien.
Es ergiebt sich schon aus diesen Fällen, Avie Avenig die systematischen Unterseheidnngs-
merkmalc oft den Zusammonhaiig der Formen erkennen lassen. AArir haben abei- im Laufe dieser
Untersuchungen Gelegenheit gehabt, andere Beispiele anzuführen, die klar legen, dass auch einzelne
scheinbar Aveit anseiiiander liegende Abtlieiliiiigen gewisser Griqtjien einander nabe stehen,
und dass die A'erwandtschaftliche Griippining der Formen aus der fort.schreitenden morphologischen
Differenzirung sich oft nieht ohne AA^eiteres ergiebt.
Unter den Polyporeen iinterseheidet man, Avie bekannt, A'crschiedene xVbtlieiluiigeii. Als
die niedrigste Stufe Averden die sogenannten „Rcsiipinati“ angesehen, deren Fruchtkörper nur aus
einem dichten Alycelgefleeht mit Poren bestehen, Avährend die anderen Formen mit grossen festen
Friichtkörpcrn jenen als höhere Formen gegenübergestellt AA'erden. In Polvpoms polymorphiis
(siehe Figur Oa Tafel IX ) haben Avir eine Art, die in der freien Xatnr mit halbkreisföj-migen
Fruelitkörpern auf Bäumen A'orkommt; in den Cnlturen kamen aber nur resiipiiiate Fruclitanlagen
zur Ausbildung (siehe Figur 12 Tafel IX).
Beobachtungen dieser A rt Avarcn bisher nicht gemacht AA'ordcn, und ihre Zahl ist noch zu
klein, um AA'eitere Verjnuthiingen darüber aiisziisprccben, iiiAvieAveit die Tomentelleen niid die resii-
pinaten Polyporeen einfachere Gestaltiingsformen sind, die nur unter geAvisseii Bedingungen die
Ausbildung der am höchsten entAvickelten Fnichtkörper erreichen.
Ueber den gcnetisehen Ziisamiiienhang und die Abstammiingslinien der Pilze ist überhaupt
nichts bekannt, und alles, AA'as darüber gesagt AA'orden ist, bleibt Hypothese. xAber Avenn AA'ir auch
amiehmen dürfen, dass die Iiöhcrcn Pilze mit einfacheren Formen angefangeii haben, so brauchen
doch die Tomentelleen und die resupinaten Polyporeen noch nicht die Urformen der HviiienomA'-
eeten zu bilden, Avas aber allgemein angenoimiien Avird. Demi nach dem, AA'as oben gesagt ist.