In den Tropen selieint die Gattung Sebacina allgemein zu sein, jedenfalls habe ich Repräsentanten
sowelil in Ceylon wie in Java und Borneo gefunden. Nach verscldedenen Angaben
scheint sie auch in Sumatra vorznkommeu. Die Malaien benennen sogar diese Formen mit einem
eigenen Namen „Djamor rnmput“ (Graspilz).
Es fanden sieh verschiedene Formen, die sich aber nicht durch constaute Merkmale miter-
schciden, und die mir als Modificatioueii von Sebacina incrustans aufzufassen sind. Ich habe
allerdings auch bei den tropischen Formen vergebens nach Conidienträgern gesucht, sowold bei
alten und jungen Exemplaren, die sofort untersucht wurden, als bei anderen, die unter einer Glocke
lange am Loben gehalten wurden. Hierdurch hoffle ich die Comdien zum Vorschein bringen zu
kömicu für den Fall, dass sie durch ungünstige äussere Verhältnisse unkenntlich gemacht sein
sollten.
Die Fruchtkörper erschienen besonders nach Eegenwetter bald an vermodertem Holz im
IValde, bald an lebenden Pflanzen, besonders Gramineen oder Zingibcraceen, an welchen sie einen
weissliolien oder gelblichen waclisartigen Ueberzug ans feinen und lockeren Hyphen bildeten.
Unsere Figur 1 und 2 Tafel IV zeigt den Pilz, wie er oft gefunden wurde, als eine dicke, graue
Kruste, die die Blätter überzog.
Die Ausdehnung des Fruchtlagers war oft erheblich; auf einer Zingiberacea fand ieh z. B.
ein Exemplar, das eine Länge von 30 cm hatte.
Makroskopisch untersucht, zeigte dies Hymenium an Querschnitten eine oder mehrere
Schichten aus locker verbundenen, schnallenlosen Hyphen, die sich als Iiellere oder dunklere P a rtien
unterscheiden liessen. Der Farbenton seiden dadurch zu Stande zu kommen, dass neue
Hymenien auf den alten und abgestorbenen sich bildeten. In Figur 3 Tafel IV ist dieses Ver-
hältaiss dargestellt; unten sieht man das Grasblatt als eine fein punktirte Schicht, und auf diesem
erhebt sich ein mächtiges Geflecht von Hyphen, die das dunkler gefärbte Hjmienium überziehen.
Die Basidien entsprangen als Seitenzweige (siehe Figur 4) den subliymenialen Hyphen und
waren in der Eegel mit vier, nur in Ausnahmefällen mit 2—3 Theilzellen versehen. Ih re Grösse
variirte, wie es schien allerdings in beschränkten Grenzen. Sie waren scheinbar an kleineren
Exemplaren kleiner als an grösseren. In Figur 4— 5 sind verschiedene Basidien, Sterigmen und
deren Sporen dargestellt, sie entstammen dem Exemplar, das in natürlicher Grosse in Figur 2
abgehildet ist. Zum Vergleicli können die entsprechenden, mit derselben Vergrösserung gezeichneten
Stadien dienen, die von dem oben erwähnten grossen Exemplar herrühron (Figur 17 und 18
Tafel III). Der Luiterscliied ist auffallend; dass aber dieselbe A rt vorlag, war ausser Zweifel,
denn im Bau der Fruchtkörper und des Plymeniums unterscheiden die Stadien sich niclit.
E s gelang mir ebenso wenig wie Brefeld'), die Sporen von Sebacina incrustans in Nährlösung
oder auf Nährsubstrat irgend einer A rt zur Keimung zu Iiringcu. Nach der Aussaat
]) Brefeld, Untersuchungen V II, ix lOG.
blieben sie trotz aller Aenderangcn iii (len Culturnietbodcn unverüiidert. Brefeld meint, das.s die
Sporen einer lie.stimmten Keimungszeit angepasst sind und erst eine Ivubcp('riode durcbmacbeii
müssen, vielleicbt den AAbntcr und Sommer bindnreb, bis sie im folgcaiden lIciBst aiistreihen, was
dem ausscbliesslichen Vorkommen der l'mcbtkörper im Ilerlist entspreebe.
Das ausscliliesslicbe Vorkommen im Herbst wird nacb meinem Dafürbalten wobl eher mit
den liier in Europa günstigeren Feuebtigkcitsverbältnissen dieser Jahreszeit zuHammiaibängeu. Jediai-
falls habe ich Scbaeima iiK;rustans in den Tropen das ganze J a b r liindureb gefunden. leb glaube
demnaeb, dass die Sporen in den künstlicbt*n Culturen deslialb niebt auskeimeii, weil die von uns
angewandten Methoden in diesem Falle uiigenügend sind. Offenbar kOmien diesellien unter günstigen
Umständen sclmelL auskeimen; dies gebt seboii daraus hervor, dass reife Sporen, die sieb
auf den Fruelitkörpern befimUn, dicke KGimscbläucbe bilden, ivelelie in einer Seeundärspore enden.
Die von Alöller^) aufgestcllte Gattung Stypella ist zweifellos mit Sebacina sehr nabe A’er-
wandt. Sie besteht aus Formen mit Tremellabasidieii, Avelebe ln imregelmässiger Anordnung an
dem l'adeiigcflecht auftreten. Nebeiifruehtformeii sind von Alöller niebt Ijeobacbtet Avorden. Auf
JaA’a und Ceylon fand ich Aviederbolt Alodificationen A’on Seliacina inerustans, die nur kleine
Ueberzüge bildeten und Alöller’s Diagnose \’on Stypella eiitspracben; auch ich hätte vielleicht ans
solchem Funde eine neue Gattimg gemacht, Avenn diese Alodificationen sieb nicht in ATrbindimg
mit typischen Exemplaren von Sebacina befunden batten.
Ich habe im Uebrigen in den Tropen versebiedene Sebacinaformeii gefunden, die als mnie
Arten aufgestellt Avcrden könnten. Ich lasse sie aber unberücksicbtigt, Avcil sie für vorliegende
Untersuebung kein Interesse bieten. Bei vielen a’Oii diesen resupinaten Tremellineen, deren Bau
so einfach ist, und die nicht durcb bestimmte Alerkmale auseinander gehalten averden können, ist
GS unmöglicli, Charaktere anzugeben, die als durchgreifend verschieden gelten köimcn.
Die Grösse der Basidien und Sporen, die Dicke der Fäden, die Farbe des Fruchtkörpers,
die lockere oder feste Bescbaffenbeit des Ilyplieiigeflecbts gelion hier nur seliAvankende Cbaraktere
ab; es b at deshalb A'on morpbologiscbem Standpunkt aus kein Interesse, solche Formen, die nur
durcb derartige Alerkmale sieb uiiterscbGideii, eiiigebeiider zu behandeln.
Um Avieder auf Stypella zurüekzukoramen, so ist es niebt ausgcscblossen, dass die künst-
lieben Culturen später einmal Avirklicb durcligreifende A^erscbiedenlieiten zAviscben Sebacina und
Stypella aufdecken Averden; bis es aber gelingt, etAvas Definitives darüber festzustellen, möchte ich
den Systematikern Vorschlägen, die beiden Gattungen zu vereinigen.
1) Müller, Protobasidiomycotea p. 75.
uii, Alykoliisr. Vnforsucluinircii.