
Die Bezieluiiig- der Tomentelleen zu Polyporus bogoriensis n. sp.
(Siehe Tafel IX Figur 1 — 8.)
Wie sclion oben erwähnt, bildete auch Polyporus bogoriensis in den Culturen toiiientelleen-
artige Ueberzüge. Wir Averden deshalb diese Form im Anschluss an Lentiiius variabilis einer
näheren Prüfung unterAverfen.
Der Pilz Avar in der Umgebung von Buitenzorg ( = Bogor) eine allgemeine Erscheinung.
Die halbkreisfürniigen, sitzenden, dünnen, bieg-samen Fruelitkörper, die Eigur 1 und 2 a Tafel IX
Aviedergiebt, fanden sieh an alten Bäumen. Die Oberfläche AA'ar dicht mit Haaren bewachsen und
in Zonen abgetlieilt. Diese Zonen fielen AA'eniger durch ihre Farbe auf, als dadurch, dass die
Haardeckung an den Grenzen ziemlich schwach liervortrat. Die Unterseite der jungen Exemplare
war zuerst grau, später nahm sie aber eine bräunliche Farbe an. Die zuletzt angelegten Theile
waren bei allen Exemjflaren am Rande AA'eisslich. Die nicht gerade kleinen Poren stellten regelmässige
Polygone mit vier, fünf oder sechs Seiten dar. Die Basidien bildeten — Avie in Figur 2b
Tafel IX dargestellt — auf ziemlich langen Sterigmen zAvei oder vier etAvas länglich eiförmige
Sporen (3 — 4 /t lang, 1,4— 2 ,u breit). Der Pilz gehört zu Apus A. Inodermi^ Coriacei (Winter,
Pilze p. 414).
Schon ein paar Stunden nach der Aussaat auf künstlichem Nährsuhstrat scliAA’ollen sie an
und trie])cn nach einem Tage kleine Keimschläuche aus (siehe Figur 3 Tafel IX). In einigen
Fällen wuchsen die Keimschlänche, aaI c aus Figur 4 und 5 Tafel IX hervorgeht, sofort in die
Luft hinaus, avo bald das ganze Fadensystem in Oidicnketten zerfiel. Zu anderen Zeiten dagegen
verblieben vorläufig die Alycelien in dem Nährsubstrat und zeigten dort dicke Alycelfäden, die
sich nach einiger Zeit zu einem gi-ossen Alycelium ausbreiteten. So lange die Fäden unter-
gctaiicht waren, verblieben sie steril; al)er kaum hatten sie sich über die Oberfläche erhoben, so
zerfielen sie durch eine centripetal fortschreitende Zergliederang in Oidicnketten (siehe Figur 7 a u. b
Tafel IX . BisAA-eilen kam an den untergetancliten Fäden eine coiiidienartige Bildung, wie in
Figur ö Tafel IX dargestellt, zum ATrschein). Aber nur in der ersten AVoche AA'ar die Oidien-
bildung auf das Luftmyeel beschränkt, nach dieser Zeit tra t sie auch hier und dort an Fäden,
die sich in dem Nährsubstrat befanden, heiwor.
D ie O id ie iib ild u n g d a u e rte im G a n z e n 1 4 T a g e lan g . N a c h d ie s e r Z e it fie le n
d ie O id ie n a llm ä h lic h ab , o h n e d a s s n e u e a n g e s e tz t Avurden; s c h li e s s l ic h b lie b n u r d a s
s te r i le A ly c e lium ü b rig . B a ld scliAvollen d ie S p itz e n d e r F ä d e n des L u f tm y c e ls ein
AYcnig an. A n d e r K u p p e l d e r A n s c hw e llu n g e n t s t a n d e n ein o d e r m e h re re S te rigm e n ,
a n d e re n S p itz e je e in e S p o re a ls le tz t e s G eb ild e .
In Figur 8 Tafel IX ist ein kleines Alycelstück abgebildot; die untere Seite AA'ar untergetaucht
und deshalb steril, die rechte und fertile Seite dagegen erhob sich in die LnFt. AVährcnd
d e r g a n z e n C u ltn rp e r io d e Aviederholte s ic h d ie se E r s c h e in u n g , in d em n u r d a s L u f t -
my c el B a s id ie n m it S p o re n e n tw ic k e lte . D ie Z a lil d e r S p o ren Avar bisAveilen ein oder
d re i, am h ä u f ig s te n zwei o d e r vier. Auf Nährstoflsiibstrat ausgesät, vokiclten sic sich wie die
Basidiensporen der FruchtkörpeT, deren Grösse und Form sie auch besassen. In den Culturen bildete
sich ein grosses Alycel mit Oidien, das nach 14 Tagen die oben beschriebene Sporenbildung zeigte.
Die Culturen Avareii in Bezug auf Nahrung sehr anspruchslos. Das Nährsubstrat reichte,
ohne überhaupt erneuert zu Averden, wochenlaug aus. An abgesclinittenen Alycelstücken, die ich
in AVasser übertrug, dauerte die Sporenliildung einige Zeit fort; merkvvürdigerAveise konnte ich bei
diesen nur zw'ci- und dreisporige Basidien feststellen. In den Culturen auf Nährsubstrat zeigten
die reifen Basidien einzelne A^acuolen, bei der AVasserknltur ging der ganze In h alt in die Spore über.
Die Ciiltiiren auf Nährsubstrat nahmen einen sehr raschen Verlauf; nach vier AVochen
erschienen sie durch Tausende von Sporen Avie mit Alelil bestreut.
Polyporus polyiuorphus n. sp.
(Siehe Tafel IX Figui- 9 — 12.)
Polyporus polymorphiis fand sich im botanischen Garten zu Buitenzorg an alten Baumstämmen
(siehe Figur 9 Tafel IX ). Die halbkreisförmigen, vereinzelt stehenden, dünnen,
sitzenden Fruchtkörper zeichneten sich durch bräimliehe Zonen an der Oberseite aus; die untere
gelbliche Seite AA-ar dicht mit sehr kleinen, unregelmässigen Poren bedeckt (1 — 1,5 mm tief).
Die kleinen Basidien bildeten auf den dünnen Sterigmen vier kleine OA-ale Sporen, Avelchc leicht
anskeimten und ein Alycelium entAvickelten, das aber im Anfang nur dünne sterile Fäden lier\'or-
brachte (siehe Figur 11 Tafel IX).
Die Culturen blieben 14 Tage lang in diffusem Licht stehen. Das Aussehen derselben
nach dieser Zeit geht am besten aus meiner Figur 12 Tafel IX hervor. Auf dem Objcctlrägcr
Avar ein krustenartiger Fruehtkörper entstanden, dem Substrat überall fest anliegend. Dei' Rand
bestand ans einem fädigen, filzigen Alycel; in der Alitte kleidete ein Flymeninm die eckigen Poren
aus. liie r Avaren die Basidien deutlich zn erkennen, Avährend die anderen, nicht porenartigen
Theile steril blieben. Im Ganzen Avurden sechs Culturen angesetzt, die alle die gleiche Bildung
von resupinaten ITuchtkörpcrn zeigten. Die mittleren, älteren Theile waren bei allen Culturen
dicht mit Poren bedeckt und hoben sich durch ihre schmutzig gelbe Farbe von dem A\-eissen
Rand des sterilen Alycels ab. Die in diesen Culturen entstandenen Sporen keimten Avie die zuerst
ansgesäten. Fruchtkörperbildungen, ähnlich den in der Natur vorkonimenden, erzielte ich niemals
auf dem künstlichen Nährsubstrat.
Um den Einfluss des Lichtes bei der Ausbildung des Hymeniums festzustellen, Avnrde ein
alter, reich mit Eruchtkörpern beAvachsener Baumstamm iimgcdreht, so dass die Unterseite der