Hiuu'bikUmg entdockeii. Die Oberseite war aiieb glatt, aber mit einer grossen Vertiefung in
der Mitte.
Die Basidien waren normal gebaut, zeigten aber erst nacli liiiigcrer Zeit eine spärliclie
Sporenbildung. Die Culturen wurden monatelang fortgesetzt, oline dass es nötliig war. neues
Nährsubstrat zuzusetzen. Da aber keine neuen Erscbeiniingen eintraten, so unterliess ich weitere
^’’ersuolie.
Mbe zu erwarten war, gaben die Culturen, die im Dunkel geliaiten wurden, ein ganz
negatives Eesultat. Es bildeten sicli sclileiniige Mycelstränge, die sieb über das ganze Substrat
erstreckten, aber Moelien liindurcb erschien keine Spur eines Fniclitkörperansatzes. Als die
Culturen jedoeli kaum drei Tage dem Lielite ausgesetzt waren, kamen die kleinen, grauen, kugel-
forinigeii Fmditkürper an den Mycelsträngeii hervor, und von diesem Zeitpnnkt ab verlief die
Entwickebmg in der oben beschriebenen "Weise. Dieses Verhalten beweist also, dass das Licht
für die. Entfaltung der Fruelitkörper aiieli bei diesen Formen unbedingt erforderbeli ist.
Vergleichen wir nun die in Figur l a abgebildeton Fmelitkörpev, welche den ausgesäton
Sporen entstammteii, mit denen, die ich in der Cultur erzog, so finden wir einen Uiitorschied,
den man kaum bei zwei Modifieationeii derselben Art erwarten würde.
Die Mntterform nämlich ist behaart und lederartig, die abgeleitete hingegen glatt und
gelatinös. Dass die in der Cultur gewonnene Form für sicli beiirtlieüt zu A. Judae gehört,
brauchen wir nicht weiter michzmveiseii, denn schon Möller führt von dem letztgenannten Pilz
Variationen an, die unzweifelhaft mit unserer Ciilturform zu vereinigen sind.
Aiicli ieh selbst fand in der freien Natur blodifieationen, die eine frappante Aehnlicbkeit
mit der Cultiirvarietät liesassen, trotzdem sie einer typischen A. Judae ziigehörteii.
Hierdurch ist also an der Hand von Ciiltiirversuclieii festgestellt, dass die beiden Extreme,
A. tremulosa und A . purpiirascens, ohne Lücken in einander üliergelien.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Bildung dieser grossen Anzalil von Varietäten in
erster Linie die io lg e äusserer Einflüsse ist. Bei den Plianerogamen und den liölieren Kryptogamen
spielen, wie bekannt, hei der Bildung von Modificationen besonders die Bodenverhältnisse
eine grosse Eolle. Dagegen ist es wenig wahrseheiiilicli, dass die Beschaffenheit des Substrats
und die klimatischen Verhältnisse den oben erwähnten Formen ihr oigentliümliclies und imendlieh
mannigfaltiges Gepräge aufzudriiekeii vermögen. Im Gegentlicil, man trifft auf den lieterogensteu
Lnterlagen oft dieselben Modificationen an, und iimgckclirt kommen die verschiedenen Formgestaltungen
derselben A rt auf dem nändiclien Suiistrat und imter gleiclion äusseren Verliäit-
nissen A'or.
In Figur I d Tafel V I ist ein solcher Fall dargestellt; das Bild ist eine treue Wiedergabe
der Natur. Auf dersellien Baumrinde sassen verscliicdcne Formen. Die olleren Fxcmiilaro waren
schüsselförmig, ilir Hymenium oline Erhöliiingen oder Vertiefungen und an der Oberseite stark
behaart; das untere Exemplar dagegen war flach aiisgebrcitet, mit "«'ölliimgeu verseilen und seine
Oberseite ganz glatt. So in teressan t der Fa ll ist, so A-erinag ick dock n ick t zn ei-klären, Avie liei
derselben A r t versekiodene öiodiiicationen kervorgekolien Averden k ö n n en , aa-ciiu sie, wie liier,
u n te r den gleicken äusseren V e rk ä ltn issen gedeiht. AVir sehen nni', dass sckeinlmr gleiche
Um s tän d e verschiedene An lag en zu Stan d e l.iringen können. AVenn auch in diesem F a lle die
UicktA'erkältnisse dieselben zu sein schienen, so dürfen Avir doch annehmen, dass viele von den
Alodificationen der G a ttu n g A n ricn la ria verschiedenen Coinbinationen \’on Lichteffeeten entsprechen.
AA^ir k onnnen je tz t zu r E rö rte ru n g der anatomischen A’’erhältnisse, die im TTbrigeii Ijei
allen F o rm e n dieselben sind, un d beginnen m it den keulenförmigen Basidien. Nacli Brefeld
(Unters. Bd. V I I , p. 7 0 , ff.) bestehen diese Basidien aus A’ier ülier einander stehenden Zellen.
P a to u illa rd g iebt an (Jo u rn a l de botan iq u e 1 8 8 1 ), dass sie cylindrisch, lang u n d sch lan k sind,
durch Avagerechte AA^ände in drei oder vier A b th e ilu n g en geschieden AA-erden u n d keine Sterigmen an
der Spitze besitzen. N a c h Saccardo (Syllogismus fnng. Bd. AU, p. 4(»7, 7G5) sind sie „p ln rilo cu lare s“,
aber ohne Sterigmen. Möller äu ssert sich (Protobasidiomyceten p. 38) ü b e r diese F ra g e in
folgender AA'eise; „Meine zu vielen Alalen Aviederbolten Un tersu ch u n g en der allerdings rech t scliAver
deutlich sich tb a r zu machenden Basidien lassen keinen ZAveifel d arü b er, dass sie stets in vier
Theilzellen z erfallen.“ A u c h ich h ab e diesen P u n k t einer eingehenden P rü fu n g unterAvorfen, dabei
aber gefunden, d ass sämmtliche An g ab en u n rich tig sind.
D ie P a to n illa rd ’sehe B eh au p tu n g ist insoAveit n ich t zutreffend, als auch die oberste T h e ilzelle
ein Ste rigm a lierA-orbringt, das in der Spitze zu einer nierenförinigen Spore anschAvillt. Die
anderen Theilzellen treiben u n te r d e r SeheideAvand ih re Sterigmen aus, die n ach kurzem AAUchs-
th um Sporen bilden. Die Z ah l der T heilzellen is t n ich t, AA’ie A’on Brefeld un d Alöller angegeben,
A'ier, sondern sie is t, Avie auch Saccardo, P a to u illa rd u. A. b eh au p ten , scliAA-ankend. D e B a ry
(vergl. Morphologie der P ilz e p. 3 3 0 ) g iebt an, dass die Basidien sich in B e ih en von vier bis
fünf Tochterzellen theilen. I c h h ab e ab e r F ä lle b eo b a ch te t, a v o die Zah l sogar sieben AA’ar;
andererseits k om m t es auch vor, dass die Basidie sich ü b e rh au p t n ich t th e ilt u n d n u r an der
Spitze ein sporentragendes Sterigma besitzt.
F ü r die Brefeld’sche H y p o th e se, n ach welcher die Z ah l der Sterigmen bei den Basidiomyceten
von dem Un regehnässigen zu dem Typisch en un d Regelmässigen sich entwickelt h ab en soll, ist
es allerdings von AA'ichtigkeit, dass bei den hö ch st entwickelten F o rmen SchAvankungen in der
Zahl d e r Theilzellen n ic h t Vorkommen. Die A n n ahm e s tim m t a b e r, Avie Avir gesehen h ab en , m it
der AVirklichkeit n ich t überein.
Im Uebrigen h ab e ich den Un tersu ch u n g en A’on jMöller u n d Brefeld ü b e r die Basidien der
Anricu'la n ich ts hinzn-zufügen. Da ss ih re An gaben ü b er die Z ah l u n bedingt un rich tig sind, habe
ich sOAA’ohl an frischem Alatorial, als auch an eingebettetem d u rch Alikrotomsclmitte constatiren
können.
A u c h m e in e C u l t u r v e r s u c h e e r g a b e n e in v o n B r e f e l d ’s u n d A lö l le r ’s A n s i c h t e n
a bA v e ich e n d e s R e s u l t a t . B r e f e l d g i e b t a n , d a s s d ie S p o r e n im AAUsser Avie a u c h in d e r
I lo lto r rn n n ii, Jlykolog. Viitorsucliungoii. ^