Auricularia porpl.yroa (Lev.) Fr., A. temüs Lev., A. pellueicla (Jungh) Fr. und viele autlere zu
veroiiiigi'ii sind.
M ir werden erst die Abbildungen betrachten. , In Figur l a Tafel V I ist eine typische
Amaenlaria polytrielia dargestellt. Der Fn.chfkörper ist mngekel.rt sehüsselförmig und an der
Gbers«te nut einem dicken grauen Filz von langen Haaren besetzt; die tief purpurruthe Unterseite
ist dagegen glatt, es iinden sich liier weder Erhiilinugeii noch AVrticfungen irgend weicher
Art, und der ganze Fruchtkbrper ist dünn und sclimiegsam wie Leder. Im scharfen Gegensatz
liierzu steht Auricularia deliciosa (siehe Figur I b und I c Tafel VI): der wie liei Tremella gelatinöse
Fruchtkörper ist flach ausgebreitet und in der Mitte an dem Substrat befestigt. Die Oberseite
ist ganz glatt, selbst mit der Lupe ist Haarbildung nicht zu eiitdeeken. Die Unterseite ist mit
selir vielen Erhöhungen und Eiiisenkiiugcii versehen, die durcli zahlreiche sich kreuzende Adern
und Falten hervorgcriifen . sind. Selbst der schärfste Beobaehter würde, wenn er die oben
erwälmten e.xtreiiien Formen allein fände, nie auf den Gedanken kommen, dass liier zwei Modifi-
catumen derselben Art vorliegen. Und doeli sind sie dureli alle denkbaren üebergänge und
k anat.onen mit einander verhmiden; es giebt Hunderte von Modificationen, welclie die Brücke
zwisolie.1 den Ansseiigliedern bilden. Da giebt es glatte, zottige, lederartige, fleischige, trockene
gelatinöse,^ mit unzähligen IVaben und Falten versehene, papierdüiine Formen, bald nur so gross
wie eine Frlise, hald bis zu 20 cm im Durchmesser; einige tragen einen Stil in der Mitte, andere
sind stiellos und seitlich befestigt. M ir könnten lange in dieser "Weise fortfaliren, dürfen ims
aber mit dem Hinweis begnügen, dass alle Formen ohne Lücken in einander übergehen.
Es ist wolil überflüssig zu bemerken, dass ein Beobacliter wie Möller in seiner Besprechimo-
von Anriciilaria (Protob. p. 36 u. f.) die zahlreiehen Üebergänge zwischen Auricularia tremellosa
uml A. .Judae mellt übersel.en hat. Aber ieli möelite doch hinzufügen, dass zwischen den extremen
Formen, die Möller beschreibt, der Abstand nicht so gi'oss ist, dass es fern läge, auf eine sein- iialie
Verwandtschaft zwischen diesen zu schliessen. Denn nach Möller’s Mittheilimg (Protob. p. 41)
sind die von ilim angeführten Formen zwar äiisserlioh recht verscliiedeii, nähern sieli einander
aber doch durch dieselbe knorpelige oder gallertartige Bescliaffcnlieit des Fruclitkörpers.
Bei allen von ihm augeführtcii Formen war die Oberseite für das blosse Auge, zumal in
feucliteiii Zustande, fast glatt. Bei mikroskopischer Untersuclmng fand er diese dagegen mit
kurzen Haaren besetzt, aller nicht eigentlich filzig. Die mittlere Schicht des Fruchtkörpers Iiatte
stets einen lockeren Zusammenhalt, in angefeuchtetem Zustande licssen sich dal.er die ollere sterile
uml die untere fertile Seite leicht über den ganzen Fruelitkörper iiin von einander trennen. Diese
Angaben passen auch auf viele von mir gefundene Modificationen. aber bei der oben erwälmten
extremeu^ Auricularia purpiirascens war die Oberseite beliaart wie graufilzige Blätter. Die niittlore
Sdiiclit ist zwar aiieli bei Auricularia purpiirascens von einer weiclieren Bescliaffeulieit als die
Aussenseite,^ aber ohne Anwendung des Messers kann man die sterile und die fertile Seite docli
nicht von einander trennen.
Trotzdem ich in allen von mir besuchten tropischen Gegenden zahln-iehe Uelx-rgänge vorfand,
schienen mir die extremen Formen doch zu sehr verschieden; ich konnte nicht recht glaulx-n,
nur Modificationen der gleichen A rt vor mir zu haben, obgleich auch die Basidien, die Sterigmen,
die Sporen und deren Keimung diesell)en Erscheimmgen zeigten. Eine eiidgiltige JOntscheidiing
dieser Frage liess sich allein im Wege der Cultur treffen, und zAvar nur daun, wenn die (.Viltureii
bis zu der vollständigen Entwickelung eines Fruchtkörpers geführt wurden.
In den geAvöhnlichen Culturen erzielte ieh wohl leicht grosse Mycelhildungen, niemals aher
auch nur einen Ansatz zur Fruchlkör])crbilduiig. Ich säte Sporen einer typischen A. purjnirascens
auf natürlichen Substraten aus, aber solche Versuche hlieben, wie zu eiwai-ten Avar, fruchtlos.
Schliesslich stellte ich eine Mischung von Nährlösung, Gelatine und Agar-Agar zusammen; von
der letzteren Substanz Avurde nur so viel zugesetzt, dass sich eine steife, aber nicht harte Masse
ergab. Nach der nothwendigen Sterilisation Avnrde die Masse auf verschiedene Glasplatten gegossen,
so dass die Oberseite jeder Platte mit einer b'2 cm hohen Schicht Nährsubstrat l)elegt
Avar. Nach schwacher Anfeuchtung des Substrats AA-urden die Sjioren in gewöhnlicher Weise
ausgesät.
D ie C u ltu ren blieben zAvölf Tage lang in einer feuchten K am m e r sich selbst überlassen.
T ro tz aller V o rsich t Avaren jedoch in dieser Z e it einige du rch Bakterien A’crunreinigt un d verdorben
Avorden. Die anderen dagegen zeigten au f d e r Oberfläche des N ä h rsu h s tra ts grauAveisse, schleimige
A d e rn , die sich u n te r dem Mikroskoi) als IMycelien herausstellteii. Sie v erbreiteten sich nach
allen Kich tu n g en , blieben aber immer der U n te rlag e d ich t angeschlosseii. D ie ersten Anlagen der
F ru c h tk ö rp e r Avaren leich t zu erkennen, sie fielen z u n ä ch st auf als k leine kugelförmige Gebilde
von h öchstens 1 mm Du rchmesser, die seitlich an den Myeelfäden en tstan d en un d selbst Ix'i den
zartesten u n d feinsten VerzAveigiingen n ich t fehlten.
D ie C u ltu ren , die bis d ah in in diffusem L ic h t standen, Avurden eine n ach der ändern
dem T ag eslich t ausgesetzt, u n d ZAvar Avurden die L ich tv e rh ältn isse so abgepasst, dass das L ie h t
von u n ten u n d von der Seite, aber n ich t von oben seine W irk u n g ausüben konnte. Na ch einigen
Tagen zeigte sieh schon eine m erk b a re Aenderung. D ie ersten An lag en Avaren grösser gcAvorden,
un d die Z ah l der k leineren Anlagen h a tte sich A'crvielfältigt. V o n n u n an ging die EntAviekelung
schnell Aveiter; die F riu 'h tk ö rp e r erreichten n a ch a c h t Tagen die H ö h e von ^,'2 cm, un d erschienen
als gestielte knopfförmige r ru c h ta iila g e n . N a c h AA-eitereii sieben Tagen Avaren schon vollständige
F ru c h tk ö rp e r gebildet.
D a s H ym en ium bekleidete die flach geAvölbtc Scheibe, die A’on dem dicken Stil getragen
Avurde. E in s d e r Avnndervollen Ih ld e r, die sich d arboten, h ab e ich au f Tafel V I Fig. 5 Avieder-
gegeben. I n einer einzigen C u ltu r befanden sich die F ru c h tk ö rp e r in allen möglichen EntAA'ickelungs-
stadien, von dem ersten A n fa n g an als kleine, schleimige K u g e ln , n u r aus zAvei bis drei Mycel-
fäden bestehend, bis zu A'ollständig entwickelten F ru elitk ö rp ern . Die grossen F ru e litk ö rp e r besassen,
wie gesagt, einen Stiel; die U n te rse ite Avar g la tt, selbst u n ter dem M ikroskop k o n n te ieh keine