
Die Tremellineen, deren Basidien durch zwei Längswände getheilt sind, kommen in den
Tropen überaus häufig vor. Alan trifft sie zu jeder Jahreszeit, und zwar in der Regenperiode
stets, iu der Zeit der Trockenheit dagegen nur nach vorübergehendem Regenfalld)
Boi der Verbreitung der Tremellineen sind also die Feuclitigkeits-Verhältiiisse entschieden
von grosser Bedeutung; dagegen scheinen sehr extreme Temperaturunterschiede oft von geringem
Einfluss zu sein. Denn ich fand in der Regenzeit auf den höchsten Gebirgen Javas und Ceylons
nur Formen, die auch in der Eigene vorkainen.-)
Es erscheint durchaus nicht wunderbar, dass Formen, die sich so grossen Schwankungen
der Lebensverbältnisse anzupassen Avissen, einen ausgedehnten Verbreitungskreis erobern konnten.
Und so finden Avir in der Tha t viele Arten der Tremellineen soAvobl unter der Sonne des Aequa-
tors als hier im kalten Norden.
Zur schönsten Entfaltung kommen die Gallertjiilze unter der EiiiAvirkung der tropischen
Regenzeit; da brechen in den AVäldern ihre Fnichtkörper aus faulenden Holzstämmen, aus morschen
ZAveigen und ans dem feuchten Boden allerorten hervor.
Die Systematik der Tremellineen Avar lange der grössten AAbllkür unterAvorfen. Es fehlte
in der AVertbbestimmung der Gruppen ein maassgebendes Princip, Aveil keine ausreichenden Cbaraktere
zur Unterscheidung der Formcnkreise gefunden Averden konnten und Aveil ein zu grosses
GcAvicbt auf die äussere Gestalt der Formen gelegt Avurde. — Bei den Tremellineen ist die Formausbildung
der Fruelitkörper — Avie auch bei den Daeryomyceten und Äuricularieen — überaus
scbAvankend und besitzt selbst für die Begrenzung der einzelnen Arten einen nur beschränkten
1) Besonders in der Umgebung von Buitenzorg, avo eine anhaltende Dürre nur se lten eintritt, Avar ein ab-
Avochselndes Versclnvinden und tViedererecheinen der Tremellineen in auffallender Me ise zu beobachten. Fehlten die
Niederschläge der Atmosphäre, so verschwanden die Pilz e sofort, um nach nur eintägigem Regenfall ebenso schnell
Aviedcr hcrvorzukomnien.
2) Ein ganz bezeichnendes Beispiel is t folgendes; Ti-emella frondosa, die ich in Noinvegen bei einer Kälte
von — 170 R. noch lebend ge seh en habe, fand ich in der Regenzeit in der Nähe von Colombo an einer S te lle , wo
sic an sonnigen Tagen einer Temperatur von vielleicht + 5 0 0R . ansgesetzt war. Den Einfluss der Feuchtigkeit stellte
ich Avicdcrholt auch durch Experimente fest. Liess ich Individuen der oben erAvähnten Form mit ihrem Substrat
mehrere Tage lang in der Sonne lieg en , so trockneten sie e in ; benetzte ich sie dann und hielt sie feucht, so nahmen
sie nach einem Tage ihr normales, angeschAvolleuos und gallertartiges Aussehen Avieder an.