Oscarbrefeldia n. g.
(Sielio K g. 1 — 9 Tafel I.)
Unseren Pilz. Oscarbrefeldia pcllucida n. sp. fand icli im Selileinifliiis eines Baumes auf
einem meiner Ansfiflge in die Umgebung von Buitenzorg im Ju li 1895.
Der Pilz ist von einem durelidringendcu, eigeutliümlicli tliranartigen Gerueli begleitet, der
mieli, als er mir an einer Stelle auffiel, veranlasste, die niiiicrc Umgebung zu imtersuclieu.
Dieser Gerucli war mir wolil bekannt von dem Scldeimfluss der Ascoidea rub., die ieli
in Münster in lYestfalen Gelegenlieit batte kennen zu lernen.*)
Bei der mikroskopiselieii Untersuchmig schien mir diese Uebereinstiminimg nocli grösser
zu sein. Denn ausser zaldreiclieu Hefezellcu. oidienartigen Ilyplion, Bakterien, Myeelfäden mid
einer grossen Anzalü von Angnillen fand icli auch ein Mycelium mit Conidien, das dem in Münster
gefundenen Pilz selir iümlicli sah.
Zahlreiche, gleichmiissig dicke, mit Selicidewändeu ver.seliene Fäden verzweigten sieh höchst
zierlicli und bildeten niemals Fusionen. Die Farbe der Mycelfädcii war liellbraun oder weisslich.
Im Uebrigeii ist liier wie bei Ascoidea die Farbe vom Substrat ahliängig.
Die erwälmten Conidien waren luigewöhiilich gToss (3C — 6 0 lang und 9 — 1 5 / i breit)
und Sassen an den Enden der meisten Fäden, An einzelnen weisslich gefärbten Stellen der
schleimigen Masse konnte ich nur wenige Conidien feststellen, dagegen zahlreiche Sporangien, die
hier den sonst den Conidien gebührenden Platz eiiiiiahnieii.
Die Sporangien fand ich in allen Stadien der Entwickelung, sowolil als kleine Scliläuclie
wie als entleerte Asceii. Leider war bei diesem ersten Funde die Zalii der Aseeii iiiclit so gross
wie bei Ascoidea saprolegnioides.
■VVie schon unsere Abbildung in Fig. 1 Tafel I zeigt, variiren die Sporangien sowohl in der
Form als in der Anzahl ihrer Sporen stark.
'W ir wollen nun zu den Culturen und den aus ihnen gewonnenen Resultaten übergehen.
Ich wandte eine sehr schwache Nährlösung an, der ich Treinelladecoct zusetzte, bis die Lösung
purpim-othen Körner, so zeigen sie sich unter dem Mikroskop nach allen Richtungen von rotlien Myeelfäden durchzogen,
che zahlreiche ovale Sporangien an den Hyphenenden bilden. Die Sporangien entwickeln eine gi-osse Menge
kleiner rundlicher Sporen; ausser den Sporangien tragen die Mycelion auch Oidien. Im Ueb.rigen habe icli den P ilz niclit
nälier untersucht, da ich nicht erwarten konnte, Wents Beobachtungen etwas Neues hinzufügen zu können. Da die
Sporangien ebenso w ie b e i Thelebolus von einer Hülle von Mycelbyphen — w ie von einem Pcrithecium — iiingcbon
sind, so rechnet "Went sie zu den Theleboleen.
1) Ich muss hier bemerken, dass ich nicht annehme, dass Ascoidea oder Oscarbrefeldia diesen Geruch selbst
hervorbnngt, sondern dass er vielmehr einem der zahlreichen niederen Organismen entspringt, die stets in dem
Schleimfluss Vorkommen. Ich habe Schleimflüsso der verschiedensten Bäume untersucht und in manchen Fällen diesen
thranartigon Geruch auch da gefunden, wo Iceine höheren Pilzformen voricamen. Zuerst glaubte ich überzeugt sein
zu können, dass eine Ascoidea vorhanden se i; denn der Schleimfluss des untersuchten Baumes hatte ausser diesem
eigenthümliclien Geruch auch dieselbe bräunliche Farbe w ie Ascoidea.
nur noch eben flüssig war. In meiner Einleitung lialtc ich den 'V’ortheil von Tremelludecoct bei
den Culturversuchen in den Tropen aiiseimiudergesetzt und brauche deshalb nicht näher darauf
cinzugehen.
Sowohl Conidien als Sporen wurden zum Ausgangspunkt der folgenden Culturen gcnonimon.
Die Conidien koiinten leicht im Wasser ans und zwar meist nur am einen Ende. Sie bildeten
einen verzweigten Myeelfäden (siehe Fig. 2 a und h Taf. 1), der nach Verlauf von 2 liis 3 Tagen
ein eigenthümlich krankhaftes Aussehen amiahin, wie es alle Wasserculturen charakterisiert. Nach
Zusatz von Nährlösung indessen verschwand diese Erselieiming, die iMycelien nahmen ein rasclies
Wachsthimi an und entwickelten sich bald darauf normal; im anderen Falle gingen sie liald
zu Grunde.
Säten wir Conidien unmittelbar in Nährlösung aus, so fanden wir schon nach einer Stunde,
dass die Keimung begonnen hatte, und nach drei Stunden war schon ein Myeelfäden von der doppelten
Länge der Conidien ausgewachsen. Dieser Myeelfäden schnürte Conidien durcli eine Zellwand ah,
und nun traten schnelle Verzweigungen ein, indem sich zahlreiche Scitenäste bildeten. In Folge
der erstaunlichen Schnelligkeit des Wachsthums entwickelte sieh schon nach Verlauf von 24 Stunden
ein Mycelium von ungeahnter Stärke.
In meinen Zeichnungen (Figur 2e bis i Tafel I) ist die Keimung verschiedener Conidien
dargestellt, ich kann mich hier mit einem Hinweis darauf begnügen. Es wird daraus hervorgehen,
dass die Conidien in Nährlösung bald von einer, bald von zwei, ja bisweilen \o n drei Seiten
zugleich keimen.
Wenn das Mycelium die ausreichende Grösse erreicht liatte, tra t die Rildung von neuen
Conidien ein. Die Mycelspitzen nahmen eine ovale Form an und trennten sich durch eine Wand
von dem übrigen Theil des Mycels. Dieser Theil fiel ab, und eine neue apicale Zelle tra t in derselben
Weise hervor. In einzelnen Fällen wurden keine Conidien abgeworfen, und dann bildeten
sich gemmenartige Ketten. Dieser Erscheinung begegncte ich nur dann, wenn die Flüssigkeit durch
reichlichen Zusatz von Agar-Agar und Gelatine recht zähe gemacht war, so dass die Conidien in
der Masse eingebettet am Abfallen gehindert 'wurden.
In Figur 4 Tafel I sehen wir eine solche Gemineiireihe abgehildct. Oft sprosst auch unter
den gebildeten Conidien ein Seitenzweig aus; dieser kann je nach Umständen zu einer Conidie
oder zu einem Ascus werden. Nicht selten wachsen auch zwei bis drei derartige Seitenzweige aus
(siehe Figur 3 b Tafel I). Jedoch in der Regel beginnt die Bildung der Seitenzweige erst nach dem
Abfall der Conidien; recht häufig finden wir, dass die Hauptzweige weiter wachsen, während sämmt-
liche Seitenzweige sich zu Conidien umhildeii (Figur 3 f Tafel I). Die in der Nährlösung aiigesetzten
Conidien behalten im Anfang die Grösse der Mutterconidien, mit dem Erschöpfen der Nährlösung
aber werden sie kleiner.
Von auffallender Wirkung auf die Conidienbildung ist der Einfluss der Luft. Solange die
Myeelfäden noch ln der Flüssigkeit untergct-aucht sind, findet die Conidienhildung nur äusserst