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In dom sclmumigcn Plasma befand sioli der Kern; er liatte eine ellipsoidische Form, und seine
Längaaehse fiel mit der Längsachse des Selilauches zusammen. Der Kern war lialb so breit wie
der Sehlaueli. Auf die nälieren Vorgänge wollen wir nicht oingelien. Der Kern tlieilte sich durch
wicderliolte Zwcitlieilung iu acht Kerne. Bei der letzten Tlieilung standen die Spindolaclisen
senkroelit auf der Längsachse des Ascus. Die fertigen iielit Kerne ordneten sieh in zwei Reilien.
E s sammelte sicli um die acht Kerne ein sehr dichtes, feinkörniges Plasma, welches au der
Bildung der Ascensporeii tlieilnalim. Die jmigen Sporen waren imsprünglicli in zwei Keilien geordnet,
ebenso wie die Kerne. Sie änderten aber ihre Stellimg bei der späteren Ausbildung so, dass sie
111 eine Eeihe zu liegen kamen. In jeder ausgewachsenen Spore sah G. einen centralen Kern.
Vor Kurzem h at aucli H a rp e r‘) einige Uiitersuehungen veröffentlicht, die unter Strasburger’s
Leitimg ausgcführt wurden. In den jungen Ascen von Peziza Steweiisoiiiana fand H. wenigstens
vier Kerne, die meist paarweise beisammen lagen. A u d i die Zellen, aus welclieii die Parapliyseii
entspringen, entliielteii viele sehr kleine Kerne. E r sah zunäclist zwei Kernpaare immer einander
genähert. In den etwas älteren Asceii waren nur zwei Kerne vorhanden, und zwar erheblich
gi-össere, als die früheren. Zunächst lagen sie etwas von einander entfernt. In den folgenden
Stadien schmiegten sie sich an einander an und bildeten endlich einen einzigen Kern. Mit dem
weiteren "Wachsthum des Ascus nahm auch der Kern an Grösse zu.
Der obere Tlieil des Ascus war mit faserigem Plasma gefüllt; hier soll nach H. der Korn
liegen. "Wir wollen nicht näher erörtern, in welcher "Weise der Kern nach H.’s Beobachtungen
später sich tlieilt. Es genügt die Erwähiimig seiner Behauptung, dass durcli die wicderliolte Zweitheilung
erst vier und demnächst acht Kerne entstehen. Die Theilimg des Plasmas bei der Sporenbildung
soll bereits bei der Tlieilung der eben erwähnten vier Tochterkerne (zweiter Generation)
begannen.
Das Plasma zieht sich imi die vier Kerne zusammen und wird dichter. Jeder Kern wird
dann von einer ovalen Pla.smawaiid eiiigeschlossen, welche in der Mitte am dichtesten ist und
nach aussen allmählich dünner wird. Die definitive Aiigreuziuig des elliptischen Sporeiikörpers
wird durch eine zunächst dünne, helle Scliicht vollzogen.
Dies ist die Auffa,ssung von de Bary, Strasimrger u. A, Wir werden uns niclit bei den
anderen Autoren auflialten, denn ilire Auffassung bietet nichts Neues von Intere,sse.’) Sie stimmen
alle darin überein, dass in den zukünftigen Ascen ein Zellkern vorkommt, der durch wiedorliolte
Zweitheilung acht Kerne bildet; und weiter, dass die Kerne die Sporeiibildnng beherrschen.
1) Harper, Beitrag zur Kemitniss der Kerntheilung und Sporenbildung im A scu s, Bcriolito der deiilsohen
bot. Gesellschaft Bd. X III p. 67.
2) Dies g ilt auch der Arbeit von Istvänfi’s , Deber die Holle der Zellltorno. Berichte der deiilsohen hot.
Gesellschaft Bd. XIII.
SänmUliriie Autoren luihen flio Aufgalic dureli nioiplinlogischc Vergli-iclu; y.n lö.seii ge.^uelit,
denn die ()l>]ecte und 'Metliodeu, die ilineu zur Verfügung Htiinden, erlaubte?! nielit einen diri-eten
— wir können sagen ontogenctisclien — Nachweis der Kntwiekelungszusländi*.
Diese indireete Methode lässt der inviducllen Auffassung einen weiten Sjfieli'ainn. in diesem
Falle waren die Forscher auf Coinbinationen von zahlreichen Präparaten angewiesen. Sie siiul alle
von der Voi'aussetziing ausgegangen, dass Kerne hei den Pilzen verkommen.
Während meines Aufenthaltes in Münster benutzte ieh die Gelegenheit, viele Aseomyeeten
zu untersuehen, um mich über das Vorkommen oder das Fehlen der Kerne bei den Pilzctii zu
unterrichten; aher cs gelang mir nicht, Präparate herzustellcn, die Dreteld oder mich von dem
Vorhandensein eines Korns überzeugt hätten. In den Ti'open habe ieh mehrere Hundert Pilze
untersucht und nie einen Zellkern gefunden. Meine Vorgänger haben sieh nur auf allerlei Vergleiche
und sogenannte logische Schlüsse gestützt; aher wer hier nur Mikrotom und Keagentien
verwendet, der arbeitet mit Mitteln, die lediglich zur (b n tro lle dienen können, aber nicht zur
Erniittehmg der wirkliclien Ontogenie. Eine klare Vorstellung des Entwiekelungsganges in diesen
Fragen bekommt man nur, wenn die oben erwähnten Jlülfsmittel gleichzeitig mit den Culturen
angewandt werdcin.
Vorliegende Untersuchungen über die Entwickelung der Sporen der Ascomvceten sind die
einzigen, die nicht auf Com])inationeii und Vergleichen beruhen, sondern auf Culturen und Verfolgung
der Entwickelung desselben Aseus vom ersten Anfang bis zur Bildung und Entleerung
der Sporen. Ich habe mich hier auf eine einzige A rt ])esehränkt; al>er nach den vorlaiiiigeii
Untersuchungen hege ieh keinen Zweifel, dass die Bildung und Differenzirung der S])oren liei den
anderen Aseomyeeten nicht wesentlich id)wciclit von der des oben hescliriebenen Falles.
Wie wenig eingehend de Bary, Strasburger und die anderen Eorseher die AufgMje behandelt
haben, geht daraus hervor, das.s sie, trotz ihrer ühereinstimmenden Behauptung, die Sporen besässen
Kerne, die Kerntheilmig bei den Sporen nicht in Culturen verfolgt hal)en.
Die Sporen der meisten Ascomvceten könn(?n nämlich leicht zur Keimung gebracht werden,
und bilden in den C.'ulturen sehnell grossc Mycelien mit hellem, durehsichtigem Tiihalt. Seihst l)ei
Anwendung recht primitiver Methoden kann man leicht die Keimung der Si)oren und das Auswachsen
eines Schlauches, der einige Zellen in der Cultur bildet, erreichen. Aber derartige
Versuche sind, wie gesagt, frülier nicht unternommen worden. Denn es würde sich d;inn sofort
herausgestellt haben, dass das, was l)is jetzt für Zellkern bei den Pilzen gehalten wurde, theils
Vacuolen, theils Protoplasmaansammlungen, theils auch ProtoplasmaköiTichcn sind. Schon im Laufe
von wenigi'ii St.uiiden sind diese solchen Aendenmgeii der Gestalt unterworfen, dass ihre Deutung
als ZellkcTii ausgeschlossen wird.
Die Ansicht ist fast zu einem Dogma erhüben worden, dass ein Zellkern in jeder lebendigen
Zelle Vorkommen müsse; ist er unsichtbar, so wird dies entweder der Mangelhaftigkeit der optischen
Mittel, oder (hai angewandten Keagentien zugesehriehen. Vor allem kommt hier in Betracht, dass